Ghosther – Nachgefragt bei Ghosther – Interview
Ghosther haben sich von der Pandemie und Co. nicht beirren lassen und mit Immersion ein echtes Modern Metal Brett veröffentlicht. Im Interview verrät uns die Band, wie sie mit der Situation der letzten Jahre umgegangen ist. Außerdem erzählen uns die MusikerInnen von den dunklen Seiten des Internets und wie es zum Duett mit Szene-Größe Björn Strid von Soilwork gekommen ist.
Markus (Soundmagnet.eu): Hallo und danke für das Interview. Die Songs für euer neues Album Immersion sind während der Corona-Pandemie entstanden und wurden im Sommer 2021 aufgenommen. In dieser Zeit standen viele Künstler vor dem Nichts, so manche tun es ja heute noch. Wie seid ihr mit dieser damals neuen Situation umgegangen und inwiefern hat sie euch beim Songwriting beeinflusst?
Andy (Ghosther): Wir haben unser Debütalbum im Dezember 2019 veröffentlicht, als von einer Pandemie noch keine Rede war. In Through Fire stecken wirklich eine Menge Herzblut, Schweiß und Tränen. Umso enttäuschender war es für uns, als dann klar wurde, dass eine angemessene Live-Promotion für das Album nicht stattfinden wird. Das Feedback zu Through Fire war aber so derart positiv, dass wir unterm Strich schon ganz zufrieden sind, was das erste Lebenszeichen von Ghosther betrifft.
Beeinflusst hat uns die Situation mit all den Lockdowns, Impfungen, Impfgegnern und so weiter dahingehend, dass wir das textlich aufgegriffen haben. -Andy
Wir haben mit Ghosther – The Movie ein fast 30-minütiges Video auf unserem Youtube Channel HIER. Dort haben wir ziemlich ausführlich die Situation dokumentiert und natürlich auch die Entstehung der Songs für unser neues Album Immersion.
Beeinflusst hat uns die Situation mit all den Lockdowns, Impfungen, Impfgegnern und so weiter dahingehend, dass wir das textlich aufgegriffen haben und Jenny (Sängerin – Anm.) erzählt in Infectious mal ihre Sicht auf die Dinge. Musikalisch hat die Isolation dazu geführt, dass wir eben nicht mehr proben konnten und alle Songs im Prinzip Zuhause geschrieben wurden. Wir haben extrem viel Zeit in die Ausarbeitung der Songs gesteckt und nach unserer Vorproduktion, mit unserem Produzenten David Beule, alle Songs nochmal feingetuned. Das Ergebnis haut uns selber immer noch jeden Tag weg.
Ich denke der Sprung, den wir musikalisch gemacht haben, ist auf Immersion mehr als deutlich zu hören. Wir haben für Ghosther einfach das Beste aus dieser globalen Katastrophe gemacht. Jetzt sieht man ja zumindest wieder ein bisschen Sonne am Horizont und dann kommt Immersion wie ein Befreiungsschlag daher. Die Songs dann endlich live zu spielen, können wir kaum erwarten und momentan proben wir uns die Knochen wund, um das bestmögliche Live-Set am Start zu haben.
Erlaubt ist, was Spaß macht
Markus: Eure Musik lässt sich nur schwer einordnen. Wie würdet ihr euren Stil jemandem beschreiben, der euch noch nie gehört hat?
Jenny: Wir machen Musik, die Spaß macht. Melodien zum Mitsingen und dicke Riffs, die uns Gänsehaut und Nackenschmerzen machen. Moderner, abwechslungsreicher Metal.
Frank (Ghosther): Moderner Metal trifft es sehr gut. Eine Bezeichnung, in die man vieles rein interpretieren kann. Das trifft auch auf unsere Musik zu. Neben vielen modernen Elementen hört man nämlich auch den ein oder anderen Querverweis auf den 80er und 90er Jahre Rock und Metal. Musik, mit denen viele von uns aufgewachsen sind. Diese Einflüsse laufen aber eher unterschwellig mit und sind vielleicht nicht sofort auszumachen.
Wir mögen alle in erster Linie gute Musik, egal ob Pop, Reggae oder eben Metal. Wenn ich eine Gänsehaut bekomme, dann weil die Musik irgendetwas Positives in mir auslöst. -Andy
Markus: Insgesamt ist Immersion recht abwechslungsreich ausgefallen, zwischen melodischem Death Metal und poppigen Passagen lässt sich alles darauf finden. Versucht ihr bewusst, so viel Abwechslung in eure Songs zu bringen oder entsteht dieser Genre-Mix einfach organisch im Proberaum? Oder vielleicht ein bisschen von beidem?
Andy: Wie Jenny schon sagte: Alles, was Spass macht, ist erlaubt. Solange es knallt, uns eine Gänsehaut verpasst und ehrlich ist, haben wir uns selbst keinerlei musikalischen Grenzen gesetzt. Wir mögen alle in erster Linie gute Musik, egal ob Pop, Reggae oder eben Metal. Wenn ich eine Gänsehaut bekomme, dann weil die Musik irgendetwas Positives in mir auslöst. Das geschieht vollkommen unabhängig vom Genre. In erster Linie mögen wir Vier aber sehr viele Facetten des Metal und das spiegelt sich natürlich auch in unserem Songwriting wider. Die Songs entstehen sowohl im Proberaum als auch Zuhause. Pandemiebedingt konnten wir den Proberaum nicht zu viert nutzen, also sind die Songs auf Immersion komplett Zuhause und im Studio entstanden.
Duett mit Björn Strid und kriminelle Liebe
Markus: Für den Song Doomed konntet ihr Björn Strid als Gastmusiker gewinnen. Mit Soilwork und all seinen weiteren Bands wahrlich kein Unbekannter in der Szene. Wie kam es zu dieser Kooperation?
Andy: Der Song entstand als einer der letzten für Immersion. Doomed hat derart viel Energie, dass wir mit der Idee spielten, jemanden mit ins Boot zu holen, um dieser Kraft gerecht zu werden. Ich bin seit 2001 ein großer Soilwork-Fan und Björn Strid ist einer meiner absoluten Lieblingssänger. Wir haben ihm das Demo dann also per Mail zugeschickt und mal angefragt. Er hatte Bock drauf und kam direkt mit ein paar großartigen Ideen um die Ecke. Das Ergebnis haut uns heute noch weg und die Tatsache, dass Björn Strid mit Jenny im Duett einen Ghosther Song singt, macht uns einfach absolut glücklich.
Im Netz kann jeder sein, was er möchte. Das ist nicht immer etwas Gutes. -Jenny
Markus: Criminal Love ist der zweite Song des Albums, für den ihr ein Video gedreht habt. Dem Text zufolge geht es darin um eine Art verzweifelter Liebe, zumindest interpretiere ich das so. Wollt ihr uns verraten, was es mit diesem Song genau auf sich hat?
Jenny: Richtig, es geht um Liebe. Um verzweifelte Liebe. Vom Blenden und geblendet werden. Von einer eigenen Welt, in der man sich vieles rosig ausmalt, interpretiert und missversteht. – dem „Leben“ und der „Liebe“ im Internet. Ich kenne einige Leute, die sich im Netz völlig vor die Karren haben spannen lassen. Angefangen von Schwindlern bis zum Betrug. Dabei spielt das Alter gar keine Rolle. Im Netz kann jeder sein, was er möchte. Das ist nicht immer etwas Gutes.
Verzweiflung und Optimismus
Markus: Neben den genannten Songs hören eure Lieder auf Namen wie Drowning, Better Days oder One Black Eye. Das klingt alles nicht besonders optimistisch. Wie entstehen die Texte bei euch und wieso beschäftigt ihr euch darin mit den eher düsteren Seiten des Lebens? Gibt es ein Konzept oder eine Message dahinter?
Jenny: Es ist ein guter Mix aus Verzweiflung und Optimismus. Aus Freud und Leid. Die Texte entstehen nach Gefühl. Das kann mein eigenes Erlebnis, meine Verarbeitung oder meine Interpretation von anderen Geschichten sein. Der Text zu Thallium zum Beispiel ist entstanden, nachdem ich eine True Crime Serie gesehen habe. Und Karma erzählt die Geschichte eines Ex-Arbeitskollegen, der mich und viele meiner Kollegen über Jahre massakriert hat.
Markus: Plant ihr, die neuen Songs auch live zu präsentieren und wenn ja, wo können wir euch auf der Bühne erwarten?
Jenny: Aber natürlich! Wir brennen schon dafür, euch endlich all das live zu zeigen. Am besten direkt am 01. Oktober zu unserer Album Release Show im RKW Viersen (Tickets HIER).
Support the Underground!
Markus: Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte hier gehören euch!
Frank: So platt und abgedroschen es auch klingen mag: Support the Underground. Gerade heute ist es für kleinere Bands unglaublich wichtig, Möglichkeiten zu bekommen, sich zeigen zu können. Während große Festivals und die großen Acts lange im Voraus ausverkauft sind, droht der Underground zu verschwinden. Das betrifft Bands, aber noch mehr die kleinen Clubs, die um ihr Überleben kämpfen. Überlasst den Markt nicht allein den Großen, sondern besucht auch kleine Shows, Festivals und Locations.
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