High Desert Queen – Palm Reader – Album Review

High Desert Queen – Palm Reader
Herkunft: Austin / Texas
Release: 31.05.2024
Label: Magnetic Eye Records
Dauer: 43:07
Genre: Texas Desert Rock


Foto Credit: Stacey Lovett

Sehr gut und gerne erinnere ich mich drei Jahre zurück an das Debütalbum von High Desert Queen. Die mächtigen Riffs gepaart mit entspannten Momenten sind in mir kleben geblieben. Die Texaner haben auf ihrem Erstling vom Stoner Rock bis hin zum Doom eine Breite präsentiert, die noch heute positive Erinnerungen in mir weckt.

Doch das aktuelle zweite Album Palm Reader ist nicht das erste Lebenszeichen seit 2021. Letztes Jahr haben High Desert Queen im Rahmen der Reihe Turned to Stone mit Chapter 8: The Wake eine Split-Release mit den Mexikanern von Blue Heron veröffentlicht. Die enthaltenen drei Songs klingen so ganz anders, als das Debüt. Viel sanfter präsentierte sich die Band und zeigte mehr Einflüssen aus Rock und Grunge. Das alles klingt nach hörbarer Veränderung und doch trotzdem erhoffe ich mir als Fan des Erstlings ein qualitativ hochwertiges Album.

Von Aliens und weiblicher Todeswahrnehmung

Nach wenigen Augenblicken ist klar, dass High Desert Queen noch riffen und nicht nur zum Rocken runtergeschalten haben. Ancient Aliens lebt vom massiven Riff, dem schwingenden Bass und natürlich vom eingelassenen Gitarrensolo. Dieser Opener stellt erst mal alle Zweifler zufrieden und widerspiegelt doch nicht den weiteren Verlauf des Albums.

Um Neues kommen wir nicht herum. Schon der zweite Track Death Perception, der HIER angehört werden kann, bietet nicht mehr dem Riff das einzige Rampenlicht. Statt dessen wird die Gastsängerin Emma Näslund, sonst bei Gaupa am Mikro, in den Vordergrund stellt. Ihre eigene und prägende Stimme bringt ein rockig-kühles Feeling in den Song, welcher lediglich am Ende wieder von dichten Riffs genährt wird. Alle Zeichen stehen auf Veränderung.

Ein Kreislauf mit offenen Punkten

Head Honcho nimmt mächtigen Anlauf, denn der lange Atem soll neuen Minuten reichen. Nach drei minütigem Vorbereitungsriffs, lösen High Desert Queen erstmals die Handbremse und schreddern den Hang mit Highspeed hinunter. Doch die Band will nicht pure Energie und stoppt unerwartet die Geschwindigkeit. Improvisationen füttern ein aufkommendes Livegefühl, welches wieder verloren geht, als psychedelische, verspielte Momente angeschlagen werden. Mit viel Riff versucht man den Rahmen zum Beginn zu schließen. Ein Kreislauf, der viele Fragen offen lässt.

Der Titelsong Palm Reader zeigt, dass die Texaner sich doch deutlich von den fuzzigen und auch doomigen Riffmonstern entfernt haben. Der Song enthält Groove, alternativ Rock und Stoner Riffs. Dazu tobt sich Gitarrist Rusty Miller im Mittelteil aus, als wenn der Höhepunkt des Livekonzertes gekommen ist. High Desert Queen haben viel getourt und das eingesogene Bühnenfeeling steckt kompakt in diesem Song.

Die neue Königin der Improvisation

Ja, der Preis für die bühnenreife Leistung geht auch bei Time Waster an den Gitarristen, der alles aus seinem Instrument herausimprovisiert. Der Track Palm Reader war also kein Ausflug, sondern eine Entwicklung von der riffbetonten Stonerband hin zum breit aufgestellten Rocker. Eine Mischung aus Blue, Psychedelic und Stoner bringt uns Tuesday Night Blues. Ryan Garney singt nicht mehr, sondern spricht Geschichten. Auch nach mehrmaligem Hören, bin ich mir nicht sicher, ob das Stück so auf das Album passt. Es klingt eigen und so anders als alles, wofür ich die Texaner bisher hielt.

Die finale Suche nach dem roten Faden

An diesem Eindruck wird auch Solar Rain, die zweite überlange Nummer, nicht mehr viel ändern. Der Gesang gleitet in emotionale, alternative Gefilde ab. Periodisch wird der Song von mächtigen Riffattacken unterbrochen, die scheinbar versuchen zu eskalieren. Doch die Band kehrt immer wieder in den Kreislauf des Auf und Ab zurück.

Die emotionalen Momente der Gesangsstimme erinnern an Katatonia, die folgenden quälenden Gitarrenriffs und gezogenen Schreie sind dem Sludge entnommen. Solar Rain will viel und bietet Breite, aber nachdem die neun Minuten verklungen sind, steht man etwas ratlos da. Was war die Inspiration für diesen allesumfassenden Brocken und warum gelingt es dem Hörer nicht den roten Faden auszumachen?


Fazit
High Desert Queen haben sich massiv vom Debüt entfernt. Die präsentierte Entwicklung, weckt Vorfreude auf Liveshows durch die coolen eingebauten Improvisationen. Doch Palm Reader schießt auch mehrmals über das Ziel heraus und will zu viel, ohne den Hörer komplett mitnehmen zu können. 7 / 10

Line Up
Phil Hook – Schlagzeug
Ryan Garney – Gesang
Rusty Miller – Gitarre
Morgan Miller – Bass

Tracklist
01. Ancient Aliens
02. Death Perception
03. Head Honcho
04. Palm Reader
05. Time Waster
06. Tuesday Night Blues
07. Solar Rain

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