Grave Digger – The Forgotten Years – Album Review
Grave Digger – The Forgotten Years
Herkunft: Gladbeck / Deutschland
Release: 08.12.2023
Label: vicrecords
Dauer: 1:09:59
Genre: Heavy Metal
Grave Digger sind eine allseits bekannte Institution in der Geschichte des teutonisch Heavy Metals. Die zirka 1980 gegründete Band rund um den Frontmann und Gründungsmitglied Chris Boltendahl dürfte jedem Leser ein Begriff sein.
Viele von uns haben Grave Digger live gesehen und fast jeder hat irgendwo eine Album der Band im Schrank zu stehen. Doch die lange Geschichte der Band beinhaltet nicht nur Hochphasen sondern auch einige Tiefs.
Aufstieg und Absturz
In den Metal Himmel ist die Band mit den ersten drei Alben Heavy Metal Breakdown, Witch Hunter und War Games geradezu raketenartig gestoßen. Doch der schnelle Aufstieg des Heavy Metal und speziell des NWOBHM in Europa und den USA wurde in den ausgehenden 1980er Jahren von ersten Ermüdungserscheinungen getroffen. Extremere Bands aus den Bereichen des Thrash und dem aufkommenden Death Metal bekamen die Gunst der Hörer und führten die Innovation im Metalbereich weiter. Erstmals warfen ermüdende Diskussionen um das vermeintliche Ende des traditionellen Heavy Metal seine Schatten voraus.
Grave Digger unternahmen 1987 einen Schwenker in eine seichtere musikalische Richtung, was kommerziell floppte, weil die Hörerschaft den Richtungswechsel nicht nachvollziehen konnte und wollte. Trotzdem, man muss einer Band auch Versuche und Entwicklungen zugestehen. Im Fall von Grave Digger erkannte man den eingeschlagenen Irrweg und legte die Band erst einmal frustriert auf Eis. Doch die Urgesteine ließ der Heavy Metal nicht los. Deshalb kam die Band sechs Jahre nach dem selbst erklärten Ende mit dem Doppelgespann Chris Boltendahl und Uwe Lulis und dem starken Album The Reaper zurück.
Sammeln zum Angriff
Doch was passierte zwischen dem erklärten Aus von 1987 und der erfolgreichen Rückkehr im Jahr 1993? Die Band war in einer Phase des Sammelns von Ideen, der Selbstbesinnung und des Ausprobierens. Erste und umfangreiche Demoaufnahmen unter dem Titel Return of the Reaper wurden gemacht. Es folgten 1992 auf der EP For Promotion Only!! vier neue und verheißungsvolle Tracks. Doch nicht jeder hat das Demo oder die EP als Sammlerstück im Schrank stehen.
Die rund siebzig Minuten von The Forgotten Years beantwortet alle Fragen rund um Rückbesinnung und dem Start in den zweiten Frühling. Dabei kommt es auch zu Doppelungen von Songs, wie zum Beispiel mit Fight The Fight, welches in drei Versionen enthalten ist und HIER in der Return of the Reaper Demo-Version angehört werden kann.
Zwischen Original und späterer Vollendung
Auf The Forgotten Years sind in der Reihenfolge die For Promotion Only!! EP von 1992, das Return of the Reaper Demo von 1991 und das unter dem temporären Bandnamen Hawaii eingespielte Demo namens Bottles And Four Coconuts von 1989 enthalten. Obwohl es sich größtenteils um Demoaufnahmen handelt, klingt die Tonqualität der Aufnahmen zwar rau, aber durchweg sehr gut hörbar.
Ob The Forgotten Years alle Metaller anspricht, das bleibt wohl eine Sache des Standpunkts. Viele Die-Hard-Fans werden sich danach sehnen, um nicht weiter auf miese YouTube-Video Streams zurückgreifen zu müssen. Doch dem Durchschnittshörer sollte man nicht vorenthalten, dass alle Kompositionen später in gereifter Qualität neu aufgenommen auf offiziellen Alben erschienen sind. Wer also das Album The Reaper und die Mini-CD Symphony Of Death sein eigen nennt, der hat eigentlich gut ausgesorgt. Auch der Track Don’t Bring Me Down fand sich schon auf der japanischen Ausgabe von Heart Of Darkness bzw. auf der Compilation Lost Tunes From The Vault.
Das Release auf CD und Vinyl
Die CD-Ausgabe glänzt mit tollem Sound und 19 Songs mit rund 70 Minuten Spielzeit. Das Booklet enthält Begleitworte vom Gründungsmitglied Chris Boltendahl und dazu seltene, kaum gezeigte Fotos. Die 8-Track Vinylausgabe, die in verschiedenen Farbvarianten erhältlich ist, kommt als Single-LP daher und beinhaltet auf der A-Seite die Aufnahmen der For Promotion Only!! EP und auf der B-Seite die vier Tracks des Return Of The Reaper Demo.
Fazit
The Forgotten Years füllt die musikalische Lücke zwischen der temporären Bandaufgabe 1987 und dem Wiedererstarkens Grave Diggers zum Beginn der 1990er Jahre. Die Zusammenstellung des Demo-Materials ist sicher nichts für Durchschnittshörer, aber für Fans der Band und Interessenten an deutscher Metalgeschichte einfach unablässig. 8 / 10
Line Up
Chris Boltendahl – Gesang
Uwe Lulis – Gitarre
Tomi Göttlich – Bass (For Promotion Only!! EP, Return Of The Reaper Demo)
Peter Breitenbach – Schlagzeug (For Promotion Only!! EP, Return Of The Reaper Demo)
Rainer Bandzus – Bass (Bottles And Four Coconuts Demo)
Jochen Börner – Schlagzeug (Bottles And Four Coconuts Demo)
Tracklist
01. Ride On (For Promotion Only!! EP)
02. Shadows of a Moonless Night (For Promotion Only!! EP)
03. Spy of Mas’On (For Promotion Only!! EP)
04. Fight the Fight (For Promotion Only!! EP)
05. Ruler Mr. H (Return Of The Reaper Demo)
06. And the Devil Plays Piano (Return Of The Reaper Demo)
07. Fight the Fight (Return Of The Reaper Demo)
08. Wedding Day (Return Of The Reaper Demo)
09. Intro (Bottles And Four Coconuts Demo)
10. Shout It Out (Bottles And Four Coconuts Demo)
11. Spyware of Mas’On (Bottles And Four Coconuts Demo)
12. Fight the Fight (Bottles And Four Coconuts Demo)
13. Shadows of a Moonless Night (Bottles And Four Coconuts Demo)
14. Back to the Roots (Bottles And Four Coconuts Demo)
15. Play Your Game (Bottles And Four Coconuts Demo)
16. Don’t Bring Me Down (Bottles And Four Coconuts Demo)
17. Wedding Day (Bottles And Four Coconuts Demo)
18. Ruler Mr. H (Bottles And Four Coconuts Demo)
19. Ride On (Bottles And Four Coconuts Demo)
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