desolat – Get Sick And Let Me Watch You Die – Album Review

desolat – Get Sick And Let Me Watch You Die
Herkunft: Österreich
Release: 14.06.2024
Label: Reptilian Records
Genre: Noise Rock


desolat-Band
Foto Credit: Alex Aigner

Die Wiener von desolat hatten völlig unverschuldet einen schlechten Start, denn nach ihrer Gründung und gerade mal drei Shows brach Corona über die Welt herein. Davon haben sich die DIY-Musiker aber nicht beirren lassen, wie der zweite Longplayer Get Sick And Let Me Watch You Die jetzt erneut unter Beweis stellt.

Ihr Genre „Noise Rock“ kann ja per Definition nach so ziemlich allem klingen, die Band kombiniert dieses ohnehin vielfältige Genre aber noch mit Hardcore, Punk, Sludge, Crust und Death Metal. Wie kann man diesen Sound nun beschreiben? Im Grunde genommen gar nicht, man muss ihn einfach gehört haben. Aber wir versuchen es trotzdem.

Zeit für Dunkelheit

Ein Blick auf den Albumtitel und die Tracklist zeigt bereits, wohin die Reise geht. Es wird dystopisch, sozialkritisch und mitunter ein wenig zynisch. Fans der Sorte „Ich bin unpolitisch und Musik sollte es auch sein!“ werden also nicht unbedingt angesprochen.

So bunt all die pechschwarzen Themengebiete aufgearbeitet werden, so vielfältig ist auch die Musik selbst. Der Opener Doomsday Clock etwa klingt wie ein Hardcore/New-Thrash-Brocken auf Beruhigungsmitteln, also gespielt wie eine Doom-Nummer mit maximal Mid-Tempo-Geschwindigkeit. Dazu wird geschrien und gewütet, dass jeder hasserfüllte Black Metaller ganz schön blass unterm Corpse Paint werden dürfte. Kann man sich nicht vorstellen? Stimmt, aber wir haben euch gewarnt.

Im Laufe des Albums unternehmen desolat einige Ausflüge in Post Metal Gefilde und lassen ihre Instrumente sprechen, der Gesang kommt nur unterstützend zum Einsatz. Beispiele hierfür sind Time For Darkness sowie Two Elderly Brothers Killed A Young Mother. Die Band kehrt aber immer wieder zu eingänglich-rockigen Melodien zurück, wie der letzte Song (Gin) Tonic Youth unter Beweis stellt. Diese Nummer kannst du übrigens HIER anhören.

Unberechenbar

Insgesamt weiß man nach dem letzten Song nicht so genau, was man da eigentlich gerade gehört hat. Aber genau darin liegt die Faszination des Albums – Unberechenbarkeit und düster-grantige Atmosphäre werden kombiniert. Aber nicht, um mit allen Mitteln innovativ zu wirken, sondern durch organisches und authentisches Songwriting mit einer „Wir machen einfach unser eigenes Ding!“ Attitüde.

Man brauch als Hörer zwar ein wenig, bis man vollends in die Welt von desolat eingetaucht ist. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase macht das Album aber enorm viel Spaß, trotz der bitteren Thematik, die in so manchen Lyrics behandelt wird. Und einen Song wie beispielsweise Pregnant Meth Addict With Cancer rotzig-punkig, eingängig und ohne erhobenen Zeigefinger vorzutragen, das muss man auch erst einmal können.


Fazit
Wer Noise Rock ohne Scheuklappen mag, der wird desolat mögen. Wer dazu noch eine sarkastische Ader und kein Problem damit hat, dem Elend dieser Welt ins Auge zu sehen, der wird ihr Album Get Sick And Let Me Watch You Die lieben. Wir empfehlen mehrere Durchläufe, denn die Platte entfaltet mit jeder Rotation neue Akzente und bleibt dadurch auch auf längere Sicht spannend. Chapeau dafür nach Wien! 8 / 10

Line Up
Alfred – Gesang, Gitarre
Klaus – Bass
Mentl – Schlagzeug, Samples

Tracklist
01. Doomsday Clock
02. Time For Darkness
03. Pregnant Meth Addict With Cancer
04. Two Elderly Brothers Killed A Young Mother
05. Great White Northern Shitlicker
06. This Band Is Your Yoga
07. Central European Nihilist Arrogance
08. (Gin) Tonic Youth

Links
Bandcamp desolat



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