Hämatom – Nachgefragt bei Frank „Süd“ Jooss – Interview

Hämatom haben sich seit ihrer Gründung in die Herzen vieler Fans gespielt. Dies liegt zum Teil auch an ihrer starken und klaren Attitüde und wie sie sich darstellen. Auch das siebente Studio-Album Die Liebe ist Tot, das noch im Dezember Release feiert, wird da keine Ausnahme sein. Hierzu hatten wir die Gelegenheit, Frank Jooss alias Süd bei einem exklusiven Presse Event zu sprechen. Wir erfahren wie es zu dem Album-Titel gekommen ist und ob wir wieder mehr Metal erwarten dürfen.


Redakteur André und Süd von Hämatom

André (Soundmagnet.eu): Hi Süd, wie geht es dir? Bist du schon aufgeregt mit dem Ballon zu fliegen?
Süd (Hämatom): Ja, hallo André ich bin wirklich sehr aufgeregt, bisher wurde er einmal Probe aufgebaut. Ich habe den Ballon bisher nur auf einem Foto und Video auf meinem Handy gesehen. Nun bin ich gespannt, wie groß er jetzt wirklich ist, also wenn ich ihn dann so hautnah erleben darf.

André: Aus der Promo in die Promo. Ihr habt ja dieses Jahr mit Berlin (Ein akustischer Tanz auf dem Vulkan) schon ein Album herausgebracht nun kommt bereits das siebente Studioalbum. Wird man so langsam müde von den ganzen Promo-Aktionen, oder macht es immer noch Spaß?
Süd: Jetzt beim Losfahren denk ich mir immer „brauchts des?“ und wenn ich dann angekommen bin, finde ich es total schön es ist immer richtig interessant. Aber es ist bei mir immer das gleiche Muster, ich denk mir nie, woah geil jetzt gleich geht’s los zu einer Promoaktion. Es gibt bei mir eine ganz klare Priorität oder sagen wir mal Euphorie-Treppe. Ganz oben steht natürlich ein Konzert spielen, Schlagzeug spielen, was leider viel zu kurz gekommen ist aufgrund der Pandemie. Das steht wirklich überall allem also auch zu Hause, wenn ich früh in den Proberaum gehe, bin ich ein glücklicher Mensch, wenn ich aus Gründen von Promoaktionen z.B. das nicht darf oder die Zeit nicht da ist, bin ich erstmal so genervter also ich glaub ich wäre ein unglücklicherer Mensch hätte ich nicht die Musik, die ich auch aktiv ausüben kann. Hätte ich kein anderes Ventil, dann würde mir auf jeden Fall was fehlen.

André: Daran merkt man auch alle Fälle deine Leidenschaft für das Spielen und das du mit Herzblut dabei bist.
Süd: Das auf jeden Fall, aber wenn ich dann mal hier bin und wir haben jetzt tolles Wetter und sitzen auf einer Parkbank mitten im nirgendwo und es wird ein Hämatom Heißluftballon aufgeblasen, das ist dann schon auch wieder ganz schön geil.

Ich bin immer wieder glücklich darüber, wenn was abgeschlossen ist

André: Die Liebe ist tot wird bald veröffentlicht, ist man kurz vor Release noch aufgeregt oder freut man sich darauf, dass man es geschafft hat?
Süd:  Man freut sich auf jeden Fall wieder einen Deckel drauf zu setzen. Um kurz philosophisch zu werden. In vielen Bereichen ist es so, Dinge abschließen ist eine große Kunst finde ich, also egal ob es Strickprojekt ist oder ein Bastelprojekt oder ein Mal-Projekt. Bei künstlerischen Sachen bei einem Gemälde zum Beispiel machst du nur einen Punkt oder machst du 30000 Punkte, nimmt man nur eine Farbe oder wie viel Farben. Du kannst ja irgendwie immer wieder drüber kleistern wann ist der Punkt, dass du sagst so jetzt ist es fertig und das ist eine große Kunst. Ich bin immer wieder glücklich darüber, wenn was abgeschlossen ist, und alles was danach kommt da fiebert man natürlich mit und ist dann auch wieder bei den Veröffentlichungen der einzelnen Songs aufgeregt. Der größte Moment ist erst mal überhaupt solche Dinge abzuschließen.

Das ist alles andere als Liebe…

André: Was was wollt ihr mit dem Album erreichen, welche Message steckt dahinter? Die Liebe ist Tod kann ja sehr vielsagend sein und lässt viel Spielraum für eigene Interpretationen.
Süd: Hämatom ist für uns ein Spiegel der Gesellschaft oder der Welt. Was wir gerade beobachten, ist einfach eine Spaltung der Gesellschaft sei es in unserem Land, sei es in Europa oder auf der ganzen Welt. Es hat sich mal anders angefühlt, die Stimmung auf der Welt war mal eine andere, mehr Richtung Zusammenhalt, gemeinsam können wir was erreichen, können wir was schaffen!

Aus diesem Gedanken heraus gab es auch Abkommen zwischen den Ländern, letztendlich ist Europa daraus entstanden. Die letzten Jahre wurde wieder von Mauern von Grenzen und von unterschiedlichen Lagern gesprochen. Mit der Frage, zu welchem Lager gehörst du, also es wird stigmatisiert es gibt schwarz-weiß Denker. Das ist alles andere als Liebe, das ist alles andere als aufeinander zugehen und letztendlich war das auch die Grundstimmung, die uns zu diesem Albumtitel und auch zu den einzelnen Songs auf diesem Album gebracht haben.

Wir wollen ein bisschen anecken und auf Missstände in der Welt aufmerksam machen.

André: Können wir wieder etwas mehr Metal-Hämatom erwarten?
Süd: Im Vergleich zu Berlin auf jeden Fall, aber ich finde auch im Vergleich zu Bestie der Freiheit. Da kann man sagen, dass wir hier und da textlich versucht haben weniger weh zu tun, das haben wir aber wieder rausgenommen. Mit dem Album Berlin wollten wir ganz wenig anecken, einfach positive Stimmung verbreiten. Jetzt mal wieder musikalisch klar, wir brauchen Doublebass, wir brauchen verzerrte Gitarren und textlich klare Kanten. Wir wollen ein bisschen anecken und auf Missstände in der Welt aufmerksam machen.

André: Welcher Song ist für dich besonders wichtig?
Süd: Normalerweise gebe ich solche Fragen gerne ab, ich versuch es mal im Nachhinein zu begründen. Die Songs, die ich für mich am liebsten anhöre ist einmal, Ficken unsren Kopf zusammen mit den 257ner und der andere Song, Ich hasse euch alle. Eigentlich sehr unterschiedliche Songs. Der eine ist eigentlich der leichtfüßige Partysong und der andere ist, ihr kotzt mich alle an.

Ins Auto setzen, die Anlage voll aufdrehen und genau diesen Song einlegen. Ein Gefühl, das hatte ich einige Male als ich von der Uni Heim gefahren bin, also nicht mit eigenen Songs, sondern da gab es noch andere Songs. Ich habe jetzt nicht an der Uni gelitten oder so, aber es war so ein bisschen langweilig, manchmal hab ich mich ja auch nicht so richtig wohl gefühlt.

Ich war damals schon mit Bands dauernd unterwegs und hatte so ein altes voll gesifftes, vollgemülltes Auto, aber mit einer relativ lauten Anlage. Als ich vom Parkplatz der Uni losgefahren bin, habe ich irgendeinen Metal-Song mit viel Geschrei, ultralaut angemacht. Ich würde mich freuen, wenn es da draußen Menschen gibt mit dem ähnlichen Bedürfnis, die dann auch diesen Song von Hämatom dann auflegen. Das wäre der Soundtrack dafür.

Es geht einfach um Musik und Energie

André: Vor dem Lockdown hattet ihr den erfolgreichsten Start der Bandgeschichte, mit drei ausverkauften Shows. Wie laufen die Vorverkäufe für 2022?
Süd: Eigentlich gibt es im Januar nur unsere Clubshow, das sind vier kleine Konzerte für den inner Circle, für die Fans. Einfach mal, um DANKE zu sagen, indem wir uns ganz eng, ganz nah geben. Eine klassische Rock n Roll Show, wie die Anfänge von Hämatom. Es geht einfach um Musik und Energie. Alles andere wird aber nach und nach bekannt gegeben.

Generell ist die Stimmung leider noch verhalten. Wir haben immer gedacht, die Pandemie ist zu Ende und es gibt ein Startschuss und alle Rennen wieder los. Aber irgendwie ist dieses Gefühl wohl noch nicht da, obwohl es ja zumindest möglich ist. Ich will auch nicht jammern und wir haben bisher echt immer das Beste daraus gemacht, aber es ist wirklich total beschissen.

Wie du schon sagst, wir haben mit einer Wahnsinns Stimmung des Jahres 2020 angefangen das waren so energiereiche Konzerte. Es gab früher oft kleine Probleme, aber das waren echt perfekte Konzerte, wo alles funktioniert hat. Also auch von der technischen Seite. Manchmal fragen wir uns schon, wann ist wieder diese Normalität da.

André: Corona hat man so langsam im Griff. Gibt es Dinge, die ihr geändert habt und beibehalten werdet?
Süd: Anfangs dachten wir auf jeden Fall. Wenn es nun aber nach mir geht, vielleicht werfen andere Bandmitglieder Dinge nach mir, gerade habe ich das Gefühl nein! Der Rock n Roll hat sich ins Jahr 2019 dahin entwickelt, wo er sich eben hin entwickelt hat, weil es so geil war.

Das war sozusagen die Evolution, also alles was irgendwie nervig war und den Rock n Roll geschadet hat ist weggefallen. Aber dann war einfach was Geiles da. Jetzt wurde wieder künstlich was hingebaut was für mich gerade wieder alles wegfallen kann.

André: Also alles was nicht so greifbar ist? Metal muss man quasi fühlen und man muss dabei sein, anstatt vor dem Bildschirm zu sitzen?
Süd: Also, wenn nichts anderes geht, dann ist es eine schöne Sache. Klar wird man sowas begleitend immer wieder mal mit einbauen, aber das kann keinesfalls ein Live-Konzert ersetzen. Das war meine Meinung, die anderen können anderer Meinung sein.

Wir lieben Wien und vor allem natürlich auch Österreich

André: Soundmagnet.eu ist ein österreichisches Magazin, letztes Jahr ist die Show in Wien leider ausgefallen. Wird es noch einmal eine Show in Wien oder generell in Österreich geben?
Süd: Muss es, natürlich. Wir lieben Wien und vor allem natürlich auch Österreich. Ich selbst zum Beispiel wohne in München und bin wirklich regelmäßig in Österreich das kann ich nämlich sagen, weil ich die Berge liebe. Ein tolles Land also wie in Deutschland, teils teils. Das war natürlich auf die Landschaft bezogen. Ich würde langfristig auch gerne eine Hütte in Österreich erwerben, falls ihr da Connections habt.

André: Gibt es einen Auftritt in Österreich der ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
Süd: Würdest du jetzt einfach eine Geschichte auspacken könnte ich sofort sagen, Alter das war da und da im Club, also bei mir läuft das immer andersherum. Die Szene Wien ist natürlich immer für alle Bands, ich habe auch in anderen Bands gespielt, ein Muss und danach noch in Wien um die Häuser ziehen, ist einfach immer ein nachhaltiges Erlebnis.

Wir hatten jüngst, jetzt im Sommer, auf ein Festival in Österreich gespielt. Das war eigentlich so die erste Veranstaltung, wo die Leute einfach wieder dastanden, eng zusammen, ohne Strandkörbe. (In Deutschland hat man noch vor Strandkörben gespielt). Ohne Masken und haben einfach vor einer Bühne getanzt. Das war ein Schlüsselerlebnis für uns und das war in Österreich.

André: Warum findet der Maskenball nun erst 2024 statt und nicht auch 2022?
Süd: Wir wollten Planungssicherheit für die Fans. Übrigens nochmal wegen dem Vorverkauf, als wir das verschoben haben, dachten wir auch, okay jetzt werfen sie alle mit Steinen. Da haben wir aber total viel verkauft, also ich glaub da war die Stimmung so „okay also da kaufe ich mir jetzt jetzt ein Ticket, weil wenn 2024 immer noch diese scheiß Pandemie ist und immer noch keine Konzerte möglich sind dann will ich eh nicht mehr weiterleben“.

Also so war ein bisschen die Stimmung. Also wir haben das angekündigt und dachten an viele Ticket-Rückgaben und da war genau das Gegenteil. Außerdem brauchten wir auch die Sicherheit, dass es auch wieder groß werden kann, sonst braucht man nicht so ein Areal bespielen.

André: Nun die letzte Frage, welche Bands werden beim 20ten Jubiläum 2024 auf dem Maskenball spielen?
Süd: Darf man noch nicht sagen, da bitte ich um Verständnis. Es ist wieder ein runder Geburtstag, der dann noch größer gefeiert werden muss.

André: Sehr geil, vielen dank für die Zeit und das Tolle Interview. Ganz liebe grüße aus Österreich und einen schönen Tag.
Süd: Danke dir auch, schöne Grüße zurück!


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