Blind Guardian – Twilight Orchestra – Legacy Of The Dark Lands – Album Review
Blind Guardian Twilight Orchestra – Legacy Of The Dark Lands
Herkunft: Krefeld/Germany
Release: 08.11.2019
Label: Nuclear Blast
Dauer: 75:22
Genre: Orchester/Klassik-Fantasy-Soundtrack
Dass dieser Moment eines Tages doch noch wahr werden wird, dass das seit über 20 Jahren angekündigte Orchester Album der Krefelder Blind Guardian das Licht der Welt erblicken würde, hätten viele Fans und nicht zuletzt wahrscheinlich die meisten aus dem Lager der Band und deren Umfeld lange nicht für möglich gehalten. Immer wieder wurde es angekündigt, darüber gesprochen, spekuliert, verschoben und das Projekt schien zum Running Gag – ähnlich dem Chinese Democracy Album von Guns ’n‘ Roses – zu verkommen. Anfang des Jahres verdichteten sich dann die Gerüchte, es könnte nun doch endlich zum Jahresende noch erscheinen. Nachdem Blind Guardian auch bei den letzten Alben At The Edge Of Time (2010) und Beyond The Red Mirror (2016) mit der Unterstützung des Prague Filmharmonic Orchestra an der Orchestrierung einzelner Stücke gearbeitet hatte, sollte mit Legacy of the Dark Lands im nächsten Schritt etwas Anderes, völlig Neues und in dieser Form noch nie Dagewesenes verwirklicht werden; ein Heavy Metal Album so gewaltig, düster, ergreifend, voller Hymnen und epischen Refrains im Stil der ganz großen Fantasy-Soundtracks, jedoch völlig ohne das Mitwirken der genretypischen Instrumente. Eingebettet in eine Geschichte, erdacht und für dieses Projekt in Form gebracht von Fantasy-Erfolgs-Autor Markus Heitz als direkte Fortsetzung seines Bestsellers Die dunklen Lande.
Das dramatische Intro 1618 Ouverture baut eine Spannung im Stil klassischer Filmsoundtracks auf, um dann mit einer gesprochenen Sequenz den Zuhörer in die Geschichte des Söldners Nicolas zu geleiten, die in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges spielt. War Feeds War gibt einem als erste Nummer einen Eindruck davon, was einen in der nächsten guten Stunde erwartet. Spektakuläre Instrumentierungen und die Wucht des 90-köpfigen Prague Filmharmonic Orchestra entfachen mit einem bestens aufgelegten Hansi Kürsch einen Klangsturm, den ich in dieser gewaltigen Form nicht erwartet hatte. Nach jedem Song wird die Story im Hörspielcharakter mit einer kurzen Sequenz weitererzählt, was den cineastischen Eindruck noch verstärkt und einen förmlich in die Geschichte hineinzieht. Der musikalische Rahmen wird von düsteren Kompositionen (The Underworld, In The Red Dwarfs Tower), getragenen, opulent arrangierten Stücken (Dark Cloud Rising) zu geradezu fröhlich beschwingten Arrangements (The Great Ordeal, Point Of No Return) gespannt. Dazu kommen massive Chöre, die einen förmlich erzittern lassen. Trotzdem ist Blind Guardian als Band jederzeit zu 100% auf Legacy Of The Dark Lands zu erkennen. Harvester Of Souls mündet in einen großartigen Refrain und die Spannung ist nahezu greifbar. Das Grand Finale wird dann mit Behind The Wall eingeläutet. In dem monumentalen Stück wird noch einmal alles abgerufen, was Hansi Kürsch und André Olbrich in dieses Projekt investiert haben. Nach dem Outro A New Beginning bin ich völlig geplättet und werde ob der vielen Eindrücke in die nun folgende, beinahe beklemmende Stille entlassen…!
Das Album im Ganzen zu beurteilen ist selbst nach etlichen Durchläufen immer noch nahezu unmöglich. Zu komplex und vielschichtig sind Musik und Story, um sie ohne begleitende Textbeilage komplett zu erfassen. Ich hoffe, in den verschiedenen CD, – und Vinylvariationen kann man sie ausführlich studieren. Aber vor dem Hintergrund, dass dieses Projekt über viele Jahre hinweg entstanden ist, wirkt das Album schlüssig und aus einem Guss. Der Wagemut, dieses wahnwitzige Projekt in dieser Kompromisslosigkeit so durch zu ziehen, nötigt mir den allerhöchsten Respekt ab. Legacy Of The Dark Lands ist ein Referenzwerk im Orchestralen Rock/Metal Genre geworden, an dem sich in Zukunft jedes ähnlich ambitionierte Werk messen lassen muss. Ich kann nicht anders als hier die Höchstnote zu zücken! 10/10
Line up
Hansi Kürsch – Gesang
André Olbrich – Arrangements
Prague Filmharmonic Orchestra
Tracklist
01. 1618 Ouverture 2:37
02. The Gathering 1:22
03. War Feeds War 5:05
04. Comets And Prophecies 1:12
05. Dark Cloud’s Rising 5:11
06. The Ritual 0:52
07. In the Underworld 5:50
08. A Secret Society 0:25
09. The Great Ordeal 4:55
10. Bez 0:22
11. In The Red Dwarf’s Tower 7:03
12. Into The Battle 0:26
13. Treason 4:21
14. Between The Realms 0:48
15. Point Of No Return 6:37
16. The White Horseman 0:50
17. Nephilim 5:06
18. Trial And Coronation 0:27
19. Harvester Of Souls 7:17
20. Conquest Is Over 1:21
21. This Storm 4:47
22. The Great Assault 0:27
23. Beyond The Wall 7:07
24. A New Beginning 0:47
Links
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