Darkness – Over And Out – Album Review

Darkness – Over And Out
Herkunft:
Deutschland
Release:
27.11.2020
Label: Massacre Records
Dauer:
30:24
Genre:
Thrash Metal


Foto Credit: Marcus Kösters

Essen-Altenessen, das ist so etwas wie die Bay-Area Deutschlands. Hier sind Anfang der 1980er Bands wie Kreator, Sodom und eben Darkness entstanden. Diese Bands haben mit ihrem rohen, ursprünglichen Thrash Metal die deutsche Metal-Szene nachhaltig geprägt. Während die beiden erstgenannten Bands international durchstarteten, blieb Darkness lediglich der Status einer Ruhrpott Kultband. Ihr 1987 erschienenes Debütalbum Death Squad gehört heute unbestritten zu den großen deutschen Thrash-Klassikern.

Nach drei Alben war erstmal Schluss, Sänger Oli verstarb 1998. Schlagzeuger Lacky und Gitarrist Arnd verwalteten das Erbe der Band mit ihrer neuen Band Eure Erben, bevor sie 2004 Darkness wiederbelebten. Das Besetzungskarussell drehte sich in der Folge beständig. Mit dem Einstieg von Sänger Lee 2014 kamen Darkness wieder in Form und veröffentlichten zwei Alben beachtliche Thrash-Granaten, die an die frühen Alben anschließen konnten. Mit Over and Out geben Darkness einen Einblick auf das nächste Album, werfen mit der Neubearbeitung zweier Bandklassiker aber auch einen Blick auf ihre Historie und zollen einem Heavy Metal Klassiker mit ihrer Coverversion Tribut.

Authentischer Thrash mit einem Herz aus Kohle und Stahl

Mit knurrenden Basslinien vom neuen Tieftöner Ben starten Darkness mit Every Time You Curse Me in den ersten Abschnitt des Albums, wo mit den drei Neukompositionen ein Ausblick auf das nächste Album gestattet wird. Der räudige, hemdsärmelige Thrasher versprüht den rauen Charme der Altessener Stahl- und Kohleindustrie. Hier wird nicht lange angeklopft oder höflich um Einlass gebeten, sondern direkt mit harschem Drumming und feinen Riffs die Tür aus den Angeln getreten. Das Video zum Song findest du HIER.

Technisch versiertes Riffing mit Flamenco Gitarren und atmosphärischen Zwischenspielen wecken auf Dawn Of The Dumb Erinnerungen an Slayers Seasons in the Abyss. Der Titeltrack Over And Out pflügt sich ebenfalls gnadenlos mit einer an Exodus erinnernden Brutalität aus den Lautsprechern. Die messerscharfen Riffsalven und das knüppelharte Schlagzeugspiel montieren einem in kürzester Zeit die Rübe ab.

Eine gemischte Tüte Bömsken vom Kiosk nebenan

Passt eine Coverversion von den Posterboys Skid Row zu dem rußverschmierten Thrash von Darkness? Und wie! Schon das Original von Slave To The Grind besitzt diese punkige Attitüde, die hier mit noch mehr Rotz herausgeschleudert wird. Die in Osaka, Japan, mitgeschnittene Liveversion ihres Bandklassikers Tinkerbell Must Die zeigt, wie brachial Darkness auch auf der Bühne rüberkommen. Die Neuaufnahme von Armageddon verdeutlicht die enorme technische Entwicklung der Band. Das Gaspedal wird bis zum Bodenblech durchgetreten und die Nummer überrollt einen wie ein außer Kontrolle geratener ICE. Mit der akustischen Umsetzung von Faded Pictures vom Debütalbum werden nostalgische Gefühle geweckt. Für diese beiden besonderen Momente hat die Band die ehemaligen, noch lebenden Bandmitglieder Bruno und Pierre mit ins Studio geholt, um ihrer Vergangenheit Tribut zu zollen.


Fazit
Over and Out ist wie eine prallgefüllte, gemischte Tüte Bömsken vom Kiosk nebenan. Auf diesen Songs zeigen Darkness, dass sie musikalisch absolut das Zeug dazu haben, zu den Thrash Metal Aushängeschildern Kreator und Sodom aufzuschließen. Die Band präsentiert sich technisch auf einem ausgereiften Niveau. Die Coverversion von Slave To The Grind betrachte ich ebenfalls als sehr gelungen. Natürlich hätte ich mir anstelle des Live- und Akustiktracks noch zwei oder drei neue Kracher gewünscht. Somit ist das Album für mich mehr ein Vorgeschmack auf das, was da kommen wird als ein reguläres Studioalbum. Darauf ein kaltes Pilsken und hoffnungsvolle 8 /10 bis zum nächsten Treffen an der Trinkhalle.

Line Up
Lee – Gesang
Arnd – Gitarre
Meik – Gitarre
Ben – Bass
Lacky – Schlagzeug
Gastmusiker
Bruno, Pierre – Gesang auf Faded Pictures, Armageddon

Tracklist
01. Every Time You Curse Me
02. Dawn Of The Dumb
03. Over And Out
04. Slave To The Grind
05. Tinkerbell Must Die (Live In Osaka, Japan)
06. Armageddon
07. Faded Pictures (Unplugged)

Links
Facebook Darkness
Webseite Darkness


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