Dymytry – Nachgefragt bei Alen Ljubic – Interview

Dymytry spielen modernen Metal und haben es mit ihrem Album Revolt sogar in die deutschen Alternative Charts geschafft. Außerdem sind sie wohl die einzige Band, die fürs Inland und fürs Ausland zwei unterschiedliche Sänger hat.

Sänger Alen „A.L.“ Ljubic hat uns erklärt, warum das so ist. Außerdem verrät er uns, was „Psy-Core“ bedeutet und wieso ihre Masken und Bühnen-Outfits der Band so wichtig sind.


Dymytry-Alen LjubicMarkus (Soundmagnet.eu): Hallo und danke für das Interview. Du bist seit einiger Zeit bei Dymytry als Sänger aktiv und für den englischsprachigen Gesang sowie für zukünftige Auftritte außerhalb von Tschechien zuständig. In Tschechien steht aber nach wie vor der ursprüngliche Sänger Protheus hinterm Mikro und singt die Texte in der tschechischen Muttersprache der Band. Kannst du uns kurz erklären, wieso ihr bei Dymytry auf zwei Sänger und auf zwei Sprachen setzt – einmal für Tschechien und einmal für den Rest der Welt?
Alen (Dymytry): Hallo Markus! Wir haben wohl etwas gestartet, was es so noch nicht gegeben hat. Protheus ist neben seiner Tätigkeit als Profimusiker auch als Dozent an einer Universität angestellt. Die Idee, einen zweiten Sänger für den internationalen Markt zu verpflichten, kam sogar ursprünglich von ihm. Da ihm seine Universitätsarbeit sehr am Herzen liegt und er nicht darauf verzichten möchte, kam ihm diese Idee. Außerdem fühlt er sich in seiner Muttersprache einfach wohler.

Markus: Wie wurde die Band auf dich als Sänger aufmerksam?
Alen: Unser Produzent, Kohle vom Kohlekellerstudio, mit dem ich schon 2015 zusammen gearbeitet habe, um das zweite Album für meine vorherige Band Gloomball aufzunehmen, rief mich im Februar 2020 an und fragte, ob ich Interesse an einer Audition habe.
Ich habe dann in die Songs rein gehört und konnte natürlich nicht widerstehen. Ich habe dann bei mir im Studio Vocals für Awaking the Monster aufgenommen und die Jungs fanden das Ergebnis super. Wir habe uns dann im Kohlekeller Studio verabredet. Das war am 10. März 2020, da haben wir uns kennengelernt und ich habe drei weitere Songs aufgenommen und wurde dann abends gefragt, ob ich einsteigen will. Und hier bin in nun.

Zeit für eine Revolte

DYMYTRY - Revolt - ArtworkMarkus: Das jüngste Album Revolt ist praktisch die englischsprachige Version des 2019er Albums Revolter, das damals in Tschechisch veröffentlicht wurde. Wie ging es euch dabei, die Texte ins Englische zu übertragen? Musstet ihr bei den Texten und Songs viel ändern?
Alen: Ich lese öfter, dass wir die Songs lediglich übersetzt haben. Das stimmt aber nicht.
Wir haben die englischen Texte komplett neu geschrieben, da eine Übersetzung in dem Sinne nicht möglich ist, weil tschechisch eine ganz andere Sprache ist als Englisch und es deswegen mit den Songs auch nicht funktioniert hätte. Wir wollten auch keinen Abklatsch vom tschechischen Album, sondern ein eigenständiges Album mit einer eigenen Identität.

Markus: Die Ursprungsversion des Album sorgte für Aufsehen und wurde in Tschechien mit Platin ausgezeichnet. Denkst du, dass das Album auch international so gut ankommen wird?
Alen: Ich glaube an uns und natürlich auch an das Album. Bisher sieht auch alles sehr gut aus. Wir haben circa 50000 monatliche Hörer auf Spotify seit Release dazu gewonnen, die Reviews sind weitestgehend positiv und die Fans lieben es. Wenn wir jetzt noch auf Tour können, sehe ich nicht, warum das nicht der Fall sein sollte.

Wenn man im eigenen Land so ziemlich alles erreicht hat, will man sehen was noch außerhalb der Grenze möglich ist.

Markus: Die Corona-Pandemie macht den meisten Bands seit Langem einen Strich durch die Rechnung. Wieso haben sich Dymytry trotzdem dazu entschieden, genau jetzt das nicht-tschechische Ausland ins Visier zu nehmen?
Alen: Die Idee mit dem Ausland kam den Jungs ja schon 2018, während einer gemeinsamen Tour mit Hämatom. Wenn man im eigenen Land so ziemlich alles erreicht hat, will man sehen was noch außerhalb der Grenze möglich ist. Es ist ein gemeinsamer Traum.

Markus: Wer wird zukünftig die Texte schreiben – du oder weiterhin die anderen Bandmitglieder?
Alen: Ich habe ja bei den Texten mitgeschrieben. Einige Nummern waren ja schon fertig zu dem Zeitpunkt, als ich eingestiegen bin, da ging das natürlich nicht mehr. Wir sind ja schon mit der Vorproduktion des zweiten internationalen Albums weitergehend fertig und da wird das ganze wie gehabt gehandhabt. Jeder darf Ideen äußern, das beste Resultat wird genommen.

Über Psy-Core und Bühnen-Outfits

Markus: Ihr nennt eure Musik Psy-Core, trägt Masken und steht für einen modernen und groovigen Sound. Das erinnert unsere Leser bestimmt ein wenig an manche „Nu Metal“ Bands aus den USA, die vor allem in den 2000er Jahren für Aufsehen sorgten. Seht ihr Gemeinsamkeiten mit der Bewegung, die Bands wie Slipknot oder Mudvayne losgetreten haben? Und worin unterscheidet ihr euch?
Alen: Ich würde unseren Sound nicht als Nu Metal bezeichnen, da dieses Genre ein ganz anderes ist. Ich verbinde das eher mit Baggypants und viel Crossover, wir jedoch spielen ja eher modernen Metal mit traditionellen und modernen Elementen.
Wir wollen die Leute in unseren Bann ziehen, vor allem live. Mit einer großen Show in Kombination mit unserem Look sind auch ganz andere Sachen möglich. Die Masken und das Stage-Outfit Konzept gibt es ja nicht erst seit Slipknot und Co, das haben Kiss beispielsweise ja schon viel früher gemacht. Es soll Spaß machen. Wir wollen den Leuten Unterhaltung auf ganz hohem Niveau bieten. Wenn ich privat auf Konzerte gehe und die Band ihre Alltagsklamotten auf der Bühne trägt und nicht viel zu einer Show beiträgt und nur das Programm „runterspielt“, langweilt mich das sehr.

Die Masken und das Stage-Outfit Konzept gibt es ja nicht erst seit Slipknot und Co, das haben Kiss beispielsweise ja schon viel früher gemacht.

Markus: Als neuestes Bandmitglied, welcher Song fasst für dich die Essenz und das Konzept von Dymytry am besten zusammen und warum?
Alen: Einen gewissen Song gibt es für mich nicht wirklich. Klar habe ich Favoriten, das ist ja nicht zu vermeiden. Ich würde mich auf drei Songs festlegen, die alle unsere Facetten beinhalten. Chernobyl 2.0 für sein Riffing und Drumgewitter, Rise and Shine für die ruhige, emotionale Seite und Never Gonna Die für den Groove.

Live-Pläne und die tschechische Szene

Markus: Im Moment sieht es nicht danach aus, als wären so bald wieder normale Konzerte möglich. Sobald es aber wieder geht, können wir Gigs in Österreich oder Deutschland erwarten?
Alen: Wir schauen mit unserem Management und Booker unter Hochdruck nach Shows, natürlich werden wir sobald es möglich ist konkrete Tourdaten raus hauen.

Markus: Über die tschechische Szene ist im deutschsprachigen Raum nicht viel bekannt, was übrigens für fast alle slawischen Länder gilt. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Alen: Ich denke das liegt hauptsächlich an der Sprachbarriere. Englisch ist nun mal immer noch die dominierende Sprache, wenn es um Heavy Musik geht, auch wenn es viele interessante Bands aus dem slawischen Raum gibt. Vielleicht ändert sich das ja auch mal in Zukunft, wer weiß.

Markus: Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir!
Alen: Vielen Dank für das Interview. Ich hoffe, dass wir in Österreich in Zukunft eine Fanbase aufbauen können, um mit euch gemeinsam auf Konzerten die Läden in Schutt und Asche zu legen. Ich freue mich schon sehr darauf. Bis dahin, checkt unser Album und supportet uns! Vielen Dank!


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