Hittman – Destroy All Humans – Album Review

Hittman – Destroy All Humans
Herkunft:
USA
Release:
25.09.2020
Label:
No Remorse Records
Dauer:
42:10
Genre:
Heavy Metal


Ich glaube, es gibt keine US-Metal-Hitliste auf diesem Planeten, in der das selbstbetitelte Debütalbum von Hittman und das zweite Album Vivas Machina nicht auf den vorderen Plätzen auftauchen. Trotzdem verlief die Karriere der 1985 gegründeten New Yorker alles andere als reibungslos. Nachdem Hittman auf dem noch jungen deutschen Label Steamhammer erschien und die Band nach dem ersten Erfolg Richtung Major-Deal schielte, scheiterte die Band durch persönliche und das Business betreffende Streitigkeiten, den nächsten so wichtigen Karriereschritt in trockene Tücher zu bekommen. Dadurch erschien Vivas Machina erst 1993 mit großer Verzögerung ebenfalls via Steamhammer.

Die anschließende Tour war eine große Enttäuschung und weitere geschäftliche Komplikationen sorgten für maximalen Frust, so dass Hittman erstmal auf Eis lagen, obwohl am Nachfolgealbum schon gearbeitet wurde. Immer wieder gab es Gerüchte einer Reunion, die im November 2013 mit dem Tod von Gründungsmitglied Mike Buccell in weite Ferne rückte. Erst 2018 war es endlich soweit: Hittman kamen bis auf  den verstobenen Bassisten im Original Line -Up zurück und legten beim Keep It True Festival und 2019 beim Up the Hammers gefeierte Auftritte hin. Nun, 27 Jahre nach Vivas Machina, liegt das ersehnte dritte Album Destroy All Humans auf meinem Tisch, das dieses Mal von den Griechen No Remorse Records in die Regale gehievt wird.

Eine Machtdemonstration nach 27 Jahren Abwesenheit

Ich war sehr gespannt, in welche Richtung sich das neue Album bewegen würde. Nachdem das Debüt noch astreinen US-Metal im Stile von Queensryche und Crimson Glory beinhaltete, war Vivas Machina schon deutlich glattgebügelter, was aber nichts an der Qualität der Songs ändert. Schon wenige Sekunden, nachdem die sphärischen Synthesizerklänge zu Beginn des Titeltracks Destroy All Humans verklungen sind und der Song ins Rollen kommt, wird klar: Hier kommt etwas ganz Großes auf uns zu! Der überlange Opener besticht mit messerscharfen Riffs und einem Dirk Kennedy am Mikrofon, der heute Geoff Tate stimmlich noch näher ist als in den Anfangstagen.

Hat mich der Auftakt schon beeindruckt, klappt mir bei dem an Intensität nicht zu überbietenden Breathe vollends die Kinnlade herunter. Die Nummer ist eine Machtdemonstration nach 27 Jahren Abwesenheit von der großen Bühne und degradiert die letzten Werke von Queensryche zu kläglichen Versuchen, die Magie von Alben wie Empire oder Operation Mindcrime wiederholen zu können. Schaut euch HIER das aktuelle Lyric Video an und kniet nieder!

Das unterstreicht das gefühlvolle und ultramelodische The Ledge weiter, das sich ebenfalls am Sound des Megasellers Empire orientiert. Dabei möchte ich das Wort abkupfern aber gar nicht verwenden, denn obwohl der Spirit der Vorbilder aus Seattle allgegenwärtig ist, sind die großartige Gitarrenarbeit und der dynamische Songaufbau einfach nur zum Zungeschnalzen. Das schöne Lyric Video, das du HIER findest, bestätigt dies eindrucksvoll. Code of Honour ist ein Überbleibsel aus den Anfangstagen von Hittman und braucht ein wenig, um seine Wirkung zu entfalten, brilliert aber mit einer fantastischen Gesangsleistung, während das treibende Total Amnesia am besten den US-Metal, den die Band auf ihrem Debüt so eindrucksvoll mitgeprägt hat, repräsentiert.

Zentimeterdicke Gänsehaut am ganzen Körper

Mit den locker-leichten Thin Lizzy Gitarrenharmonien beginnt 1000 Souls zunächst unspektakulär, um unvermittelt mit einem Gänsehautrefrain auf den nächsten Höhepunkt des Albums hinzusteuern. Das Eröffnungsriff bei Out in the Cold erinnert mich hingegen ungemein an Accept. Auch der Song stammt noch aus der Zeit vor dem Debütalbum Hittman und trägt dementsprechend die pure US-Metal-DNA der Band in sich. Beim Intro von Love, ‚The Assassin‘ fühlt man sich unweigerlich an Operation Mindcrime erinnert. Neben dem Titeltrack gehört er mit über sieben Minuten zu den längsten Stücken des Albums. Der Song bekommt somit Zeit, sich von der düsteren Grundstimmung zu lösen und auf ein bewegendes Finale zuzusteuern, indem das Gitarrenduo Bacchi/Kristen mit ausgefeilten Soli brillieren kann und Dirk Kennedy alles in den dramatischen Gesang wirft.


Fazit
Schon lange hat kein Album mehr einen solchen Suchtfaktor bei mir erzeugt wie Destroy All Humans. Das Album beinhaltet einfach alles, was ich am Heavy Metal liebe. Ein Maximum an Melodie, verpackt in acht Songs, die nur so vor Dynamik und Leidenschaft sprühen und on Top einen Sänger, der mir eine Gänsehaut nach der nächsten über den Rücken jagt. Deshalb bleibt mir gar keine andere Wahl, als hier die Höchstnote 10/10 zu zücken und zu hoffen, Hittman bekommen die Möglichkeit, mit dem Album im Gepäck auf Tour gehen zu können, sobald das wieder möglich ist!
9,5

Line Up
Dirk Kennedy – Gesang, Keyboards
Jim Bacchi – Gitarre, Keyboards, Hintergrund Gesang
John Kristen – Gitarre
Greg Bier – Bass
Jai ‚Es – Schlagzeug auf „Destroy All Humans“, „Breathe“ & „Total Amnesia“01. Destroy All Humans
Fugazi – Schlagzeug bei allen anderen Songs

Tracklist
01. Destroy All Humans
02. Breathe
03. The Ledge
04. Code of Honour
05. Total Amnesia
06. 1000 Souls
07. Out in the Cold
08. Love, ‚The Assassin‘

Links
Facebook Hittmann
Facebook No Remorse Records Greece


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