Fostermother – The Ocean – Album Review

Fostermother – The Ocean
Herkunft:
Houston / USA
Release:
18.02.2022

Label: Ripple Music
Dauer:
44:11
Genre:
Stoner Rock / Doom Metal


Fostermother wurde von Travis Weatherred 2019 in Texas gegründet. Schnell unterstütze Stephen Griffin am Bass das Projekt und gemeinsam brachte man das Debüt auf den Weg. Die Resonanz auf das erste Baby war überwältigend und hinterließ einen großen Eindruck in der Szene. Schlussendlich vervollständigte sich mit dem Schlagzeuger Jason Motamedi die Band zum Trio. Ripple Music erkannte das Potential der Band und nahm Fostermother unter Vertrag. So kam zu den drei Leihmüttern noch der starke Patenonkel dazu.

Wie das Debüt, aber doch anders

Geboten wurde auf dem Erstling durchweg gut verdaulicher Stoner Rock mit Doomanklängen. An der prinzipiellen Richtung hat sich beim aktuellen The Ocean auch nichts geändert und doch scheint alles härter geworden zu sein. Der Anteil von Stoner ist zurückgefahren und macht einer tiefen, schweren Traurigkeit Platz.

Das neue Album beschäftigt sich inhaltlich mit den Themen von Depressionen und menschlicher Isolation. Travis Weatherred hat seine Beobachtungen in der Gesellschaft und im Freundeskreis in Worte gefasst und beschreibt Menschen, die sich treiben lassen, auf Hilfe und Inspiration von außen warten oder Menschen, die voreilig Freundschaften aufgeben, getrieben sind. Depression, Isolation und Egoismus führen das neue Album auch musikalisch zu einer tiefen Schwere und mehr doomigen Ansätzen.

Ein Riffteppich mit wechselndem Muster

Das Album startet zäh mit Sunday. Die Rhythmusgruppe ist tiefes Moll. Der Sound wirkt wie nahezu alles verdichtend. Er ist wie ein schwerer Teppich auf dem Riffs sich stampfen und aufbauen. Der Gesang schwebt über allem. Mal wird klar gesungen, dann wieder klagend und voll Schmerz. Abwechslung bringt, dass der Gesang auch elektronisch verfremdet wird und so die Stimme vibrieren lässt. Dadurch bekommen Nummern wie Seasons und Unholiest Of Days einen Touch von Type O Negative. Die erst genannte Nummer steht für den schweren, doomigen Teil auf dem Album und kann als Appetitshäppchen HIER gehört werden.

Doch Seasons ist nicht der langsamste Punkt des Albums. Das Album nimmt gegen Ende an Geschwindigkeit ab und dadurch an Tiefe noch mehr zu. Arrival wäre mit seiner demonstrativen Losgelöstheit und bewussten Langsamkeit ein perfekter Opener geworden. Doch es geht noch trauriger.

Das abschließende Solitude ist ein Meisterstück an Doom und Traurigkeit, wie ich es zuletzt nur von Apostle Of Solitude gehört habe. Der Song kriecht dunkel voran und bricht bei zirka drei Minuten hart ab. Der sich wiederholende, simple Akkord einer Gitarre bleibt in Verbindung mit dem Klang eines Xylophons alleine bestehen. Diese Kombination erzeugt eine kristallklare Traurigkeit, die man mit brachialer Härte hätte so nicht erzeugen können.

Eintauchen in die kühle Schwere des Ozeans

Während das Ende zäh und tieftraurig daherkommt, gibt es dazwischen aber auch Stampfer und fast schon schnelle Stücke wie Redeemer, dass ihr HIER anhören könnt. Aber auch treibende Nummern wie Hedonist und Unholiest Of Days sorgen dafür, dass Traurigkeit und Schwere, aber nicht Langeweile regieren.

Dazwischen liegt alle Elemente des Albums vereinend der Titeltrack. The Ocean ist wie eine sich schwer bewegende Wassermasse. Der Song besitzt dieses Glitzern in der Tiefe, die Macht alles zu zerdrücken und endet, gleich Wellen am Ufer, in sich wiederholenden, hypnotischen Riffs.


Fazit
Fostermother kreieren auf The Ocean ein Gewebe aus Riffs und mentaler Schwere. Das Trio schafft es trotz eines bleigrauen Himmels die Sonne ab und an durchblitzen zu lassen. Wirken die Stoner Songs im Midtempo anfangs am Bekömmlichsten, so wächst die Bedeutung des doomigen Anteils bei jedem Hören. Harte, aber exzellente Arbeit! Dafür 8,5 / 10

Line Up
Travis Weatherred – Gesang, Gitarre
Stephen Griffin – Bass
Jason Motamedi – Schlagzeug

Tracklist
01. Sunday
02. Seasons
03. Hedonist
04. Dark Desires
05. Unholiest of Days
06. The Ocean
07. Arrival
08. Redeemer
09. Solitude

Links
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