Gojira – Fortitude – Album Review

Gojira – Fortitude
Herkunft:
Frankreich
Release:
30.04.2021
Label: Roadrunner Records
Dauer:
51:53
Genre:
Groove Metal / Technical Death Metal / Modern Thrash


Fünf Jahre nach ihrem beeindruckenden letzten Werk Magma erscheint diesen Freitag die neue Gojira-Platte Fortitude. Die lange Wartezeit wird von den Franzosen auf jeden Fall mit einem extrem gelungenen Album belohnt, aber lest selbst.

Born For One Thing nennt sich der Opener des Albums, der schon ordentlich scheppernd nach vorne geht, mit schön aggressiven Vocals und fetten Riffs. Der melodische Refrain mit seinen fragilen Gitarrentönen bietet Abwechslung. Die Gojira’sche Progressivität vermisst man hier natürlich ebenfalls nicht, klasse Opener!

Roots, bloody Roots

Bei Amazonia muss man aufgrund des Musikvideos, zum Video geht’s HIER und der Tribal-Sounds etwas an Sepultura‘s Roots-Album denken, gewisse Parallelen zum Sound der Brasilianer sind auch nicht von der Hand zu weisen, allerdings sind Gojira meilenweit davon entfernt, von irgendwem abzukupfern. Stampfende Rhythmen, abwechslungsreicher Gesang, die cleanen Vocal-Parts erinnern mich sogar etwas an Amorphis zu Tuonela/Am Universum Zeiten und intelligente Lyrics verbinden sich zu einer gelungenen Einheit. Die perfekte Hymne zum überaus lobenswerten Engagement der Band im Umweltschutz sowie im Menschenrechts-Bereich.

Hypnotisch, eindringlich und aggressiv

Das Gitarrenintro von Another World – der ersten veröffentlichten Single – ist wirklich faszinierend, der Text eskapistisch-gesellschaftskritisch, und auch zu diesem Song wurde ein Video veröffentlicht, das man HIER anschauen kann. Trotz des eingängigen Gitarrenparts und eindringlichen Refrains fehlt in diesem Song ein wenig die Abwechslung, was aber gewollt zu sein scheint. Als hypnotischer Banger braucht er daher vielleicht auch ein paar mehr Anläufe und könnte dann seine Stärken entfalten, ich schätze, dass er live sehr gut funktionieren wird.

Mehrstimmige mit Effekten behandelte Gesänge eröffnen Hold On mit einer melancholischen Grundstimmung. Nach diesem ergreifenden Intro stampfen Gojira mit ihren Signature-Riffs drauflos, und das wie aus mehreren Kehlen gegröhlte Hold on! im Refrain wird sicherlich auch live zum Mitsingen anregen. Die Gitarrenarbeit in diesem Song ist wirklich hervorragend, gerade im verspielten Mittelteil, der dann in eine schöne kurze Aggressions-Explosion übergeht, bevor die Riff-Walze den Hörer wieder überrollt. Fett!

Tapferkeit und Düsternis

New Found bietet an Tom Morello, Rage against the Machine, erinnernde Gitarreneffekte, griffige Riffs und melodische Vocals im Refrain. Zum Ende hin hämmert der Song schön schleppend und getragen in die Gehirnwindungen, mit zweistimmigen Gitarren und Gangshouts.

Der Titeltrack Fortitude ist ein kurzes Prelude bestehend aus Tribal-Klängen und eingängigen Gesängen, das direkt in das folgende The Chant übergeht, wo auch diese Melodie aufgegriffen wird.
Der Songtitel ist passend gewählt, die eingängigen Ohoho-Gesänge und melodischen Gitarren haben Ohrwurmcharakter und das Stück zeigt auch in den verspielten jam-artigen Soli die Vielseitigkeit von Gojira. Eines der Highlights dieses Albums!

Brachial beschwören die Franzosen danach die Sphinx, mit tiefen Growls und aggressiv-hämmernden Riffs. Dieser Song erinnert von seiner düsteren, bedrohlichen Atmosphäre an das Vorgänger-Werk Magma.

Aggression, Technik, Atmosphäre

Into The Storm brettert in einem vertrackt-schnellen Rhythmus los, nach einem geshouteten „Go!“ hacken die Franzosen treibende Akkorde aus ihren Klampfen.
Der mitreißende Refrain wird von flächigen Gitarrenteppichen untermalt, Stakkato-Riffing und sphärische Vocal-Parts erzeugen wirklich einen Gefühls-Sturm im Schädel. Ein weiterer Hit.

Entspannter geht es mit The Trails weiter, mit sanften melodischen Vocals und geflüsterten Passagen. Ein ungewöhnliches, aber überaus spannendes Stück mit wirklich tollen Gesangsparts, die mich wieder ein wenig an Amorphis Anfänge 2000 erinnern. Ergreifend, melancholisch, atmosphärisch.
Der Album-Closer Grind brettert schlussendlich nochmal drauflos, mit abgefahrener Drum-Arbeit und sägenden Riffs. Die Vocals sind schön aggressiv, die Rhythmik stellenweise jazzig-abgefahren, der Refrain stark. Ein Song fürs Mosh-Pit, gewaltig! Der Mittelteil ist getragen und sphärisch, mit einem entrückten Solo.


Fazit
Das Riffmonster Gojira ist zurück, mit einem packenden Album, das neben den bandtypischen Riffwalzen auch sphärische Momente, Tribal-Parts, abwechslungsreichen Gesang, vertrackte Rhythmik und tolle Melodien zu bieten hat. Fortitude ist ein Werk, das man nicht in einem Durchlauf erfassen kann, ein Album, das mit jedem Mal wächst und neue Facetten offenbart, dargeboten von überaus talentierten Musikern. 9 / 10

Line Up
Joseph „Joe“ Duplantier – Gesang, Gitarre
Christian Andreu – Gitarre
Mario Duplantier – Schlagzeug
Jean Michel Labadie – Bass

Tracklist
01. Born For One Thing
02. Amazonia
03. Another World
04. Hold On
05. New Found
06. Fortitude
07. The Chant
08. Sphinx
09. Into The Storm
10. The Trails
11. Grind

Links
Webseite Gojira
Facebook Gojira


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