Emperors Lair – Psychedelic aus Deutschland – Empfehlung der Redaktion
Band: Emperors Lair
Herkunft: Frankfurt am Main
Genre: Stoner / Doom / Psychedelic Rock
Einflüsse aus: King Buffalo, Elder, Amplifier, Catchlight
Side Fact: Die von der Band 2019 veröffentlichte 4-Track Demo-EP war noch rein instrumental. Der Sänger Sebastian stieß erst nach der Veröffentlichung zur Band.
Manchmal bin ich erstaunt, was für eine gläserne musikalische Seele ich habe und wie gut mich Mitstreiter mittlerweile kennen. Grund für diese Feststellung ist der Tipp von einem Freund, der mir Emperors Lair schwerstens ans Herz legte.
Etwas skeptisch habe ich mir Dare Mighty Things angehört und war vom ersten Augenblick angetan. Je öfter ich das bereits im Februar 2023 erschienene Debütalbum anhörte, um so tiefer zog es mich in seinen Bann.
Die aus Frankfurter stammenden Emperors Lair sind 2018 als Trio gestartet und veröffentlichten ein Jahr später eine instrumentales 4-Track Demo. Von diesem ersten Lebenszeichen habe es große Teile in ausgebauter und reiferer Form auf das aktuelle Debütalbum Dare Mighty Things geschafft.
Doch dieser Fakt unterschlägt, dass die Band in der kurzen Zeit einen riesen Sprung und Reifeprozess durchgemacht hat. Als Sänger ist Sebastian in die Band aufgenommen worden. Er bereichert mit seinem klarem und unverfälschter Gesang die ausgefeilten Kompositionen. Gleichzeitig ist er auch für die unauffälligen Synthesizer verantwortlich, die dem Album einen unterschwelligen Fluss geben.
Die schwere Kunst der Leichtigkeit
Doch die eigentliche Kunst, welche Emperors Lair beherrschen ist nicht nur eine musikalische Idee in das Album einzubringen, sondern viele Einflüsse scheinbar kinderleicht zu verknüpfen. Ein Sample einer Predigt über die Boshaftigkeit von Rock Musik und den daraus resultierenden verbalen Ausschluss aus dem schützenden Haus des Herrn steht dem Opener House of the Righteous voran.
Gemächliche drei Minuten entwickelt sich der Song und schwebt dabei auf psychedelischen Keyboardwolken, welche durch harte Riffs wieder zu Boden gedrückt werden. Ein Break macht den Weg frei und der Opener groovt ohne Ende los, was ihr HIER nachhören könnt. Auffällig ist die megastarke Produktion, die gegenüber der selbst produzierten Demo EP mehrere Level drauf gelegt hat.
Je nachdem in welche musikalische Richtung man tendiert, werden die Lieblingssongs auf Dare Mighty Things ausfallen. Ein bisschen traditionellen Stoner Rock findet man in Gravity. Eine Verknüpfung von Psychedelic und brachialer Schwere gibt es bei Kronos. Hier zeichnen sich aber auch schon erste exotische Gitarrenmelodien ab, welche später bei The Elephant eine größere Rolle spielen werden.
Ein Meisterwerk des Doom ist The Mind’s Eye. Dieser zwölfminütige Brocken an Heaviness stellt so mache gestandene Band in den Schatten. Emperors Lair schaffen es hier meterdicke Riffs zu platzieren und trotzdem dem Gesang immer wieder Spielräume zu geben. Im Verlauf der Komposition verdichtet sich noch alles durch den Fluss des Keyboardsounds und erhält Abwechslung durch zahlreiche Breaks. The Mind’s Eye trägt durch seine simple Härte fast schon bluesige Töne in sich.
Angst und Panik auf dem Weg ins Dunkel
Dieser Soundwalze folgt das rein instrumentales Stück namens Deimos. Es ist eine Weiterentwicklung oder eben der Zwilling vom instrumentalen Phobos auf der besagten Demo EP von 2019. Der Sound wird getragen von sphärischen Tönen und bekommt eine unheimliche Tiefe durch Basstrommeln, welche weit in den Raum tönen. Phobos, die Angst und Deimos, die Panik, sind zwei kleine um den Planeten Mars kreisende Monde.
Warum gerade diese hier eine Rolle spielen? Auch Emperors Lair können sich der Faszination des Weltraums nicht entziehen. Schon der Albumname Dare Mighty Things ist nicht nur der perfekte Titel für dieses aufwendige und sicher auch Kraft und Mittel kostende Bandunterfangen. Es hat auch einen direkten Bezug zum Titel der NASA-Mission Perserverance Mars. Sänger Sebastian als Fan von Science Fiction und alten Filmen soll hier einen großen Einfluss beim Entstehen gehabt haben.
Schon auf der ersten EP war The Elephant enthalten. Doch der Song hat sich durch die Produktion massiv gewandelt. Die Art des Gesangs und die Keyboardteppiche haben etwas sehnsüchtig exotisches und verknüpfen sich mit einer enormen brachialen Rifftbreite. Dieser Track sollte ein glänzendes Beispiel für alle Bands sein, die sich mit einer mittelmäßigen Produktion zufrieden geben.Was Magnetic Audio aus Bamberg hier für Emperors Lair an Kraft und Volumen herausgeholt haben ist sensationell. Nicht unterschlagen wollen wir das Mastering von Die Tonmeisterei in Oldenburg.
Lasst es uns mächtig zum Ende bringen
Der Titelsong Dare Mighty Things beschließt das Debüt. Noch einmal kommen über zehn Minuten an komplexer und ausgeklügelter Musik zusammen. Bass und Gitarren vereinen sich zu einer massiven Einheit und trotzdem bietet sich der Gitarre gegen Ende die Zeit für ein ausgedehntes Solo.
Die Drums donnern, während der Gesang sich entspannt wie ein Tuch über alles legt. Anhören könnt ihr das Finale HIER.
Dieses Album deckt ein gewaltiges Spektrum ab und trägt auch eine Entwicklung in sich. Die anfänglichen Stücke wie Gravity, Kronos und The Mind’s Eye tragen eine massive unbeugsame Härte in sich. Aus meiner Sicht wird Dare Mighty Things zum Ende zu immer leichter verdaulich und dadurch vertrauter.
Ich finde keinen Makel an dem Album und weiß nicht, wohin die Band sich nach diesem Meisterstück noch entwickeln wird und kann. Schenkt Emperors Lair eure Aufmerksamkeit, denn hier spielt ein Undergrounddebüt auf dem Niveau der Oberliga.
Line Up
Luis – Gitarre
Djast – Bass
Simon – Schlagzeug, Samples
Sebastian – Gesang, Synthesizers
Links
Facebook Emperors Lair
Instagram Emperors Lair
Bandcamp Emperors Lair
Außerdem auf Soundmagnet.eu
Album Review – Catchlight – Helios Part One
Split-EP Review – Wax Mekanix / Troll Teeth – Blunt
Interview – Amaurot, Nachgefragt bei Peter Svensson