Heavy Temple – Garden Of Heathens – Album Review
Heavy Temple – Garden Of Heathens
Herkunft: Philadelphia / USA
Release: 12.04.2024
Label: Magnetic Eye Records
Dauer: 45:22
Genre: Heavy Psychedelic Doom
Heavy Temple spielen schon mehr als zehn Jahre zusammen und haben zwei EPs, haufenweise Singles und Split-Releases sowie jetzt mit Garden Of Heathens auch das zweite volle Album veröffentlicht. Doch die Band war nicht nur fleißig im Studio, sondern hat die Bühnen und Clubs dieser Welt beackert. Folgerichtig steigt die Zahl der Fans stetig an und das wird sich nach dem aktuellen Longplayer auch noch verstärken.
Natürlich hat sich der Sound der Band seit den Anfangstagen auch geändert. Es ist zwar kein Stilwechsel zu verzeichnen, aber die musikalischen Ideen werden breiter gestreut und auch ausgefeilter. Das spürt man am besten im direkten Vergleich zwischen dem neuen Garden Of Heathens und dem Vorgänger Lupi Amoris. Das neue Album klingt wärmer und trägt eine Spur mehr Psychedelic in sich, während der Vorgänger etwas brachialer und direkter in die Gehörgänge eindringt.
Nicht wenig Anteil an dieser akustischen Entwicklung hat die Produktion von John Forrestal, welche homogener und runder wirkt. Dem gegenüber schien die Produktion auf Lupi Amoris von 2021 in erster Linie mehr auf den Gitarrensound zugeschnitten, was zu einem raueren Hörgefühl führte.
Einmal mit allem bitte
Stilistisch bewegen sich Heavy Temple 2024 zwischen Stoner Rock, Doom-Elementen im Midtempo-Bereich und einer schon erwähnten Prise Psychedelica. Im Ergebnis entstand eine Mischung, die spartenübergreifend Hörer von Heavy Rock und Stoner genauso anspricht, wie Freunde von 1970er Klängen. Einen ersten Höreindruck mit einem wirklichen heavy Riff zum Einstieg gibt es HIER beim Opener Extreme Indifference To Life. Der Song kommt schwer stampfend wie ein Riese daher und erhält durch die Gesangslinien etwas Schwebendes zum Ausgleich.
Etwas mehr auf die Tube drückt das folgende Hiraeth. Während die Frontfrau High Priestess Nighthawk mit etwas Hall und kühl präsentiert wird, macht die Rhythmusgruppe massiv Druck. Dazu ist alles mit seichten Effekten unterlegt und das gibt dem Ganzen etwas Sphärisches. Hiraeth ist ein super Song um mit der Musik mitzugehen. Divine Indiscretion ist der einzige Song, der kein Alleinstellungsmerkmal aufzeigt, sondern sich stilistisch an den Opener anlehnt.
Ein Kniefall für die Doom-Fans
Mein nächstes Highlight auf dem Album ist House Of Warship. Die Doom-Einflüsse sind jetzt unüberhörbar. Ob man als Inspiration auf die Doom-Väter von Candlemass oder schlussendlich auf die Großväter von Black Sabbath zurückgegriffen hat, bleibt nebensächlich. Es dient eigentlich bei einem solchen tollen Track nur zur Vororientierung der Hörer, die sich im Mittelteil des Songs auf ein knackiges Break freuen dürfen. Der Song zieht gehörig an und mutiert zu einem mitreißenden Riffgemetzel.
Da sich der Song mittlerweile sehr in mein Herz gedoomt hat, komme ich nicht umhin ihn euch HIER als Gegenspieler zum Opener zu präsentieren. Vergleicht man den Opener Extreme Indifference To Life und Song House Of Warship erhält man ein gutes Gefühl über die Schnittmenge auf dem Album Garden Of Heathens.
Stoner-Hippies unter Volldampf
Anfangs auch in die Doom-Kerbe schlägt Snake Oil (And Other Remedies). Der längste Song wandelt sich aber und nimmt schnellere und spacige Züge an. Eine richtige schöne ausgeflippte Hippie-Heavy-Rock-Nummer, welche immer intensiver wird und einer Dampflokomotive gleicht, die einfach nicht mehr zu stoppen ist. Nach so viel Power folgt mit dem Titeltrack In The Garden Of Heathens ein Kontrastprogramm. Entspannt und ruhig fließen psychedelische Melodielinien durch unsere Gehörgänge. Ein instrumentaler Song zum Runterkommen und Genießen.
Wir gehen mit Jesus Wept auf die Zielgerade des Albums. Schroffe Gitarrenarbeit, brachiale Riffs und ein gut zu vernehmender böllernder Bass dominieren den Beginn. Mit den langgezogener Stimme wird der Song von der Frontfrau kurz gestreift. Es folgen geschickte Tempo- und Rhythmikwechsel, die Jesus Wept zu einem interessanten, aber sperrigen Song auf dem Album machen.
Highspeed zum Finale
Eine quietschende Gitarre wie aus einem Livesolo geboren, eröffnet zu Psychomanteum. Nach der Improvisation flippt der Song aus und explodiert zu einem Speed-Monster. Es klingt, als wenn Heavy Temple vor der Aufnahme noch einmal die Anfangstage von Slayer durchgehört haben. Es ist ein gelungener und ausgeflippter Abschluss für ein Album, dass von instrumentalem Stoner bis zu metallischen Speed-Attacken alles zu bieten hat.
Fazit
Die Bezeichnung Heavy Psychedelic Doom wird Garden Of Heathens einfach nicht umfänglich gerecht. Heavy Temple brennen hier ein Feuerwerk ab, das von psychedelischem Stoner, über Doom bis hin zu Speed Metal alle Farben enthält. Die Kunst des Trios besteht darin, alle Stile perfekt miteinander verheiraten. Das gelingt Heavy Temple so gut, als wäre dieses Spagat die einfachste Sache der Welt. 8,5 / 10
Line Up
High Priestess Nighthawk – Gesang, Bass
Baron Lycan – Schlagzeug
Lord Paisley – Gitarre
Gastmusiker
John Forrestal – Cello
Tracklist
01. Extreme Indifference To Life
02. Hiraeth
03. Divine Indiscretion
04. House Of Warship
05. Snake Oil (And Other Remedies)
06. In The Garden Of Heathens
07. Jesus Wept
08. Psychomanteum
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