Electric Mob – Discharge – Gewaltige Entladung – Album Review
Electric Mob – Discharge
Herkunft: Curitiba / Brasilien
Release: 12.06.20
Label: Frontiers Music srl
Dauer: 47:52
Genre: Hard Rock / Classic Rock
Beim Querhören des Junikatalogs von Frontiers Music habe ich zunächst das Debütalbum der Brasilianer Electric Mob leichtfertig übersehen. Erst auf den zweiten Blick weckte die Bandbiografie um den in seiner Heimat durch die Teilnahme bei The Voice Of Brasil zu Ruhm gekommenen Sänger Renan Zonta meine Aufmerksamkeit. Als zeitgenössischer Hard-Rock mit Querverweisen zu Aerosmith, Guns N‘ Roses und Audioslave mit einem bluesigen Touch, beschreibt das Infosheet den Sound des Quartetts. Dass der Sänger im Hause Frontiers großen Eindruck hinterlassen hat, beweist auch sein Mitwirken bei Magnus Karlsson’s Free Fall Projekt, das zeitgleich mit dem Electric Mob Debüt beim italienischen Label erscheint. Neben Sangeskünstler Ronnie Romero – Rainbow, Tony Martin – ex-Black Sabbath und Noora Louhimo – Battle Beast, leistet der stimmgewaltige Frontmann auf dessen dritten Album We Are The Night auch einen Beitrag als Gastsänger; da muss ich doch unbedingt noch einmal bei Discharge nachfassen.
Das Intro Awaken setzt die stimmlichen Qualitäten von Renan Zonta gleich gekonnt ein, um mit dem bluesigen Dampfhammer Devil You Know ein richtig heftiges Pfund nachzulegen. Das Video zum Song könnt ihr HIER finden. Man könnte glatt glauben, Myles Kennedy hätte einen stimmlichen Zwillingsbruder bekommen. Aber auch die Qualität der restlichen Band darf man nicht verschweigen. Ben Hur Auwarter feuert auf der Steelguitar feinste Classic-Rock-Salven ab, während die Rhythmusabteilung um Bassist Yuri Elero und Schlagzeuger André Leister (Schlagzeug) einen fetten Beat vorlegt, dessen Ursprung man niemals im Süden Brasiliens vermuten würde. Ein stampfender Beat und ein Banjo Riff bringen auf King’s Ale ebenfalls Mississippi-Feeling ins heimische Wohnzimmer, um sich mit viel Groove und einem eingänigen Refrain im Gehörgang festzusetzen.
Mit Got Me Runnin‘ lassen es die Jungs zunächst einmal ruhiger angehen, nur um mit Far Off wieder einen weiteren Kracher mit viel Classic Rock Attitüde mitrauszuhauen.
Ein wenig Lagerfeuerromantik entsteht bei Your Ghost, das als Akustiknummer beginnt, im weiteren Verlauf aber immer mehr Fahrt aufnimmt und vom grandiosen Gesang und einem gefühlvollen Solo von Ben Hur Auwarter veredelt wird. Plötzlich sind Audioslave bei Gypsy Touch unüberhörbare Inspiration. Der Bass wummert, moderne Grooves bestimmen den Sound, das kommt jetzt zwar überraschend, klingt aber auch fett und setzt sich auch auf 1 2 3 Burn fort, das rhythmisch ebenfalls sehr modern daherkommt.
Der kurze, knackige Up-Tempo-Rocker Upside Down hat gar Post Grunge Attitüde und könnte vom letzten Soundgarden Album stammen. Mit Higher Than Your Heels wenden sich die Brasilianer wieder den rhythmischeren Sounds zu, bei dem funkige Bläser ebenso zum Einsatz kommen wie der angedeutete Scat-Gesang von Renan Zonta, der dem Song jede Meng Swing verpasst. Das muss man sich auf einem Debütalbum erstmal trauen. Brand New Rope ist eine vergleichsweise straighte, fette Rocknummer mit viel Wucht und Groove. Der Rausschmeißer We Are Wrong bringt jetzt zwar nichts Neues mehr ans Tageslicht, erwähnenswert ist allemal erneut die erstklassige Gitarrenarbeit, ansonsten reiht er sich qualitativ in die vorangegangenen Songs ein.
Fazit
Mit Electric Mob ist Frontiers Music ein erstklassiger Fang gelungen, der mit einer stilistischen Vielfalt überrascht und mit Renan Zonta natürlich ein As im Ärmel hat, der diese Bandbreite mit seiner außergewöhnlichen Stimme ausfüllen kann. Aber auch die anderen drei Musiker beherrschen ihr Handwerk und verpassen Discharge einen fettes Fundament, auf dem sich ihr Sänger nach Belieben austoben kann. Die Referenzen sehe ich weniger, wie im Infosheet angegeben, bei Aerosmith und Guns N‘ Roses, sondern ganz klar bei Inglorious, Alter Bridge oder Audioslave. Meine Anspieltipps sind das arschcoole Devil You Know und Your Ghost, das die Band von einer ganz anderen Seite zeigt und sich von seiner melancholischen Anfangsstimmung zu einem packenden Finale entwickelt. Ein, zwei Songs sind etwas unspektakulärer ausgefallen, deshalb gehen ganz starke 8,5/10 nach Brasilien.
Line Up
Renan Zonta – Gesang
Ben Hur Auwarter – Gitarre
Yuri Elero – Bass
André Leister – Schlagzeug
Tracklist
01. Awaken
02. Devil You Know
03. King’s Ale
04. Got Me Runnin‘
05. Far Off
06. Your Ghost
07. Gypsy Touch
08. 1 2 3 Burn
09. Upside Down
10. Higher Than Your Heels
11. Brand New Rope
12. We Are Wrong
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