Cidesphere – Nachgefragt bei Oral Akyol – Interview

Dawn of a new Epoch hat im November letzten Jahres gezeigt, dass auch in der Türkei ordentlich melodischer Death Metal gezockt wird. Dies habe ich mir zum Anlass genommen, um mit Sänger Oral Akyol von Cidesphere ein Interview zu führen. Hier erfahren wir, wie groß Ihre Liebe zum Death Metal ist.

The original Interview in English can be found HERE.


Frank (Soundmagnet.eu): Servus Jungs, zuerst einmal die obligatorische Frage: Wie geht es Euch?
Oral (Cidesphere): Hallo Frank, nun…wie du weißt, sind wir alle zu Hause und schreiben neue Songs für das neue Album. Es ist schlecht, zu Hause zu bleiben, anstatt Live-Shows zu geben. Aber du weißt, das ist jetzt ein Teil des Lebens und wir müssen uns anpassen.

Frank: Glückwunsch zu einem wirklich gelungenen Stück Old School Death Metal. Es ist kaum zu überhören, dass ihr euch mit Dawn of a new Epoch stark an At the Gates orientiert habt. Was macht diese Musikrichtung für dich so besonders?
Oral: Danke für deine netten Worte. Nun, wir sind alle 80er und 90er Jahre Thrash und Death Metal Anhänger. Wir sind mit den Death Metal Göttern aus Florida aufgewachsen, wie Suffocation, Death, Cannibal, Deicide, Morbid und einigen Pionieren der europäischen Death Metal Szene wie Hypocrisy, Pestilence, Entombed, At the Gates. Ich verstehe deine Worte über At the Gates Orieantation und ja, wir lieben ATG wirklich. Für mich persönlich sind sie eine meiner absoluten Lieblingsbands. Als Sänger ist Tomas eines meiner Idole im gesamten Death Metal Universum. Der Death Metal der 90er ist wirklich roh und progressiv, denke ich. Die Godfathers haben immer versucht, die nächste Stufe in Ihrer Musik zu erklimmen und diese Mentalität ist der Hauptpunkt unserer Liebe zu unseren Einflüssen. Als eine Band, die in den späten 90ern gegründet wurde, sind unsere musikalischen Reflexe nicht vorgetäuscht. Wir leben diese Musikrichtung.

Frank: Man kann Eure Leidenschaft für die Musik förmlich spüren. Wurde das Album in einem Rutsch geschrieben oder sind es Songs, die über die Jahre hinweg entstanden sind?
Oral: Seit wir wieder zusammen sind hat unser Gitarrist angefangen, das Album zu schreiben und dies hat 1,5 Jahre gedauert. Wir können also sagen, dass es in einem Rutsch ging. Während des Schreibprozesses des Albums mussten wir 2 Schlagzeuger wechseln. Unser ursprünglicher Schlagzeuger musste wegen seines intensiven Arbeitsplans aufhören und sein Ersatz bekam eine Beförderung und musste ebenfalls aufhören.  Eine sehr unglückliche Zeitspanne für uns, daher verzögerten sich die Arbeiten um ein paar Monate. Dennoch steckt im Album große Leidenschaft und viel Disziplin. Neue Songs gehen wir mit der gleichen Weise an.

Frank: Warum habt Ihre 18 Jahre gebraucht um Euer zweites Album aufzunehmen? Was waren die Gründe und was habt ihr in den langen Jahren dazwischen getrieben?
Oral: Ehrlich gesagt; wir haben uns getrennt. Nach Interment haben wir eine Menge Shows gespielt und alles war einfach großartig. Wir schrieben ein paar neue Songs, aber die musikalischen Perspektiven änderten sich ein wenig und einige Mitglieder wollten etwas anderes machen und Cidesphere drückte den „Stopp“-Knopf. Wir konnten einfach nicht mehr weitermachen. Aber…. Jahre um Jahre juckte uns das Leben und als wir miteinander sprachen, stellten wir fest, dass alle Mitglieder all die Jahre auf eine Reunion gewartet haben, hahaha.

Frank: Wie lange Zeit nehmt Ihr euch um einen Song aufzunehmen und musstet Ihr zusätzliche Zeit investieren?
Oral: Unsere Art und Weise ein Album zu schreiben, kann man im Grunde als „komplette Hingabe“ beschreiben. Ungefähr stellen wir einen Song in einem Monat fertig. Drei Mitglieder der Band sind Eltern, genau genommen sind vier Bandmember verheiratet, was das Familienleben und die Musik angeht versuchen wir immer eine Balance zu finden. Natürlich verstehen unsere Ehefrauen unsere musikalische Hingabe und unterstützen Cidesphere. Im Vorbereitungsprozess für Dawn of a New Epoch waren die Hausaufnahmen sehr wichtig. Wir hatten die Chance, die Songs zu arrangieren und haben uns sehr auf dieses Thema konzentriert. Bei den Hausaufnahmen wurden viele Riffs verändert.

Frank: Ankara ist jetzt hier in Österreich und generell im deutschsprachigen Raum nicht für seine Metalszene bekannt. Ist es schwer, dort als Metal-Band zu überleben und wie groß ist die Metal-, speziell die Death-Metal-Szene in der Türkei?
Oral: Was die türkische Metalszene angeht, muss man eine Tatsache unterstreichen: So sehr wir auch das berühmte Istanbul im Land haben, Ankara war und ist das Herz des Metal-Undergrounds und der Metalszene in der Türkei. Mehr als 30 Jahre gründeten sich hunderte von Bands und spielten extreme Musik von Hardcore bis Goregrind. Cenotaph (unser Schlagzeuger ist einer der Gründer der Band und unser Gitarrist Başar ist der Bruder von Batu und einer der ehemaligen Gitarristen) Carnophage (Gesang habe ich übernommen) Decimation, Suicide, Ravenwoods, Thrashfire, Molested Divinity, Burial Invocation und viele andere Bands sind in Ankara ansässig und spielen immer noch. Metal spielen… ähm…natürlich gibt es einige Schwierigkeiten, das kann ich nicht leugnen. Aber die lokalen Szene sind sehr stark in dem Land. In Istanbul ist sie auch sehr gut. Tolle Bands sind dort. (Hi friendzzz) Du sagtest „besonders Death Metal“; nun, Death Metal ist das erfolgreichste und beständigste Genre, das in der Türkei gespielt wird. Seit den späten 80er Jahren haben tonnenweise Death Metal Bands gespielt und sind jetzt weltweit auf Tour. Zum Glück für uns haben wir Cenotaph, Suicide, Carnophage, Decaying Purity, Decimation, Engulfed, Burial Invocation, Hecatomb usw… Die Leute lieben und schätzen brutale Musik und die Shows sind wirklich mörderisch. (Ignoriert die Covid-Ära, haha) 

Frank: Wie kam der Kontakt zu Dennis von Eurem Label Testimony Records zustande?
Oral: Nachdem das Album fertig war, haben wir uns nach einigen Labels umgesehen. Das Herantreten von Dennis und Testimony Records an uns war wirklich zufriedenstellend. Als Cidesphere sind wir Detailverrückte, wenn es um Musik geht und geben uns wirklich viel Mühe mit Details. Wir hatten das Gefühl, dass Dennis unsere Leidenschaft für die Musik teilt und sind daher sehr glücklich über unsere aktuelle Situation. Hallo Dennis, Prost!!!

Frank: Es würde mich sehr interessieren, wie du zum Metal gekommen bist? Hau mal eine Geschichte raus, die du unseren Lesern diesbezüglich erzählen kannst.
Oral: Meine Schwester war ein Metalhead, als ich 5 Jahre alt war gab sie mir Manowar und Maiden Kassetten, wie Fighting the World, Live after Death. Das war so ungefähr in den Jahren 1987-1988. Dann begann die Death-Metal-Ära und sie stellte mir 1993 Death, Obituary, Suffocation vor. Dann änderte sich alles in meinem Leben, hahaha…

Frank: Welche fünf Death Metal-Platten würdest du jemandem empfehlen, der noch nie auf Death Metal gehört hat, um auf den Geschmack zu kommen?
Oral: Aus meiner Sicht sind fünf Platten sicher: Death – Human, Suffocation – Effigy of the Forgotten, Suffocation – Pierced from Within, Obituary – Cause of Death, Cannibal Corpse – Tomb of the Multilated. 

Frank: Nun lasse ich dir deinen Gedanken freien Lauf. Kannst uns du eine lustige Geschichte aus Eurem verrückten Leben als Musik erzählen?
Oral: Wir haben eine Menge Erinnerungen, aber ich erinnere mich an einen peinlichen Moment. Wir spielten in Paris mit Carnophage während Gutting Europe und hatten dann einen freien Tag in Rotterdam. Vor unserem Tourbus war ein Markt und es gab einen Killer-Rabatt auf Biere. Jeder kam mit 16 oder 24 Bierdosen zu unserem Tourbus und sagte: „Schaut mal, Leute, ich habe euch Bier gekauft“ und der Bierbestand stieg auf einige hundert Dosen. Der Kühlschrank war nicht in der Lage, sie alle zu kühlen und es wurde die „bierseligste Partynacht aller Zeiten“ in meinem ganzen Leben. Um Mitternacht pissten alle Bandmember an einige Stellen in Rotterdams Parks mit brutalem Gesang lol! Es war wirklich krank hahaha..


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