Decasia – An Endless Feast For Hyenas – Album Review

Decasia – An Endless Feast For Hyenas
Herkunft:
Paris / Frankreich
Release:
05.04.2022
Label: Heavy Psych Sounds Records
Dauer:
45:54
Genre:
Heavy Psych Rock / Psychedelic Rock / Stoner Rock


Decasia stammen aus Paris und haben sich dem klirrenden Heavy Psych Rock verschrieben. Nach zwei qualitativ hochwertigen EPs aus den Jahren 2015 und 2017 haben Heavy Psych Sounds Records wohl großen Gefallen an der Band gefunden und veröffentlichen deshalb dieser Tage das erste volle Album.

Die Band hat sich entschlossen An Endless Feast For Hyenas in einem eigens umfunktionierten Bauernhof, jenseits der Ablenkungen einer Großstadt, aufzunehmen. Das Ergebnis ist ein organischer, dichter Klang, der seine Einzigartigkeit nicht nur aus dem Genre zieht, sondern auch durch den hallenden Sound, der das Trio akustisch zur Soundwall anschwellen lässt. Das ist auch der Grund, warum die Platte wohl beim ersten Hördurchgang kaum zündet.

Bassfeuer und hungrige Monster aus der Tiefe

Natürlich hört man von Anbeginn, dass im Bandgefüge alles stimmt. Schon beim Opener Ilion nehmen die drei Franzosen den Hörer in Anspruch und präsentieren Perfektion an den Instrumenten. Wie fallender Regen meldet sich das Schlagzeug. Die Gitarre zieht krächzend dazwischen und geisterhaft schleichen sich die Vocals herein. Der Bass vereint sie alle mit seinem hämmernden Dauerfeuer. Es ist ein kurzer wilder Ritt durch den Opener.

Aus der Tiefe zieht sich dämonisch Hrosshvelli’s Ode hoch. Das Hrosshveli ist ein mystisches Tier aus der isländischen Fabelwelt. Die Kreatur wird als Mischung aus Wal und Pferd beschrieben. Es steigt aus den Tiefen hoch, um mit seinem Schweif auf die Meeresoberfläche zu schlagen. Das verursacht riesige Wellen, bringt Schiffe zum Kentern und es frisst die Leiber der ertrunkenen Seefahrer. Inhaltlich schon keine leichte Kost, hat auch der Song eine entsprechende Schwere. Der Bass gluckert und pumpt von ganz unten, Maxime Richard jammert und schreit die Vocals, während die Gitarre hart mit den Tönen schneidet. Obwohl oder vielleicht gerade weil der Song recht schwer verdaulich ist, wurde er als erste Auskopplung des Albums gewählt.

Es folgt ein Instrumental namens Altostratus. So werden Wolkenfelder mit streifigen und faserigen Aussehen genannt. Sie verdecken die Sonne und geben sie nur in einer Art Milchglas-Effekt frei. Akustisch dunkel, entrückt und wie hinter einem Vorhang eingespielt, erklärt sich der Titel wie von selbst.

Über den Berg mit wilder Abfahrt

So ungefähr lautet das Motto für den Rest des Albums. Decasia werfen bei Cloud Sultan noch einmal alles in die Schale. Der Song hat ein unwahrscheinliches Jam-Feeling. Er schwankt zwischen experimenteller Rhythmik und energetischen Ausbrüchen. Die Band wollte das Rohe und Ungezwungenheit einfangen und das hat sie auch! Der Aufstieg zum Berg des Experimentellen ist geschafft. Das Album bekommt Dynamik und geht in Richtung 1970er Jahre-Feeling. Override und Skeleton Void schäumen nur so vor wildem Rock ’n‘ Roll über. Ich denke es ist Zeit euch HIER eine Hörprobe von Skeleton Void zu geben.

Ein Moment der Entspannung bringt Soft Was The Night. Ein Instrumental hörbar verkifft und leider, wie schöne Nächte, zu schnell vorbei. Doch wir bleiben am dunklen Himmel mit Laniakea Falls. Ein Song über eine unvorstellbar große kosmische Anhäufung von Supergalaxien. Trotzdem auch diese Komposition verspielt ist, hat sie etwas Großes und trägt Weite in sich.

Die Raserei ist dahin und fast doomig werden wir in Sunrise überführt. Nach einem erst lyrischem, dann doomigen Part nimmt die Komposition ausgelassen Züge an. Gitarre und Bass versuchen sich gegenseitig aus dem Rennen zu jammen. Einziger Ruhepunkt ist der Gesang, der über allem liegt, aber faktisch gegen die Ekstase keine Chance hat. Sunrise explodiert am Ende und wirkt schon fast übersteuert.

Die Zusammenfassung einer Recordingsession

Was dann folgt hat wenig mit dem bisherigen gehörten zu tun. Es ist die akustische Dokumentation der Geräusche rund um eine Aufnahmesession. Bei Hyenas At The Gates hört man Musiker laufen, Gitarren klingen, Türen klappern und Effektgeräte verleihen den Tonaufnahmen etwas nächtliches. Ein gelungener Spaß, der den Hörer das Gefühl gibt ganz nah dabei gewesen zu sein.

Trotzdem ist für den Zuhörer die Mischung auf Basis des Heavy Psych Rocks durch die progressive Zutaten und den eingestreuten wilden Stoner Rock nicht einfach zugänglich. Erst nach mehreren Durchläufen bleiben die Songs im Kopf hängen und Favoriten beginnen sich abzuzeichnen. Ich habe erst richtigen Spaß am Album gefunden, als ich es über Kopfhörer verinnerlicht habe. Zu vielschichtig ist der Sound für einen schnellen Genuss. Die Detailfülle verwirrt beim Alltagshören. Ein Album, das Durchläufe braucht und Freude am Detail weckt.


Fazit
Decasia
machen es dem Hörer auf An Endless Feast For Hyenas nicht leicht. Kraftvoll und mit Ideen vollgestopft benötigt das Album mehrere Durchläufe um die Umfänglichkeit zu begreifen. Ist man einmal eingetaucht, gibt es so viele Details wie schillernde Sterne am Nachthimmel zu entdecken. Funkelnde 7,5 / 10

Line Up
Maxime Richard – Gitarre, Gesang
Fabien Proust – Bass, Keyboards
Geoffrey Riberry – Schlagzeug

Tracklist
01. Ilion
02. Hrosshvelli’s Ode
03. Altostratus
04. Cloud Sultan
05. Override
06. Skeleton Void
07. Soft Was The Night
08. Laniakea Falls
09. Sunrise
10. Hyenas At The Gates

Links
Facebook Decasia
Instagram Decasia
Bandcamp Decasia


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