Geezer Butler – Manipulations Of The Mind – The Complete Collection – Album Review
Geezer Butler – Manipulations Of The Mind
Herkunft: Birmingham / UK
Release: 30.07.2021
Label: BMG
Dauer: 03:28:22
Genre: Industrial Metal / Heavy Metal / Nu Metal
Den Musiker Geezer Butler braucht man wohl kaum vorzustellen. Als Gründungsmitglied von Black Sabbath prägte er mit seinem Bassspiel den Sound und ebnete mit seinem Beiträgen den Erfolgsweg der Band. Auch ist er nach Tony Iommi das Bandmitglied mit der längsten Schaffensperiode bei Black Sabbath und dem späteren, erfolgreichen Ableger Heaven & Hell.
Nicht unbekannt, doch weniger beachtet sind seine musikalischen Soloausflüge, die heute als physische Tonträger kaum noch im Handel anzutreffen sind.
Rund zwei Wochen nach seinem 72. Geburtstag erscheint mit Manipulations Of The Mind – The Complete Collection eine die Solokarriere von Geezer Butler bündelnde 4-CD Ausgabe. Das stimmt einerseits froh über den Inhalt der Box, aber auch traurig, da es etwas Finales und Abschließendes zum Schaffen des großartigen Bassisten hat. Es ist letztendlich die Zusammenfassung für das private Solowerk von Geezer Butler. Das letzte Soloalbum Ohmwork liegt nun schon rund sechzehn Jahre zurück und seit dem lassen sich keine Solo-Aktivitäten mehr erkennen.
Ein Schock für die alten Fans
Alles nahm wohl 1995 seinen Anfang als Geezer Butler den Bass auf der Welttournee von Ozzy Osbourne spielte. Hier muss er auf Burton C. Bell von der Vorband Fear Factory getroffen sein. Das Ergebnis war eine gemeinsame Kollaboration, die im Album Plastic Planet endete. Auch mit an Board war Deen Castronovo, der damals als Schlagzeuger ein Bestandteil von Ozzy’s Liveband war.
Um so erstaunter waren die alteingesessenen Black Sabbath Fans, was ihnen musikalisch beim Resultat Plastic Planet um die Ohren flog. Groovender Industrial Metal tönte aus den Boxen und spaltete die traditionelle Hörerschaft von jüngeren, aufgeschlossenen Metalfans. Geezer Butler war nicht gewillt Erwartungen an ein weiteres traditionelles Album zu erfüllen, sondern wandte sich dem modernen, frischen Metalgenre zu. Das Ganze war gepaart mit aktuell sozialen Themen und gemixt mit Ideen aus seinem eigenen gedanklichen Kosmos. So gibt es neben sozial-kritischem Momentaufnahmen wie in Drive Boy, Shooting auch dunkles wie beim düsteren Seance Fiction oder thematisch abgefahrenes wie dem heftigen Detective 27, Geezer’s Gedanken über Batman.
Unbeirrbar und nur sich selber verpflichtet
Eines muss man ihm lassen: Geezer ließ sich auf seinem musikalischen Weg nicht beirren. Weder drängte er sich als prominentestes Mitglied in die erste Reihe seiner Band, noch wich er stilistisch auf Black Science von seinen Vorstellungen ab. Die industriellen Einflüsse haben etwas abgenommen und Stücke wie Man In A Suitcase und Box Of Six sind außerordentlich gitarrenriffbetont. Dafür gibt es hörbar mehr Arbeit mit dem Keyboard und Soundsampeln, besipielsweise beim unheimlichen Mysterons oder schnellen Department S.
Ein anderer Grund für diese leichte stilistische Korrektur könnte auch sein, dass Burton C. Bell sich wieder der Arbeit mit Fear Factory zuwandte und durch Clark Brown ersetzt wurde, dessen Stimme mehr in Richtung Rock orientiert war. Textlich wird es immer schwerer alle Gedankengänge von Geezer zu durchdringen. So scheint von Verschwörungsthemen, wie das Erscheinen von Aliens in Area Code 51, über Science Fiktion Themen bei Among The Cybermen, bis hin zu Übernatürlichem in Northern Wisdom, alles möglich zu sein.
Ein taumelndes Schiff zwischen Wellen und Sturmböen
Beim dritten Album Ohmwork ist Clark Brown auch weiter am Gesang tätig. Trotzdem ist das Resultat weniger rockig, sondern entpuppt sich als ein im Spagat befindliches Album. Startet es noch vergleichbar rockig mit Misfit, so verwundert es mit Blueselementen bei Pardon My Depression. Doch der Appell an die musikalische Toleranz der Fans beginnt bei Prisoner 103. Sieht man von der Nummer I Believe ab, dann gewinnt ab da der NU-Metal die Oberhand.
Ohmwork ist ein Schiff, dass vom Sturm in ruhigere See gerät, nur um daraufhin von einem Taifun erfasst und bis zum Ende geschüttelt zu werden. Insgesamt appelliert diese Album mit Abstand am Meisten an die Loyalität des Hörers.
Zum Abschluss ein Blick zurück
Die voranschreitende Reunion und die ausgedehnten Livetouren von Black Sabbath verhindern wohl ein weiteres Soloalbum von Geezer Butler. So bleibt schlussendlich nur ein Blick auf bereits Vorhandenes, Rares und auch Unveröffentlichtes. Deshalb bietet die vierte CD der Box neben alternativen Versionen und Radiomixen auch diverse Demoaufnahmen. Diese liegen soundtechnisch deutlich hinter den ausgearbeiteten Studioaufnahmen zurück, bieten aber einen kurzen Blick in die Entstehung und den Weg zur späteren Umsetzung. Das einstündige Material enthält hauptsächlich Material von Plastic Planet und von Ohmwork. Mit dem Bonustrack Beach Skeleton der 1997er Japanausgabe, HIER zu hören und einer Demoversion von Area Code 51 ist Black Science dann doch noch bedacht.
Ein kleiner Höhepunkt und damit würdiger Abschluss der Bonus-CD sind drei Live-Aufnahmen von der kurzen 1996er Tour mit Burton C. Bell am Mikro. Entnommen sind diese drei Aufnahmen der Japanversion von Plastic Planet. Sehr rau, direkt und mit der wunderbar hörbaren Bassarbeit stellt es schlussendlich noch einmal das Können und Schaffen von Geezer Butler unter Beweis. Das sollte man als Fan des Musikers gehört haben.
Das Schaffen in der Box
Die Box hat ein passendes Layout erhalten und enthält die vier oben beschriebenen CD jeweils im Pappschuber. Auf einzelne Booklets mit Texten und Liner-Notes wurde leider verzichtet, aber es liegt ein schmales Heft mit diversen Fotos aus den Schaffensphasen der Studioalben bei. So erhält man einen schnellen, flüchtigen Blick auf die Vergangenheit, kann aber leider nicht an den Gedankengängen des Geezer Butler teilhaben. Deshalb bleibt die Bonus-CD mit alternativen Versionen und Demo-Aufnahmen der einzige Fingerzeig auf die Entstehungsgeschichten.
Einen Blitzpräsentation zum Inhalt der Box findet ihr hier abschließend in unserem Video:
Fazit
Die Box Manipulations Of The Mind ist ein guter und ausreichender Rückblick auf die Solokarriere von Geezer Butler. Ein paar Liner-Notes und erklärende Worte zu den Songs, ihrer Geschichte dahinter und jeweiligen Bandbesetzungen hätten das Release noch gekrönt. Aber schon die ersten beiden Alben und die exklusive Bonus-CD entlocken mir eine unbedingte Kaufempfehlung.
Line Up
Geezer Butler – Bass, Keyboards
Pedro Howse – Gitarre
Deen Castronovo – Schlagzeug (Plastic Planet, Black Science)
Chad E. Smith – Schlagzeug (Ohmwork)
Burton C. Bell – Gesang (Plastic Planet)
Clark Brown – Gesang (Black Science, Ohmwork)
Tracklist Plastic Planet
01.Catatonic Eclipse
02.Drive Boy, Shooting
03.Giving Up The Ghost
04.Plastic Planet
05.The Invisible
06.Seance Fiction
07.House Of Clouds
08.Detective 27
09.X13
10.Sci-Clone
11.Cycle Of Sixty
Tracklist Black Science
01.Man In A Suitcase
02.Box Of Six
03.Mysterons
04.Justified
05.Department S
06.Area Code 51
07.Has To Be
08.Number 5
09.Among The Cybermen
10.Unspeakable Elvis
11.Xodiak
12.Northern Wisdom
13.Trinity Road
Tracklist Ohmwork
01.Misfit
02.Pardon My Depression
03.Prisoner 103
04.I Believe
05.Aural Sects
06.Pseudocide
07.Pull The String
08.Alone
09.Dogs Of Whore
10.Don’t You Know
Tracklist Bonus Tracks
01.Pseudocide (No Intro)
02.Prisoner 103 (Alt Take)
03.The Invisible (Instrumental)
04.Area Code 51 (Demo)
05.Cycle Of Sixty (Radio Mix)
06.X13 (Radio Mix)
07.Northern Wisdom
08.Beach Skeleton (Japanese Version)
09.Pardon My Depression (Alt Take)
10.Misfits (Rough Mix)
11.I Believe (Demo)
12.Four Feathers Fell (Demo)
13.Drive Boy, Shooting (Live)
14.Detective 27 (Live)
15.House Of Clouds (Live)
Links
Webseite Geezer Butler
Facebook Geezer Butler
Außerdem auf Soundmagnet.eu
Album Review – Zakk Sabbath – Vertigo
Empfehlung der Redaktion – Versus Goliath, Industrial Rock aus Deutschland
Album Review – The Dead Daisies – Holy Ground