Bonfire – Roots – Album Review
Bonfire – Roots
Herkunft: Deutschland
Release: 26.02.2021
Label: AFM Records
Dauer: 104:14
Genre: Hard Rock / Akustik
Die Ingolstädter Bonfire zählen zu den dienstältesten deutschen Hardrockbands, deren Ursprünge bis ins Jahr 1972 zurückreichen. Zunächst haben sie unter dem Namen Cacumen drei Alben veröffentlicht, bevor 1986 das erste Bonfire Album Don’t Touch The Light erschien.
Danach folgte eine bewegte Bandgeschichte mit erfolgreichen Alben wie Fire Works und Point Blank und leider auch beschwerliche Jahre, die vor allem von stetigen Besetzungswechseln geprägt waren.
Inzwischen ist Gitarrist Hans Ziller das einzige verbliebene Gründungsmitglied und hält die Band auf Kurs. Das gelingt ihm seit dem Einstieg von Alexx Stahl auf dem 2017er Album Byte The Bullet wieder richtig gut, denn der zunächst als Interimslösung angedachte Sänger macht einen dermaßen hervorragenden Job, dass er inzwischen nicht mehr aus dem Line-up wegzudenken ist.
Das ein Jahr später folgende Album Temple of Lies wurde ebenfalls lautstark gefeiert und mit dem bisher härtesten Album Fistful Of Fire packten Bonfire 2020 da sogar noch einen drauf.
Aufgeben ist immer noch keine Option
Leider folgte nach dem Release im März letzten Jahres der erste Lockdown, die geplante Tournee musste erst verschoben, dann ganz gecancelt werden. Doch Aufgeben war keine Option, die Band begab sich erneut in die Flatliners Recording Studios und arbeitete an der Umsetzung des Almost Unplugged Albums Roots, auf dem sich akustische Neuinterpretationen aus der langen Bandgeschichte finden und fünf weitere brandneue Stücke, die im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne geschrieben und aufgenommen wurden. Das Album ist für Bonfire eine Möglichkeit, Geld in die gebeutelte Bandkasse zu spülen, dazu hat die Band auf ihrer Webseite parallel die StartNext Kampagne ins Leben gerufen und bietet ihren Fans darin Raritäten wie Merch aller Art, Wohnzimmerkonzerte, VIP-Tickets für ihre Streaming Release Show, einen Original Gitarrenverstärker und einen Originalmaster auf Band an.
Das Intro des Openers Starrin‘ Eyes zieht sich ein wenig und macht mich zunächst skeptisch, was mich in den folgenden gut 100 Minuten erwartet, aber nachdem die Nummer vom 1986er Debütalbum doch noch in Fahrt kommt, bin ich guter Dinge. Der Song entpuppt sich als organisch rockende Akustiknummer mit dezenter Orgelunterstützung, die natürlich dadurch unwillkürlich ein Deep Purple-Feeling entstehen lässt. Die alte Hitnummer American Nights aus Fire Works bleibt auch in der akustischen Fassung eine schwungvolle Hymne – HIER im aktuellen Video – und klingt ebenso frisch wie der flotte Gutelaunerocker Ready4Reaction – der im Original ebenfalls auf dem wohl erfolgreichsten Album der Ingolstädter steht – oder der Point Black-Klassiker Price Of Lovin You.
Quer durch alle Epochen der Bandgeschichte
Aber auch aktuellere Songs, wie der vom letzten Album Fistful Of Fire stammende The Devil Made Me Do It, behalten ihre Dynamik im akustischen Gewand durch den Einsatz der Orgel und Alexx Stahls kraftvollem Gesang. Daneben stehen natürlich jede Menge romantische Balladen, die sich manchmal haarscharf am Rande des Kitsch bewegen. Dazu zählen besonders Let Me Be Your Water und Love Don’t Lie, auf dem die Ehefrau von Gitarrist Frank, Lydia Panè, als Duettpartnerin von Alexx zu hören ist. Ein Video zum Song findest du HIER.
Dazu gesellen sich viele einfach traumhaft schöne Nummern, die von zarten Pianoklängen, akustischen Gitarren und warmen Orgelsounds begleitet werden. Dazu gehören Comin‘ Home, Why Is It Never Enough oder die großen Bonfire Lovesongs der 1980er Jahre Give It A Try, Sleeping All Alone und Who’s Foolin‘ Who, die auf einem Unterfangen wie Roots nicht fehlen dürfen. Optimal ergänzt werden sie durch aktuellere Balladen wie Without You und When An Old Man Cries, bei denen die Klasse von Sänger Alexx Stahl deutlich wird.
Klar, so richtig originell ist die Idee einer akustischen Retrospektive seit den Defrosted Alben von Gotthard auch nicht mehr, aber was Bonfire hier auf zwei prall gefüllten Scheiben eingespielt haben, braucht sich hinter den Schweizer Hitlieferanten auch nicht zu verstecken. Als Bonus für die CD-Käufer finden sich mit Your Love Is Heaven To Me und Our Hearts Don’t Feel The Same noch zwei neue Schlüpferstürmer, die durch drei brandaktuelle rockigere Songs perfekt abgerundet werden.
Fazit
Mit Roots haben Bonfire ein bärenstarkes Almost Unplugged Album hingelegt, das gleichermaßen als Retrospektive und Blick nach vorne dient. Die alten Bandklassiker erstrahlen im reduzierten Soundgewand in neuer Frische und bieten Alt- und Neufans einen perfekten Soundtrack für die aktuell ruhigeren Stunden im Leben. 8,5 / 10 für diesen Seelenstreichler.
Line Up
Alexx Stahl – Gesang
Hans Ziller – Gitarre
Frank Pané – Gitarre
Ronnie Parkes – Bass
André Hilgers – Schlagzeug
Tracklist
CD1
01. Starin‘ Eyes
02. American Nights
03. Let Me Be Your Water
04. The Price Of Loving You
05. Comin‘ Home
06. Ready 4 Reaction
07. Give It A Try
08. Sleeping All Alone
09. Who’s Foolin‘ Who
10. Why Is It Never Enough
CD2
01. Fantasy
02. When An Old Man Cries
03. Love Don’t Lie
04. Lonely Nights
05. Under Blue Skies
06. You Make Me Feel
07. No More
08. The Devil Made Me Do It
09. Without You
10. Your Love Is Heaven To Me
11. Piece Of MyHeart
12. Youngbloods
13. Our Hearts Don’t Feel The Same
14. Wolfmen
Links
Facebook Bonfire
Webseite Bonfire
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