Ensiferum – Winter Storm – Album Review

Ensiferum – Winter Storm
Herkunft: Finnland
Release: 18.10.2024
Label: Metal Blade Records
Dauer: 50:32
Genre: Folk Metal


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Foto Credit: Svetlana Goncharova

Wir schreiben das Jahr 2020. Die Finnen von Ensiferum haben gerade Thalassic veröffentlicht, eines der virtuosesten und am besten rezipierten Alben ihrer langen Karriere. Die Band wollte damit auf Welttournee gehen und ihr schien vor lauter Freude sprichwörtlich die Sonne aus dem Allerwertesten. Und dann kam COVID-19.

Klar, dass die Musiker plötzlich alles andere als happy waren. Die ungewollte Freizeit wurde aber trotzdem sinnvoll investiert, wie Gitarrist und Sänger Markus Toivonen erzählt: „Ich hatte viel zu viel Zeit zu Hause, also habe ich als Komponist der alten Schule zum ersten Mal gelernt, Demos mit dem Computer zu erstellen. Das beflügelte meine Inspiration und ich fand das Musizieren noch fantastischer als zuvor.

Die neue Scheibe Winter Storm ist aus Unzufriedenheit mit der Situation dennoch düsterer, aber auch epischer ausgefallen als der Vorgänger. Bassist Sami Hinkka meint sogar, es handle sich eher um ein Musical als um ein reguläres Album. Soviel zur Meinung der Band. Aber wo ordnet sich der finnische Wintersturm nun in der Diskografie von Ensiferum ein?

Epische Heidenklänge

Nach dem ersten Durchlauf wird bereits deutlich, was die Band mit ihren Statements sagen will. Die Platte strotzt vor ausladenden Song-Strukturen mit vielen Mid-Tempo-Parts, ultraschnelle Gitarrenarbeit wurde hingegen zurückgeschraubt. Das heißt nicht, dass die Musiker ihr Gespür für feine Melodien und Tempo verloren haben, wie HIER das vorab veröffentlichte Winter Storm Vigilantes beweist.

Allerdings sind bei den meisten Songs die Aufbauten langsam und atmosphärisch, beinahe so wie bei so manchen Kollegen aus dem Symphonic Metal Universum. Auch kurze Intermezzos finden sich zwischen den Songs, etwa Resistentia und Leniret Coram Tempestate.

Insgesamt betrachtet setzt die Band also auf Epik und ganz viel Pomp, nur wenige Lieder drücken aufs Gaspedal und lockern damit die schwere Atmosphäre des Albums auf. Hier ist vor allem Victorious zu erwähnen.

Gut Ding braucht Weile

Die obligatorische Ballade nennt sich diesmal Scars In My Heart, bei der Madeleine Liljestam von Eleine mitwirkt. Die Nummer ist eines der Highlights auf dem Album, denn hier tritt die heidnisch-mystische Operettenstimmung der Scheibe ganz besonders zutage. Den Beweis findest du HIER.

Wie fast immer bei Ensiferum gilt auch für Winter Storm, dass eine zeitnahe Kritik immer unzureichend bleiben wird. Denn die Songs brauchen Zeit und viele Durchläufe, um sich entfalten zu können. Sie wachsen praktisch mit jeder Rotation und offenbaren sich den Hörer:innen nur dann, wenn man sich darauf einlässt und musikalische Raffinesse zu schätzen weiß.

Wer nun denkt, die Band nimmt sich und ihre Themenwelt sehr ernst, hat Recht. Aber Humor beweisen die Finnen trotzdem, zumindest in der Bonusversion des Albums mit dem Cover von Lambada. So bleibt unterm Strich nur zu sagen, dass das Album sich entwickeln dürfte wie ein guter Wein, aber auch für Gelegenheitshörer zumindest ein paar Gustostückerl anbietet, die leichter verdaulich sind.


Fazit
Ensiferum schlagen auf Winter Storm den Weg zu noch mehr ausladenden Melodien und Song-Strukturen ein, sodass Bassist Sami Hinkka nicht Unrecht hat mit der Behauptung, dass dieses Konzeptalbum beinahe ein metallisches Musical ist. 8 / 10

Line Up
Markus Toivonen – Gitarre, Gesang
Sami Hinkka – Bass, Gesang
Petri Lindroos – Gesang, Gitarre
Pekka Montin – Gesang, Keyboard
Janne Parviainen – Schlagzeug

Tracklist
01. Aurora
02. Winter Storm Vigilantes
03. Long Cold Winter Of Sorrow And Strife
04. Fatherland
05. Scars In My Heart
06. Resistentia
07. The Howl
08. From Order To Chaos
09. Leniret Coram Tempestate
10. Victorious

Links
Facebook Ensiferum
Webseite Ensiferum



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