Der Weg einer Freiheit – Noktvrn – Album Review
Der Weg einer Freiheit – Noktvrn
Herkunft: Deutschland
Release: 19.11.2021
Label: Season of Mist
Dauer: 47:42
Genre: Black Metal / Avantgarde Black Metal
Man kann es nicht von der Hand weisen, dass ich mich zu einem der größten Anhänger dieser Band aus Franken zähle. Von daher sind meine Erwartungen, oder sagen wir Hoffnungen, auf ein neues Album immer besonders groß. Ich werde mich bemühen, mit der nötigen Objektivität heranzugehen.
Nun ist es wieder soweit, mit Noktvrn steht ihr fünftes Longplayer Album an und meine Spannung könnte nicht groß genug sein. Die Fan Schar um Der Weg einer Freiheit wird immer größer, sie haben sich riesigen Respekt in der schwierigen Black Metal Szene und auch darüber hinaus erspielt. Ihr Spielstil trifft einfach den Nerv der Zeit und wird über die Jahre hinweg zeitlose bleiben. Sind wir also gespannt, auf welche Reise die Band uns diesmal mitnimmt.
Durch die Nacht…
Im Vorfeld konnte ich in Erfahrung bringen, dass Mastermind und Gründer Nikita Kamprad viel Wert auf den Gesang gelegt hat, von daher war es für mich nicht verwunderlich auf einmal cleanen Gesang zu hören. Doch dazu kommen wir später. Stiltechnisch gibt es generell keine großen Veränderungen. Die Jungs spielen mit der Ausgewogenheit von ruhiger Stiller, melodischen Riffs und brachialem Black Metal.
Auf den seelenruhigen Akustik-Gitarren Intro Finisterre II folgt das epochale Monument, welches mit leichten Posaunenklängen den Song einleitet. Was dann folgt lässt mich schier ausrasten. Typische Tonfolgen, die schon als Trademark der Bayern bekannt sind, leiten ein unfassbares Inferno ein. Trotz des Irrsinns kann ich der Melodie folgen und das dazugehörige Riff raubt mir den Atem. Begleitet wird alles von einem mächtigen, natürlichen Sound.
Stimmungsvolle Atmosphäre
Der Gesang von Nikita hat sich im Laufe der Jahre ungemein weiterentwickelt und seine Stimme, Screams sind sicherer, variabler geworden. Dieser Bestandteil macht die Songs noch intensiver. Besonders ist die Weiterentwicklung im Song Am Rande der Dunkelheit wahrzunehmen. Hier vereinen sich schleppende Doom-Momente mit Blasts in Hochgeschwindigkeit. Für die notwendige Atmosphäre sorgen sphärische Gitarrenklänge, für die die Band schon in der Vergangenheit gewesen ist.
Immortal wird vom außergewöhnlichen Klargesang von Gastsänger Dávid György Makó, seines Zeichens Frontmann der Labelkollegen von The Devil´s Trade begleitet. Eine phänomenale schon jazzige Nummer, die durch Nikitas emotionale Ausbrüche und die coolen Basslines einen weiteren kreativen Kosmos öffnet. Darüber hinaus ist es der erste englischsprachige Song der Band.
Träumen ist auch im Black Metal erlaubt
Morgen ist wohl der brutalste Track des Albums. Durch seine expressiven Riffs und der weiten musikalischen Atmosphäre zieht er mich in eine Traumwelt. Dieses Gefühl ist passend zur Thematisierung von Noktvrn. Es geht um die Dunkelheit, die Nacht, Nahtoderfahrungen, den Schlaf und den daraus resultierenden Träumen. Immer wieder fasziniert bin ich von Tobi Schulers Fertigkeiten am Schlagzeug, welche mal wieder nicht von dieser Welt sind. Davon überzeugen könnt ihr euch selbst im ersten offiziellen Video der Band dazu HIER. In Gegen das Licht hauen die Drums förmlich alle Lichter aus, um die Dunkelheit walten zu lassen. Auch wenn die Band immer auf Refrains verzichtet, gibt es eine Hookline, die sofort einen Wiedererkennungswert hat. Majestätischer Song, der nochmal das Können von Der Weg einer Freiheit unterstreicht.
Auf neuen Wegen..
Wie schon zu Beginn erwähnt, wurde auch ein Song mit Klargesang aufgenommen. Haven ist der zweite englischsprachige Song und zum ersten Mal experimentiert Nikita mit klarem Gesang. Ich würde sagen: Experiment gelungen.
Mit überraschend engelsgleicher Stimme, a la Cigarette After Sex, begleitet er die ruhigen, melancholischen Gitarren. Der Song schwebt an einem vorbei wie eine Feder im Wind. Ein wirklich gebührender Abschluss eines mitreißenden Gesamtwerks.
Fazit
Mir fallen kaum Worte ein, um Noktvrn angemessen zu würdigen. Im Endeffekt haben Der Weg der einer Freiheit mal wieder meinen Optimismus bestätigt und tatsächlich Ihr Level gehalten. Mit kleinen Veränderungen hat der Sound sogar ein Upgrade erhalten. Auch ohne durch meine Fanbrille zu schauen mit vollkommener Nüchternheit, bezeichne ich dieses Black Metal Kunstwerk als mein Album des Jahres! 10 / 10
Line Up
Nikita Kamprad – Gitarren, Gesang
Nicolas Rausch – Gitarren
Nicolas Ziska – Bass
Tobias Schuler – Schlagzeug
Tracklist
01. Finisterre II
02. Monument
03. Am Rande der Dunkelheit
04. Immortal
05. Morgen
06. Gegen das Licht
07. Haven
Links
Webseite Der Weg einer Freiheit
Facebook Der Weg einer Freiheit
Instagram Der Weg einer Freiheit
Bandcamp Der Weg einer Freiheit
Außerdem auf Soundmagnet.eu
Album Review – Arde – Ancestral Cult
Interview – Agrypnie, Nachgefragt bei Torsten Hirsch
Kolumne – Bands aus Exotistan – die wirklich internationalen Bands – Teil 5 Estland