Giöbia – Acid Disorder – Album Review
Giöbia – Acid Disorder
Herkunft: Mailand / Italien
Release: 28.04.2023
Label: Heavy Psych Sounds
Dauer: 44:58
Genre: Space Rock / Psychedelic Rock
Schon fast zwanzig Jahre schweben Giöbia auf sphärischen Wolken durch unsere Gehörgänge. Die Anzahl der Veröffentlichungen ist schwer auszumachen, denn neben vielen Studioalben, gibt es ein Liverelease, unzählige EPs und auch Split-Veröffentlichungen mit anderen Bands. Sortiert man ganz streng nach reinen Giöbia Studioalben, dann dürfte Acid Disorder das sechste komplette Werk sein.
Wer sich über den seltsamen Bandnamen wundert, dem sei zur Erklärung mitgegeben, dass der Name Giöbia von einem alten vorchristlichen Ritual aus Norditalien stammt. Dort wird eine überlebensgroße Puppe aus Stroh, welche einer Hexe ähnelt, als Versöhnung und Opfer gegenüber der Natur verbrannt. Ein ähnliches Ritual gibt es zum Beispiel auch in Köln, wo der sogenannte Nubbel als Ersatz für unsere Sünden in Brand gesteckt wird.
Gitarren auf wallenden Teppichen
Doch es geht bei Giöbia musikalisch nicht gewaltsam zu. Ganz im Gegenteil, ist der Sound von sphärischem, unendlich erscheinenden Space Rock geprägt. Die Band verflechtet überdimensionale Keyboardteppiche mit effektbehafteten Gitarren. Das führt in den Kompositionen manchmal zu schon elektronisch anmutenden Passagen. Auch der Gesang und das Schlagzeugspiel sind voll von Hall und ordnen sich dem Gesamtkonzept unter. Je nach dem, wie man den Fokus legt, können sich auch Freunde des Krautrock mit dem Album angesprochen fühlen.
Im schönen Midtempo und Synthesizer Melodien auf Tangerine Dream Niveau, startet Queen Of Wands. Es gleitet über sieben Minuten durch den Raum und wird im letzten Teil mit Gitarren aufgepeppt. Es ist im Genre mittlerweile schon eine absehbare Ansage ein Album natürlich mit dem längsten Stück zu beginnen. Etwas rauer, aber nicht weniger hallig ertönt als zweites The Sweetest Nightmare. Giöbia zaubern Musik für die Dunkelheit, um sich vollständig hinzugeben und darin zu verlieren.
Galaktisches Kunterbunt
Consciousness Equals Energy galoppiert und schwebt zugleich. Zwar klingen Giöbia nach einem Sci-Fi-Soundtrack, aber es geht hier nicht um die Weiten des Alls. Vielmehr führt uns die Band auf eine Reise in unser Bewusstsein und Unterbewusstsein. An dieser musikalischen Reise könnt ihr HIER teilnehmen.
Das unterschwellig treibende Screaming Souls ist bis dato auf Acid Disorder das rockigste Stück. Blood Is Gone klingt im ersten Moment unspektakulär und ist doch auf den zweiten Blick voller Ideen, Breaks und einem Gitarrensolo, welches wohl aus dem Nachbarstudio herüberhallt.
Einen völlig eigenen Klangkosmos besitzt Circo Galattico. Der galaktische Zirkus zaubert kindhafte, vordergründige Melodien, drängt die Gitarren aus dem Zirkuszelt hinaus. Es wird der Eindruck erzeugt, dass dieses Stück zu einem abgefahrenen 1960er B-Movie gehört. Ich sehe vor meinem geistigen Auge eine glitzernde Mondoberfläche. Zwischen spitzen Felsen tanzen kleine Elfen umher. Das Ganze wird von einem weiß geschminkten Magier überwacht, welcher natürlich von David Bowie gespielt wird.
Verwaschene Gitarren in glitzernder Unendlichkeit
In Line ist dann wohl die Reflektion eines Drogentrips. Wie durch verwaschene Wände nimmt man noch die Gitarren wahr. Die Singstimme wird als Echo zurückgeworfen. Für Struktur sorgt allein die Rhythmusfraktion getoppt vom Klang einer Schellentrommel. Eine sehr spezielle Komposition mit viel Nebelwallung.
Final endet der mystische Space-Rock-Ritt im Titelsong Acid Disorder. Die Klänge zerfließen, laufen übereinander und verwirbeln. Die Gitarre verschwimmt in den übermächtigen Synthesizern und zieht Gesangsfetzen aus dem Wirrwarr. Diese Reise hat kein Ende, sondern der Hörer befindet sich schlussendlich im Mittelpunkt einer sich langsam drehenden, glitzernden Galaxie oder seinem eigenen drogenvernebelten Ich.
Fazit
Giöbia spielen mit unserem Geist und Wahrnehmungsvermögen. Keyboards, halliger Gesang und spacige Gitarren klingen weltentrückt und trotzdem betörend schön. Acid Disorder ist sehr speziell und führt den Hörer in eine andere, eigene Dimension. 8 / 10
Line Up
Melissa – Synthesizer, Gesang
Bazu – Gesang, Streicher
Pietro – Schlagzeug
Detrji – Bass
Tracklist
01. Queen Of Wands
02. The Sweetest Nightmare
03. Consciousness Equals Energy
04. Screaming Souls
05. Blood Is Gone
06. Circo Galattico
07. In Line
08. Acid Disorder
Links
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