Count Raven – The Sixth Storm – Album Review

Count Raven – The Sixth Storm
Herkunft:
Stockholm / Schweden
Release:
29.10.2021
Label: I Hate Records
Dauer:
01:13:31
Genre:
Doom Metal


Trotz dem wir nun zwölf Jahre auf das neue Album warten mussten, gelten Count Raven immer noch als eine feste Bank im Bereich des traditionellen Doom Metal.

Das ist umso erstaunlicher, weil Count Raven es in über dreißig Jahren lediglich auf nun sechs Alben geschafft hat.
Das spricht für Qualität und entsprechend gespannt ist man, wenn diese Band mit The Sixth Storm endlich ein Statement abgibt.

Das Album startet mit Blood Pope ähnlich schnell und treibend wie einst Poltergeist auf dem Vorgänger Mammons War. Es zeigt sich, dass alle Trademarks erhalten geblieben sind. Schwere, tief gelegte Riffs bilden die Basis auf der die Leadgitarre ihre Melodie legt. Darauf schwimmt die leicht nölige und klagende Gesangslinie von Dan Fondelius und setzt den prägenden Stempel.

Trotzdem es ab dem ersten Riff zu hundert Prozent Count Raven ist, tritt die Begeisterung erst nach mehrmaligem Durchlauf ein. Einen oder den Song auszumachen, der in Zukunft für das Album als Highlight stehen wird, viel mir anfangs sehr schwer. So hat jeder Song seine Vorzüge. The Curse und The Ending glänzen mit Riffs, die beide eines Black Sabbath Albums würdig sind.

Obwohl textlich, wie immer, schwer verdaulich, konnte sich The Nephilims bei mir zuerst im Ohr festsetzten. Der Song startet als Midtempostampfer bis er ab der Mitte zu einem groovenden, sich schleppenden Monster entwickelt. Die Riffs liegen schwer und simpel. Allein die Gesangslinien bringen Farbe ins Spiel. Eine Komposition, aus der andere Bands vielleicht aufgrund der Unterschiede im Aufbau auch zwei Songs gemacht hätten.

Count Raven haben als erstes musikalisches Zeichen für das erscheinende Album den Track The Giver And The Taker gewählt, den man HIER hören kann. Der Song startet mit hartem Riff und ist simpel gehalten. Lediglich der Refrain und das später folgende Gitarrensolo bringen etwas Farbe ins doomige Spiel.

Zweifel an der Moderne

Da wären wir beim nächsten erhaltenen gebliebenen Merkmal einer Count Raven Platte, nämlich den Themen der Lyrics. Es geht hier nicht um Darstellung von eigener Männlichkeit oder Gefasel über Tod und Teufel. Dan Fondelius singt und klagt gegen die alles zerfressende Moderne und reibt sich an den überbewerteten sozialen Medien. Er klagt die Meinungsmanipulation der Menschen über diese Kanäle an und bittet um eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte bis hin zu dem Wunsch, doch mal wieder ein altes Buch mit historischen Fakten zur Hand zu nehmen.

Als kleiner Hit, mit einem sich ins Ohr arbeitenden Refrain, stellt sich Baltic Storm heraus. Inhaltlich geht es um das Fährunglück oder das bewusste Versenken der Estonia im Jahr 1994 auf der Ostsee mit über achthundert Toten. Natürlich erzählt uns Dan Fondelius die Geschichte nicht als eine reißerische Story, sondern schildert seine Zweifel an den offizielle Statements und Erklärungen.

Ein bewegender Abschied

Neben den Reflektionen auf gesellschaftliche Entwicklungen gibt es auch sehr private Einblicke. So lässt uns Dan bei Goodbye an seinem ganz privaten Schmerz über den Tod des Partners teilhaben. Neben den emotional bewegendem Text gewinnt der Track wegen seiner sparsamen Instrumentalisierung und der ungewöhnlichen Zartheit der Gesangsstimme.

Goodbye zeigt aber auch deutlich eine Schwäche von The Sixth Storm auf. Die Produktion kann man als 1990er Jahre old-sytle bezeichnen oder als nicht ausgereift. Passt die Rohheit noch zu den doomigen, harten Stücken, so bekommt die Produktion in Verbindung mit dieser akustischen, von Tasteninstrumenten dominierten, Komposition den Charakter einer Vorproduktion.


Fazit
Count Raven
sind sich musikalisch und textlich treu geblieben. Alle bisherigen Trademarks der Band sind ohne Experimente auf The Sixth Storm vorhanden. Für diese Konstanz auf hohem Niveau gibt es 8,5 / 10

Line Up
Dan Fondelius – Gesang, Gitarre, Tasteninstrumente
Samuel Cornelsen – Bass
Jens Bock – Schlagzeug

Tracklist
01. Blood Pope
02. The Curse
03. The Nephilims
04. Heaven’s Door
05. The Ending
06. The Giver And The Taker
07. Baltic Storm
08. Oden
09. Goodbye

Links
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