Church Of Misery – Born Under A Mad Sign – Album Review

Church Of Misery – Born Under A Mad Sign
Herkunft:
Tokyo / Japan
Release:
16.06.2023
Label: Rise Above Records
Dauer:
53:24
Genre:
Doom Metal


Church Of Misery wurden 1995 in Tokyo gegründet und sehen sich als wahre Visionäre und Bewahrer des ultimativen Doom Metals. Von der Urbesetzung ist nur Bassist Tatsu Mikami übriggeblieben. Über die vielen Jahre haben unzählige Musiker schon an seiner Seite gespielt. Doch Tatsu Mikami hat eines verstanden und geschworen: das von Tony Iommi’s Gitarre geprägte Genre mit seinen tödlichen und dämonischen Riffs weiterzuführen. Er selbst erhebt nicht weniger als den Anspruch der einzige wahre Erbe von Black Sabbath zu sein.

Dazu kombinieren Church Of Misery wie immer schwerste und schwärzeste Riffs mit den dunkelsten Geschichten der Menschheit. Das Ergebnis ist so brachial und brutal, dass man die Tragweite von Born Under A Mad Sign beim ersten Hören kaum erfassen kann.

Gesänge des Bösen

Und wieder sind es die verkommensten Gestalten und blutrünstigsten Geschichten der menschlichen Existenz, welche Church Of Misery mit den schroffen, brachialen Riffs verbinden. Es gesellt sich musikalisch Dunkles zum menschlich Finsteren, denn im Mittelpunkt der Erzählungen stehen wie schon so oft Massenmörder.

Church Of Misery sind fasziniert von den härtesten Riffs des Universums und den unfassbaren Taten zu denen scheinbar normale Menschen fähig sind. Dieses Thema zieht sich wie ein blutroter Faden durch die Discographie der Band und trotzdem erstaunt es einen jedes mal wieder, dass Stoff für neue Geschichten der Perversen unter der Sonne gefunden werden.

Ob es sinnvoll ist diesen Wahnsinnigen und Abnormalen der Gesellschaft eine Plattform zu bieten sein einmal dahingestellt. Trotzdem erscheint sich das Kombinieren von musikalischen und gesellschaftlichen Extremen für ein grenzwertiges Musikgenre geradezu anzubieten. Church Of Misery greifen bewusst nicht politische oder gesellschaftliche Ereignisse auf um die Gräuel darzustellen, wie es Slayer mit den kontroversen Schilderungen von Kriegsverbrechen in ihren Songs schon taten. Nein, die Band widmet sich mit Born Under A Mad Sign den bösen Individuen und dem scheinbar biederen, kleinen Mann zu.

Töten um des Tötens Willen

Deshalb startet das Album mit Beltway Sniper einer Geschichte über den Scharfschützen John Allen Muhammad, welcher in den USA wahllos Passanten aus seinem umgebauten Van erschoss. Warum er das tat? Dafür gibt es keine logische Erklärung, außer dass er zur Gruppe der Born Under A Mad Sign gehört. Der Song startet mit einer Nachrichtensendung in denen ein Sprecher über die Taten und die wahllose Auswahl der Opfer berichtet. Was folgt ist ein gigantisches Riffmassaker. Die Produktion klingt ungeschliffen und trotzdem brachial auf den Punkt. Der Bass bebt, die Gitarre ist ein Maximum verzerrt und Kazuhiro Asaeda gurgelt die Vocals mit den blutigen Taten heraus.

Perverse Neigungen sind kein neumodisches Phänomen. Deshalb kommt die Band bei Most Evil nicht um die Geschichte des deutschen Massenmörders Fritz Harmann herum. Riffs mit mehr als deutlichem Black Sabbath Tribut prägen die fast zehnminütige Abrissbirne. Vor dem geistigen Auge sieht man die Bass- und Gitarrensaiten klirren. Ein Break macht den Platz frei für eine intensive Soloarbeit des Gitarristen Yukito Okazaki, der eigentlich hier nur Gastmusiker ist und sonst die Saiten bei Eternal Elysium verzerrt.

Weiter geht es mit der Geschichte des Serienmörders Randy Kraft im Song Freeway Madness Boogie. Randy Kraft konnte die Ermordung und brutale Folterung von 16 Männern nachgewiesen werden. Der Song ist schnell, scheppert ordentlich und kann HIER stellvertretend für das Albumfeeling angehört werden.

Der schwere Blues des Todes

Die Geschichte von Henry Howard Holmes wurde in den letzten Jahren auch durch eine Netflix Serie wieder ins Bewusstsein gerufen. Er gilt als Amerikas erster Serienmörder. Trotz seiner brutalen Taten, war er bis zu seiner Hinrichtung ein durch und durch höflicher und zuvorkommenden Mensch. Zu seiner Verteidigung gab er vor Gericht an von Satan besessen zu sein. Church Of Misery setzen ihm mit dem bluesigen und sich langsam steigenden Murder Castle Blues einen Gedenkstein.

Die Coverversion namens Spoiler ist geradezu ein Stilbruch im gesamten Kontext der Platte. Wohl nur abgefahrene Freaks kennen das Original der Band Haystacks Balboa, welches so um 1970 veröffentlicht wurde. Church Of Misery haben die im Original dreiminütige Nummer natürlich krass verändert. Eine auch im Originalsong vorhandene Hammondorgel sorgt für eine bedrohlichen old-style Touch. Wiederum tobt sich Yukito Okazaki an der fuzzigen Gitarre, verfolgt von der Orgel, aus. Ein doomiger, psychedelischer Hippiesong, den man nach einmaligem Genuss nicht mehr missen möchte.

Verführen, jagen, vernichten

Das tödliche Konzept des Albums bleibt auch weiter bestehen. Dunkle Geschichten sind es immer, nur die Namen der Protagonisten ändern sich. Kein eigentlicher Mörder im Sinne der bisher vertonten Geschichten, sondern ein religiöser Verführer war David Koresh. Er selber hielt sich für den vierten Apokalyptischen Reiter und brachte wirklich das Verderben über seine Anhänger. Beim Sturm des FBI ihres Hauptquartiers in Waco starben 76 Anhänger seiner Sekte, weil sie ihr Anwesen zur Vernichtung in Brand steckten. Schnell und hart zieht der Song mit dem zynischen Titel Come And Get Me Sucker vorbei.

Die abschließende vertonte Geschichte Butcher Baker ist natürlich wieder eine stampfende Nummer in bester Black Sabbath Tradition. Erzählt wird die grausame Geschichte von Robert Hansen, der seine Opfer missbrauchte und per Kleinflugzeug in die Weiten von Alaska verschleppte. Dort setzte er seine Opfer aus, gab ihnen einen Vorsprung, nur um sie dann wie Wild zu jagen und tot in den Wäldern liegen zu lassen. Der Song schleppt sich, enthält beklemmende Samples und zu allem bringt Sänger Kazuhiro Asaeda die Vocals mit rauer Stimme heraus. Ein brutaler, schwerer Song zu einer unmenschlichen Tat.

Perfekt im Kontext zur Musik und den erzählten Inhalten ist auch das Albumcover. Es zeigt den gepflegt und bieder aussehenden Massenmörder Fritz Harmann. Das Layout gleicht dem nüchternen Buchumschlag einer Dokumentation, welcher in geradezu kühler und sachlicher Art und Weise den darin enthaltenen Grausamkeiten entgegensteht.


Fazit
Church Of Misery widmen sich erneut auf drastische Weise der dunklen Seite menschlichen Tuns.
Es ist kaum fassbar, was die Band an Brachialität und Riffs in die Welt setzt, ohne dabei auf das Element Geschwindigkeit zurückzugreifen zu müssen. Born Under A Mad Sign ist in allen Belangen eines der härtesten Alben überhaupt geworden. 9 / 10

Line Up
Tatsu Mikami – Bass
Kazuhiro Asaeda – Gesang
Toshiaki Umemura – Schlagzeug
Yukito Okazaki – Gitarre (Gastmusiker)

Tracklist
01. Beltway Sniper (John Allen Muhammad)
02. Most Evil (Fritz Harmann)
03. Freeway Madness Boogie (Randy Kraft)
04. Murder Castle Blues (H.H. Holmes)
05. Spoiler (Haystacks Balboa Coverversion)
06. Come And Get Me Sucker (David Koresh)
07. Butcher Baker (Robert Hansen)

Links
Webseite Church Of Misery
Facebook Church Of Misery


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