Helloween – Nachgefragt bei Markus Grosskopf – Interview

Helloween haben mit ihrem selftitled Album nach über 30 Jahren eine der am meisten beachteten Wiedervereinigungen in der Metal Historie vollzogen. Markus Grosskopf hat sich – als einer der wenigen die auf jedem bisherigen Album dabei waren – Zeit genommen um mit mir genau darüber und über manch andere Themen zu quasseln.


Foto Credit: Franz Schepers

Patrick (Soundmagnet): Hallo Markus. Erstmal Gratulation zum neuen Album – es ist wirklich cool geworden. Diese Reunion war ja soweit ich weiß nur für die Pumpkins United Tour geplant gewesen. Wie kam es denn dann dazu, dass ihr in der Besetzung dann doch noch ein Album aufgenommen habt?
Markus (Helloween): Dankeschön. Ich weiß nicht inwiefern du die ganze Geschichte von Helloween kennst. Die Jungs waren ja früher schon dabei und dann gabs ja, naja es gab ja auch ein bisschen Zoff, ein bisschen Krach. Kai (Anm. der Redaktion: Hansen) ist von selber gegangen. Eigentlich nicht nur wegen Krach, auch wegen verschiedenen anderen Dingen. Und es war halt teilweise nicht so schön und irgendwie hat uns das überworfen alles. Naja gut, dann kams zu Wechseln und so weiter, das hat ja natürlich ein paar Wunden überlassen, ein paar Narben sind entstanden. Und als wir dann die Idee hatten die Reunion zu machen, die ja auch von langer Hand relativ gut vorbereitet war. Das war ja jetzt nicht irgendwie ein Anruf und irgendwie wurde nicht gesagt lass ma heute Abend ne Blues Session machen und so, und dann können wa mal checken. Man musste sich langsam wieder annähern und dafür haben wir uns sehr viel Zeit genommen, wie eigentlich für alles was wir machen. Und ja da hat man dann gesagt, was war die Frage nochmal? Jetzt hab ich mich rausgeredet.

Patrick: Wie ist es dann nach der Tour dazu gekommen, dass ihr gesagt habt „Wir machen jetzt ein Album auch noch“?
Markus: Alles klar, als es dann lief und wir uns einig waren dass wir wieder zusammen arbeiten wollen haben wir dann gesagt, ok, wir haben uns immer die Möglichkeit offen gehalten, dass es vielleicht schief gehen könnte oder so, was natürlich irgendwie keiner wollte aber man weiß ja nie. Da haben wir gesagt OK wenn wir jetzt im Studio anfangen ne Platte zu machen und gehn uns da dermaßen aufn Sack, dass es nicht mehr richtig gut funktioniert, müssen wir trotzdem noch das Produkt abliefern. Und im kreativen Prozess im Studio, wenn man sich da nicht mehr irgendwie grün ist miteinander noch weiterzuarbeiten, das ist immer sehr schwer. Wohingegen wir gesagt haben OK lass uns mit der Tour anfangen, wir habens mal andersrum aufgerollt. Wenns auf Tour nicht klappen sollte, kann man immer noch abends die Show spielen und dann kann jeder auf sein Zimmerchen gehn oder was. Das kriegste dann noch rum irgendwie. Deswegen haben wir gesagt, wenns auf Tour klappt, reden wir über ne Platte und deswegen haben wir das so rum aufgerollt. Und da das wunderbar geklappt hat, das Verständnis auch herrlich war und die beiden Sänger super miteinander ausgekommen sind, vor allen Dingen auch. Ist ja keine normale Konstellation, ne Heavy Metal Band mit zwei Sängern. Oder drei, Kai ist ja auch noch dabei, haben wir das erstmal so versucht und dann gesagt, wenns klappt gehen wir ins Studio und das hat wunderbar geklappt.

Patrick: Dann freuen wir uns, dass es geklappt hat. Inwieweit hat sich das denn aufs Songwriting ausgewirkt, wo ihr jetzt drei Sänger und drei Gitarristen hattet? Es ist ja im Vergleich zu den vorigen Alben etwas anders gelaufen, wenns ums Songwriting gegangen ist.
Markus: Ja klar, da waren eben zwei Leute weniger und jetzt warst du mit Ideen natürlich mega überhäuft bis dir die Birne geplatzt ist. Wenn du da stehst und jammst und jeder schmeißt dir irgendwie ne Idee an den Kopf, die du grad mal ausprobieren sollst ist das natürlich ewig viel mehr als mit zwei Leuten weniger aber es macht natürlich auch Spaß. Du probierst natürlich alle Ideen aus, das macht es nicht einfacher, aber so ein Song fragt ja auch immer – der schreit ja nach ner Struktur. Und da gibts natürlich verschiedene Wege den fertigzustellen. Und jeder hat natürlich ne andere Idee und wenn du dann da stehst und spielst von morgens bis abends und 1000 Ideen reinkloppst, ist dein Kopf natürlich irgendwann voll mit Ideen die irgendwie rauswollen. Das macht es natürlich nicht einfacher aber ist natürlich ein megakreativer Prozess gewesen, was natürlich sich am Ende alles ausgezahlt hat.

Patrick: Das heißt euer Problem war eher, dass ihr eigentlich zu viele Ideen hattet?
Markus: Joa, wir sind ja auch fünf Songschreiber mittlerweile, oder sechs sogar aber mitunter haben wir eben alle irgendwie Ideen gehabt und auch das Luxusproblem gehabt, dass es nun tatsächlich zu viel auch gewesen ist. Und da mussten wir uns dann natürlich entscheiden wie wollen wir die Platte klingen lassen, wie soll der Rahmen aussehen… wie soll der Kuchen schmecken. Und da hatten wir natürlich ne Megaauswahl. Viele Songs oder viele Ideen. Wir konnten nicht alles aufnehmen. Wir haben dort schon lange gesessen und Sachen angehört die wir in der Zwischenzeit geschrieben und aufgenommen haben so in unseren Studiöchens zu Hause und dann ist ne Menge Zeug bei rausgekommen wo wir uns nachm ersten Mal hören erstmal hingesetzt haben und gesagt haben alles klar, lass den Kram nochmal irgendwie sacken, lass es mitnehmen und nach ein paar Wochen nochmal treffen. Da wurde das Bild dann auch schon klarer, welche Songs sich selber angeboten haben. Manche Songs sind sofort klar, da hörst du alles klar, das geht gar nicht anders, den müssen wir aufnehmen. Die werden dann auch geil und cool und super. Manche haste erstmal nicht beachtet aber im Studio entwickeln sich teilweise Songs und Sachen wo du denkst, oh geil der hat sich ja doch noch ein bisschen rausgemacht beim Produzieren. Manche Songs brauchen halt ein bisschen mehr Liebe als andere, damit sie sich irgendwie entfalten. Und manche entstehen auch wirklich erst im Studio so, dass du sagst alles klar den nehmen wir. Aber andere sind dann auch wieder ganz von vornherein klar. Und das herauszufinden vorher ist immer gar nicht so einfach, aber ich glaub wir haben das ganz gut hingekriegt.

Patrick: Da wir ja gerade drüber geredet haben, wie das Album klingen soll. Das ist jetzt ein Vergleich, den du wahrscheinlich gar nicht mehr hören kannst, aber phasenweise gibts Songs die doch stark an die ersten beiden Keeper Alben erinnern. War das in der Richtung beabsichtigt, oder habt ihr einfach drauf los gespielt?
Markus: Ich kann den Vergleich durchaus nachvollziehen, ist nicht so, dass ich das nicht mehr hören kann. Das sind ja auch schöne Sachen, wir spielen sie auch immer wieder und mir macht das auch gar nichts aus. Ich spiel ja auch lieber Sachen die die Leute geil finden als irgendwelche Sachen die sie gar nicht so gern hören wollen nur weil ich andere Sachen spielen will. Ist natürlich immer geiler beim Konzert Sachen zu spielen die die Leute auch geil finden. Dafür würd ich auch in zehn Jahren noch immer sehr gerne Future World spielen oder I Want Out und sowas mit Helloween, das macht mir nichts aus. Ja wir wussten nicht so genau, wir haben gedacht erstmal, lass mal ein paar Songs schreiben, nachdem wir festgestellt es geht wunderbar zusammen wieder und haben uns eigentlich auch gar nicht so drauf festgebissen nach Keeper zu klingen oder irgendwie so. Und trotzdem kam Kai dann doch mit diesem langen Song – mit diesem Epic Song, ums Eck geschissen und hat gesagt kuck mal ich hab hier was. Und da war dann nach dem ersten Hören, nach den ersten paar Riffs, nach den ersten Minuten schon klar, das ist es wert noch weiter dran zu arbeiten und natürlich schlägt der so ein bisschen in die Bresche von den epischen  Keeper Songs und Halloween Song und sowas. Und da haben wir gesagt na warum nicht. Der Song hat ein Konzept in sich selbst, ist jetzt aber kein Konzept für die ganze Platte oder so. Und was jetzt draus geworden ist, finde ich ist jetzt so ein bisschen was aus der Vergangenheit mit diesen Parts und mit diesen Songs die drauf sind, ist aber auch für die jetzige Zeit irgendwie wertig und klingt aber auch, dass in der Zukunft noch was kommen könnte, weil wir ja noch viele Ideen haben. Also ich finde es verbindet so die Vergangenheit mit der jetzigen Zeit mit der Zukunft auch noch, weil eben auch noch viel Potenzial trotzdem drin steckt und vorhanden ist.

Patrick: Wie ist es denn jetzt dazu gekommen, dass ihr das Album jetzt Helloween genannt habt? Hat das eine größere Bedeutung für euch?
Markus: Nunja es war erst natürlich die Idee, so Skyfall ist ja eigentlich so ein  Titeltrack für diese Scheibe. Da hatten wir erst die Idee den am Anfang zu packen und das ganze irgendwie Helloween – Skyfall the blablabla oder sonstwas zu nennen und hin und her und haben gesucht. Haben auch einige ganz gute Ideen gefunden, aber im Endeffekt haben wir uns gesagt naja kuck mal, die zwei neuen alten Leute dabei, oder die zwei alten neuen Leute wieder dabei mit der Platte mit der Tournee ist ja fast schon wie ein Neuanfang, wie ne Neugeburt – wie eine Wiedergeburt. Und da braucht es eigentlich keinen anderen Namen als den Namen der Band um das deutlich zu machen. Obwohl das ist jetzt nichts nagelneues, wir haben das Rad jetzt nicht neu erfunden. Wir haben das sogar bei ner Mini LP schonmal gemacht. Aber gerade darauf zurückgreifend fanden wir das am treffendsten zu sagen OK that’s Helloween. Und mehr braucht es eigentlich nicht fanden wir.

Patrick: Das Album kommt ja in diversen Sammlereditionen in den Handeln. Also Goldene Platten, schwarze Platten, Booklets und so weiter.
Markus: Ja, wenn wir keine goldenen Scheiben mehr kriegen von der Industrie, machen wir uns unsere goldenen Scheiben selber.

Patrick: Sammelst du selber auch, oder bist du nur normaler Hörer?
Markus: Ich sammel natürlich alles was mit Helloween zu tun hat. Seit vielen Jahren machen wir zu jeder Scheibe auch immer mehr Vinyl wieder. Die hab ich natürlich in meinem Schrank und sammel die und horte die. Von anderen Bands mach ich das natürlich nicht. Obwohl Dani (Anmerkung der Redaktion: Löble) ist da ganz anders, der sammelt auch ganz viel LP’s überhaupt so. Das ist ein richtiger LP Fan noch, so ein richtiger Vinyl Sammler noch. Das bin ich jetzt nicht aber meine eigenen Sachen die hab ich schon ganz gern im Schrank, als jemand der da zu mit beigetragen hatte.

Patrick: Bezüglich dem vorab veröffentlichten Titel Skyfall, da gab es ja ein unglaublich aufwändiges Video dazu. Wie ist es dazu gekommen, dass das so groß wurde? Und hast du da im Vergleich zu anderen Videoproduktionen, die ja wesentlich kleiner waren Unterschiede wahrgenommen?
Markus: Also eigentlich kam das auch ein bisschen durch die Pandemie, dass da auch einige Aufträge von Martin Häusler weggefallen sind, also der hatte jetzt natürlich viel mehr Zeit in dieser Pandemie, wir hatten viel mehr Zeit in dieser Pandemie, obwohl wir haben ja eigentlich nur zwei, drei Tage da rumgehampelt und uns wurde gesagt hier hin stellen, das machen so. Aber er hat halt jetzt irgendwie viel Zeit gehabt und wenn er normal durchgearbeitet hätte, hätte er das auch glaube ich gar nicht machen können. Da sind wir ihm auch heute noch dankbar für. Und die Idee dazu, der Text gibt es eigentlich schon vor, die Geschichte steht ja schon im Text. Und da hat uns die Pandemie mit der Zeit die wir hatten auch ein bisschen in die Karten gespielt muss ich sagen, sonst hätten wirs wahrscheinlich nicht so machen können. Weil das hat doch schon sehr lange gedauert, diese aufwändigen Geschichten da so reinzuarbeiten.

Patrick: Hast du einen persönlichen Lieblingssong auf dem neuen Album?
Markus: Boah, das ist immer verschieden. Das geile ist ja, mit so vielen Songschreibern hast du ja auch ganz viele verschiedene Facetten. Das klingt ja nicht nach einem Song oder nach einem Stil durch. Das ist der Vorteil wenn man so viele verschiedene Songschreiber hat. Dann hast du ganz viele Facetten. Das macht die Range an verschiedenen Elementen viel größer und da hast du jede Woche nen neuen Lieblingssong. Im Moment bin ich grade auf Angels, aber kann nächste Woche wieder anders sein.

Patrick: Die Termine für die United Alive Tour 2022 die hoffentlich stattfinden kann sind ja schon geplant. Die Tour sollte rechtzeitig vor der Festivalsaison enden. Nehmt ihr euch den Sommer frei oder können wir euch hoffentlich noch wo begutachten?
Markus: Weiß ich nicht was wir machen. Wir machen immer gerne Festivals und auch viele. Aber es wird nächstes Jahr wahrscheinlich schwer sein. Kuck mal die ganzen Festivals die nächstes Jahr laufen, die sind ja vom Billing her eigentlich schon gebucht, die wurden ja immer nur vorverschoben und da kommen wir eigentlich gar nicht mehr rauf. Das wäre das Jahr gewesen wo wir im Studio gewesen wären und dann hätten wir natürlich mit der Tour die Festivals bestritten, aber jetzt ist es ein bisschen schwieriger geworden weil die ja alle schon gebucht sind oder vollgebucht sind mit Bands. Müssen wir sehen was wir machen erstmal irgendwie und keine Ahnung. Und zwischen den Festivals zu spielen… vielleicht fahren wir dann auf andere Kontinente wenn man schon wieder darf oder so. Mal sehen ich weiß es auch nicht genau. Es wird ja alles irgendwie neu gemischt. Gibt ja auch sicherlich ganz viele Bands die losfahren. Ganz viele Bands haben ja Produkte rausgebracht und sowie man darf, dann werden die auch sicherlich alle wieder losbrettern. Das wird sicherlich nicht ganz einfach. Da hast du dann sicher in einer Woche tierisch viele Shows in der Stadt wo du dir halt was aussuchen musst. Und mehr Geld haben die Leute in der Pandemie sicher auch nicht verdient. Das wird schon alles nicht so einfach, aber wir werden das schon durchziehen. Wir geben nicht auf, uns wirst nicht los so schnell.

Patrick: Sandberg hat dir ja für die Tour diesen coolen Kürbisbass gebaut. Gibt es da inzwischen Pläne ob genau der oder ein anderes Markus Grosskopf Signature Modell in Serie geht?
Markus: Nö da gabs eigentlich nichts, also haben wir auch jetzt noch nicht besprochen. Ich wüsste auch ehrlich gesagt wer nen Kürbisbass spielen sollte außer wenn du jetzt bei Helloween bist. Wenn das jetzt nichts mit Kürbissen zu tun hätte wäre das vielleicht was anderes mit ein paar anderen Spezifikationen oder so, aber das ist ja nun so spezifisch auf Helloween gemünzt. Welcher Bassist aus welcher Band sollte speziell jetzt nen Kürbisbass spielen. Deswegen wird er wahrscheinlich nicht in Serie gehen und ein Einzelstück bleiben, was ja auch ganz reizvoll ist. Ich hab ja auch noch nen zweiten in der Mache der demnächst dann erscheinen soll. Aber ist glaub ich echt schwer, weil wüsst ich nicht wer nen Kürbisbass spielen sollte wenn du nicht bei Helloween bist.

Patrick: Es gibt auch keinen Plan jetzt einen Nicht-Kürbisbass mit deinem Namen drauf rauszubringen?
Markus: Ein Signature Modell, nö. Nicht unbedingt. Ich hab ja jetzt soweit außer dem Kürbisbass kein Signature Modell. Weil ich sag mal du mach mir den Pickup rein oder die Schaltung aber das ist jetzt nicht big signature. Vielleicht kann man mal überlegen irgendwann ob man mal einen zum Signature macht. Vielleicht den weißen den ich da immer spiel, den verrotteten. Mal sehen, aber kann man alles noch drüber schnacken. Aber erstmal noch kein Plan, erstmal kommt noch ein zweiter Kürbass dazu.

Patrick: Du bist ja inzwischen einige Jahre dabei. Was hat sich denn deiner Meinung nach auf Konzerten heutzutage verändert – zum guten oder zum schlechten -, wenn du Konzerte die heute stattfinden vergleichst mit Konzerten aus deiner Anfangszeit?
Markus: Ich würde sagen bei Konzerten da hat sich relativ wenig verändert. Die Leute gehen hin, die haben ihren Spaß. Das was sie live sehen, das ist genau die Sekunde. Das ist ohne Netz und doppelten Boden. Die Emotion die rüberkommt in genau diesem Moment ist immer noch die gleiche so. Da hat sich nicht viel verändert und ich muss sagen da bin ich auch froh drüber. Ein  bisschen Technik hat sich verändert, wir haben In-Ears und so, das kriegen aber die Leute nicht mit. Auf technischer Seite hat sich einiges geändert, was jetzt aber das reine Gefühl beim Konzert zu stehn, sich ein paar Bier reinzuziehn und das Konzert zu genießen. Das hat ja nix damit zu tun, dass sich die Technik verändert hat.  Was auch ganz gut ist. Es gibt Dinge die verändern sich nicht. Alles andere drumherum verändert sich ja. Das ganze Business, die Medien, die CD’s, damals gabs Kassetten, die ganze Medienlandschaft hat sich verändert. Alles hat sich verändert um dieses ganze Business herum, aber eben – und dafür bin ich auch ganz dankbar – wenn ich auf die Bühne geh und spiel dann spiel ich. Und das Gefühl, die Emotion ist immer noch die selbe wie damals. Und das ist ganz gut so, das ist ja ne Megaenergie die auch von den Leuten kommt und das ist das was du spürst. Das hat sich Gott sei Dank nicht verändert. Na gut, die nehmen halt teilweise mit Handys auf. Also statt Feuerzeuge hast du natürlich jetzt Handylichter. Das hat sich so ein bisschen verändert. Manche stehen halt mitm Handy da und halten dir das Ding vor die Nase. Aber gut, müssen sie wissen wenn sie da Bock drauf haben, also das gabs natürlich früher nicht. Also so ein kleines Bild hat sich schon verändert vom Publikum. Wenn sie ihre Kerzchen alle anmachen. Aber ich glaub das Gefühl, die Emotion und der Bock – schönes Bierchen schlabbern, dann ab aufs Konzert genießen, das ist immer noch das selbe denk ich.

Patrick: Du bist ja bekannt dafür, dass du teilweise sehr melodische und zum Teil virtuose Basslines spielst ohne dafür unbedingt solieren zu müssen. Eagly Fly Free ist da etwa das Paradebeispiel oder eben auch bei Skyfall gibt es da ein paar Passagen. Wie kommst du auf solche Riffs?
Markus: Ich wollte immer schon alles irgendwie interessant untermalen. Wo man sich natürlich auch im Arrangement und im Song abhebt von anderen Bands die straight durchspielen und das muss natürlich auch bei manchen Songs sein weil der Song das erfordert. Kann ich auch verstehen, ich liebe auch AC/DC und Judas Priest für ihre Geradlinigkeit gerade im unteren Bereich. Das macht deren Musik auch mit aus. Aber um uns auch davon abzuheben haben wir uns natürlich auch irgendwie was ausgedacht was nicht ganz so typisch ist und wenn Weiki (Anmerkung der Redaktion: Michael Weikath) Songs geschrieben hat hat er auch gesagt denk dir mal was schönes aus, wir wollen da mal was interessantes machen. Und er hat einen da auch immer bestärkt in dieser Art und Weise die Songs halt damit versuchen interessanter zu gestalten, damit die sich das ein bisschen von der Masse heraushebt und so ein bisschen Progressivität mit reinfließen lässt. Auch die ganzen Arrangements von Helloween sowieso. Da ist ab und zu auch so ein bisschen Platz für solche Geschichten, das hat mir auch immer Spaß gemacht. Wobei Steve Harris hat das auch mit gemacht. Und John Entwistle – ich bin großer John Entwistle Fan – und Geezer Butler und all so ne Sachen. Ich wollt das nicht nachspielen aber ich fand die Art und Weise wie die den Bass in diese Musik integriert haben interessant und hab versucht meinen eigenen Stil da drin zu finden, was mir ja einigermaßen gelungen ist auch.

Patrick: Das heißt, du hast da jetzt nie großartig Überzeugungsarbeit leisten müssen, dass deine Gitarristen dir das durchgehen lassen?
Markus: Na gut es gibt Teile wo du denkst, oh scheiße da könnte man ja mal, und da hast du ne tolle Idee aber natürlich darfst du nicht nen Refrain totspielen oder ne Hook totspielen mit ner anderen Melodie die du da rüberhubst. Weil ein Gehör kriegt natürlich immer nur so und so viel Information mit und wenn da  ein Hook ist der da dominant ist im Refrain meistens, dann kannst du da natürlich nicht ne Linie drunter spielen die sich mitm Gesang beißt oder so. Da musst du schon kucken, dass du dem folgst und das unterstützt. Aber wenn Platz ist kann man da mal irgendwie einen reinwerfen, man muss sich den Platz halt suchen oder schaffen oder machen oder so arrangieren wo es eben passt. Das ist manchmal gar nicht einfach aber das macht die Sache auch interessanter wenn du mich fragst. Und das wollen die Leute auch oftmals, bei uns die Songschreiber, dass da irgendwas passiert. Obwohl es passt nicht immer, man muss kucken. Der Song schreit natürlich immer was er haben will und was er braucht. So ungefähr.

Patrick: Wir sind schon bei der letzten Frage. Was tut sich bei dir abseits von Helloween? Können wir zum Beispiel mit einem neuen Bassinvaders Album rechnen?
Markus: Also ich hab jetzt diese Zeit drüber nachgedacht vielleicht mal was zu machen. Aber kuck mal so n Bassinvaders Album das hat mich über ein dreiviertel Jahr beschäftigt, wenn nicht sogar noch länger. Und weil ich auch alles alleine gemacht habe und den Anspruch hatte das zu produzieren, aufzunehmen, zu mischen und machen und tun und die Organisation und so hätt ich dann natürlich auch gemacht. Aber ich bin seit Mitte der 80er fast nie ein ganzes Jahr mal zu Hause gewesen und jetzt hatt ich mal die Gelegenheit irgendwie mal was anderes zu machen. Ich mein wir haben auch schon Ideen entwickelt und geschrieben und getan so ein bisschen. Aber hätt ich da jetzt was gemacht, wär ich jetzt von der einen Produktion die mit Helloween gerade abgeschlossen wurde, direkt in die andere hinein und hätte mir das nochmal reingezogen ein dreiviertel Jahr lang. Nun hab ich aber die Gelegenheit irgendwie mal meine Bude fit zu machen, ein bisschen zu renovieren, ein bisschen dies zu machen, das zu machen. Ich hab mir nen Kontrabass gekauft und üb damit ein bisschen herum weil ich ein großer Stray Cats Rockabilly Fan bin. Aber das mach ich nur für mich und so. Und ich wollt auch dann mal mich um meine Leute kümmern zu Hause mit meiner Frau sein. Meiner Familie, ein paar Kumpels und so. Da war dann natürlich auch ein bisschen Zeit zu. Obwohl in der Pandemie natürlich immer nur einer dran kam, oder höchstens mal zwei und so. Aber jetzt wirds ja lockerer auch und da kann ich das dann auch mal mit Leuten genießen die ich länger oder oft immer nicht seh, wenn ich weg bin oder im Studio. Also hab ich diesmal gar nichts gemacht, aber man weiß ja nie. Aber Helloween nimmt einen wenn wir losfahren auch immer voll und ganz ein.

Patrick: Dann sind wir eigentlich durch und ich sag mal Danke für deine Zeit. Hast du vielleicht noch irgendwelche abschließenden Worte an unsere Leser?
Markus: Ja, das wird so sein, dass ihr uns auch mit so ner Pandemie nicht loswerdet. Wir werden wiederkommen und da sein und hoffentlich bald wieder ab April auf den Straßen sein und euch besuchen. Und dann sehn wir uns vielleicht irgendwo hie und da auf ein Bierchen erstmal für die Show. Und das wird mit Hammerfall ne geile Nummer. Die spielen ja eine Stunde und ne viertel als Super-Mega-Special-Fucking Guest und so, dann kommen wir nochmal mit zwei Stündchen, das wird ne geile Sause.

Beitragsbild Foto Credit: Martin Häusler
Interview wurde transkribiert und sinngemäss wahrgegeben.


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