Ensiferum – Thalassic – Album Review
Ensiferum – Thalassic
Herkunft: Finnland
Release: 10.07.20
Label: Metal Blade Records
Dauer: 43:46
Genre: Folk Metal
Die Folk Metal-Helden Ensiferum veröffentlichen mit Thalassic ihr bereits achtes Album. Im Unterschied zu den Vorgängern hat das neue Werk erstmals einen inhaltlichen, roten Faden. Jeder Song beschäftigt sich mit dem Meer, oder zumindest mit Wasser.
“Ich finde, wir haben uns musikalisch wieder ein bisschen weiterentwickelt und zugleich die besten Elemente unseres bisherigen Sounds beibehalten“, sagt Bassist und Sänger Sami Hinkka zum Album, an dem erstmals der neue Keyboarder Pekka Montin mitgewirkt hat. Hohe Erwartungen sind also geschürt – aber kann Thalassic diese auch erfüllen?
Das Intro Seafarer’s Dream beginnt mit Meeresrauschen und Holzknarren, nach und nach setzen eine Akustikgitarre und orchestrale Instrumente ein. Der Opener baut sich in gewohnt epischer Ensiferum-Manier auf und geht nahtlos in Track Nummer Zwei über. Zu Rum, Women, Victory wurde ja bereits vor Wochen ein Video mit Fan-Beteiligung veröffentlicht. Der Song brettert dahin und dürfte durch seinen Mitgrölfaktor den Weg ins Live-Repertoire der Band finden. Mehrere Tempowechsel und Gitarrenläufe mit Ohrwurm-Faktor fassen alles zusammen, was Fans an dieser Band lieben. Coole Nummer, aber noch kein ganz großer Wurf – im Vergleich zu dem, was noch kommt.
Andromeda ist ein Midtempo-Stampfer, bei dem alle Sänger der Band ans Mikro dürfen. Der Gitarrenpart im Refrain frisst sich direkt ins Hirn und das stimmige Solo geht in einen gelungenen Mitsing-Teil über. Das macht Andromeda zu unserem Anspieltipp, zu dem du HIER ein Video findest.
Im nächsten Lied, Defence of the Sampo, geht es mit klassischen Textzutaten (Magic, Fight, Honor) sehr episch zu. Vor dem geistigen Auge taucht ein Wikingerschiff auf stürmischer See auf, auf dem mutige Krieger gegen ein Meeresungeheuer kämpfen. Das ist so kitschig wie es sich anhört, aber es funktioniert halt einfach und verbreitet gute Laune.
Run from the Crushing Tide zieht das Tempo wieder an und startet mit Oh, Oh, Oh-Mitgrölfaktor. Der Song erinnert stark an die Victory Songs-Phase der Band und dürfte somit alteingesessenen Fans besonders gefallen. Und dass Ensiferum wissen, wie man Gesangslinien mit stimmungsvollen Keyboard-Parts kombiniert, muss man wohl niemandem mehr erklären.
Das nächste Lied, For Sirens, erinnert in den Strophen an Children of Bodom, bevor Ensiferum einen Schwenk zu ihrer gewohnten Epicness vollführen. Hier funktioniert das Wechselspiel zwischen Growling und Klargesang perfekt. Ein weiterer Kandidat für das zukünftige Live-Set. One with the Sea ist eine anfänglich akustische Verschnaufpause, die den Charme einer gut gemachten Ballade besitzt. Durch den stimmungsvollen Text einer dieser Songs, bei dem sich wildfremde Menschen zuprosten und in den Armen liegen können.
Dasselbe gilt auch für die nächste Nummer, Midsummer Magic, wenngleich hier eher das Zuprosten im Vordergrund steht. Inhaltlich gehts um ein Fest, und genau dafür eignet sich die Nummer auch bestens. Im zweiten Teil des Songs lässt der Band-Klassiker Lai Lai Hei grüßen. Der Rausschmeißer des Albums, Cold Northland, bietet mit mehr als acht Minuten Länge noch einmal alles, was diese Band ausmacht. Der anfängliche Bombast erinnert ganz kurz an Sabaton, ehe Ensiferum nach kurzem Growling zu den ihnen eigenen, ausladenden Klangteppichen zurückkehren. Bei der Hälfte des Songs wird wieder aufs Gas getreten, Headbang-Parts und mitsingtaugliche Textpassagen wechseln sich ab mit knackigen Gitarren-Intermezzos. Ein kurzweiliges Ende für das Album, trotz der Länge des Songs.
Fazit
Ich gebe zu, dass ich irgendwann das Interesse an Ensiferum verloren habe. Nach erstmaligem Hören von Thessalic hat sich das aber schlagartig geändert. Keine einzige Nummer ist ein Füller, jeder Song verbreitet auf seine Art eine ganz eigene Emotion. Fans der Band werden mit allem bedient, was Ensiferum seit Jahren erfolgreich macht. Experimente lassen sich nur im Detail entdecken, aber man merkt trotzdem, dass die Band bemüht ist, sich weiterzuentwickeln. Zusammengefasst ist das Album somit keine große Überraschung, sondern eine Art Best-Of aller Elemente, für die Ensiferum bekannt und beliebt sind. Meiner Meinung nach eines der besseren Alben im Backkatalog der Band, dass mir 8,5 / 10 wert ist.
Line Up
Petri Lindroos – Gesang, Gitarre
Markus Toivonen – Gitarre, Hintergrundgesang
Sami Hinkka – Bass, Hintergrundgesang
Janne Parviainen – Schlagzeug
Pekka Montin – Keyboard
Tracklist
01.Seafarer’s Dream
02.Rum, Women, Victory
03.Andromeda
04.The Defence of the Sampo
05.Run from the Crushing Tide
06.For Sirens
07.One with the Sea
08.Midsummer Magic
09.Cold Northland (Väinämöinen Part III)
Links:
Facebook Ensiferum
Webseite Ensiferum