Head With Wings – Comfort in Illusion – EP Review
Head With Wings – Comfort in Illusion
Herkunft: New Haven / USA
Release: 16.07.2021
Label: Eigenproduktion
Dauer: 17:54
Genre: Progressive Rock
Als die Promo zu Comfort in Illusion bei uns eintrudelte, war ich von der ersten Tonsequenz an sprachlos und fragte mich unweigerlich, wie das seit 2018 existierende Quartett unter meinem Radar fliegen konnte. Die Band passt rundum perfekt in mein Hör-Portfolio und liefert mir alles, was ich von einer modernen progressiv agierenden Band erwarte. Veritables Songwriting trifft auf knackige Riffs und durchaus druckvollen, modernen Rock, der nicht ohne durchdachtes Konzept und catchy Melodien daherkommt.
Was haben die Jungs aus New Haven zu bieten?
Doch so einfach, wie ich es eben in ein paar wenigen Sätzen formuliere, stellt es sich nicht dar. Die Protagonisten, allen voran Joshua Corum, der die Band zusammen mit Brandon Cousino gründete, sagt zur aktuellen EP, die übrigens bereits vor der Pandemie geschrieben wurde: „‚The Comfort in Illusion‘ EP hat eine doppelte Bedeutung, aber wir wissen, dass sie der Interpretation des Hörers unterliegt, und das nehmen wir voll an. Für die Band funktioniert sie erzählerisch auf binäre Weise; sie knüpft an den Protagonisten unseres Debütalbums From Worry to Shame (2018) an, während sie gleichzeitig den Weg für eine alternative, surreale Geschichte ebnet, die parallel zu einem bestimmten Punkt in der Zeitlinie des Protagonisten auf dem Debüt erzählt wird (parallel zu den Songs „From Worry to Shame“ und „Beyond the Wall“). Zugegeben, das war nicht meine ursprüngliche Absicht, aber intuitiv bin ich hier einige Jahre nach der Entstehung dieser Songs gelandet. Die Musik auf dieser EP ist nicht motivisch oder thematisch mit dem Debüt verknüpft, sondern eher durch erzählerische/thematische Konzepte und visuelle Interpretationen durch unsere Musikvideos.“
Offensichtlich oder nicht; der Hörer entscheidet
Ihr versteht nun, was ich meine, wenn ich sage, dass es nicht so offensichtlich einfach ist. Jedoch wird dem Hörer eindeutig überlassen, inwieweit er sich auf diese Story einlässt.
Den Beginn des Storytellings macht der sieben minütige Track Of Uncertainty und zumindest ich für meinen Teil entscheide mich für die intensive Auseinandersetzung mit dem Track. Wunderbar harmonisch bietet er alles, was man vorab erwartet. Allen voran fällt die enorm ansprechende Gesangsstimme auf, die sich mit den Größen des Genre zweifelsohne messen kann. Ein wenig werde ich stellenweise sogar an Claudio Sanchez von Coheed and Cambria erinnert. Das Riffing ist abwechslungsreich und die Komposition klingend hell mitsamt aller Tempiwechsel und ihrer surrealen Anwandlungen. Hier wird bereits ein breites Repertoire der Band geboten, das durchaus mit den Stakeholdern der Branche mithalten kann.
Contemplating the Loop kommt anfangs etwas leiser, ruhiger, verhaltener mit einer warmen und angenehmen Gitarrenmelodie als Intro, bevor die Lyrics die wahre Bandbreite des Tracks offenbaren. …Come leave this life behind, they profit off your time… Hier wird der Hörer eindeutig hin und her gerissen von der eigenen Ideologie und dem, was vorgelebt wird; man steht unweigerlich im Zwiespalt, welchen Weg man nun nehmen soll.
Der Mensch selbst entscheidet über sein Aufblühen oder Verpuffen
Den viel zu bald erklingenden Closer In a House without Clocks möchte man am liebsten mehrmals durchlaufen lassen, um auch hier alle Aspekte des Tracks erfassen zu können. Thematisch geht es auch hier um die Illusion des Menschen in der heutigen Zeit zu leben. Beinahe episch und musikalisch sehr hochwertig mit allen technischen Finessen werden die Lyrics auch hier direkt platziert. Ein stürmischer Abschluss, der eindeutig nach Wiederholung und Ausbau ruft.
Unglaublich in welche Kohärenz die Instrumente auf dieser EP gehen! Jeder Musiker nimmt seinen Platz gekonnt ein und überlässt dem anderen genau den Raum, den er benötigt um das Beste aus allem hervorzubringen! Ich bin platt!
Fazit
Eine der Neuentdeckungen für meinen persönlichen Plattenschrank! Hier stimmt Konzept, Aufbau, Technik und vorallem die Message an den Hörer. So bleibt mir nichts anderes als eine 9 / 10 zu geben und die Bitte, bald mehr zu hören!
Line Up
Andrew Testa – Schlagzeug
Brandon Cousino – Gitarren
Steve Hill – Bass
Mike Short – Gitarren
Joshua Corum – Lyrics, Gesang, Background Gesang
Tracklist
01. Of Uncertainty
02. Contemplating the Loop
03. In a House Without Clocks
Links
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