Blighted Eye – Agony’s Bespoke – Album Review

Blighted Eye – Agony’s Bespoke
Herkunft: Washington / USA
Release: 20.09.2024
Label: Beyond The Top Records 
Dauer: 01:00:59
Genre: Progressive Blackened Death Metal


Foto Credit: John Malley

Die US-Amerikaner von Blighted Eye sind traditionell im technischen Death Metal verankert. Auch das erste Lebenszeichen, ihre halbstündige EP Wretched von 2020 konnte noch getrost dem Bereich des progressiven Death Metal zugeordnet werden. Thematisch blieb man bei dem Genre und widmet sich thematisch den Abgründen der menschlichen Natur, Einsamkeit und mentalem Schmerz.

Mit Agony’s Bespoke liegt der erste einstündige Longplayer vor. Die Band hat einen hörbaren Wandel hin zu mehr musikalischer Breite vollzogen. Der komplexe Death Metal ist immer noch die Basis, auf der doomige Passagen und temporäre Vocals aus dem Black Metal aufsetzen. Das Album erreicht ein Niveau, dass allen Freunden von alten Opeth und Katatonia die Freudentränen in den Augen stehen.

Rache ist nicht immer süß

Wer bisher an die alte Weisheit Rache ist süß geglaubt hat, wird nach dem Anhören von Agony’s Bespoke feststellen, dass dieser lapidare Ausspruch des Volksmundes hier nicht zutrifft. Blighted Eye zeigten sich von dem australischen Horrorfilm Nightingale so beeindruckt, dass sie ihr aktuelles Album thematisch an den Werten Schmerz, Verlust, Rache, Vergeltung und Raserei ausrichten. Die filmische Grundlage bildet somit viele emotionale Momente ab, die nicht nur textlich umgesetzt werden, sondern auch mit unterschiedlicher musikalischer Intensität.

Ab dem ersten Moment bleibt auf dem Album kein Moment für süße Melodien, sondern durchweg dunkle Emotionen nehmen ihren Lauf. Die kompositorisch Breite von Agony’s Bespoke wird der einfachen Schublade Death Metal nicht mehr gerecht. Durch brachiale und melancholische Parts, eingestreute keifende Vocals, so wie komplexe Strukturen entsteht ein Werk, welches etwas umständlich als melodischer progressiver Blackend Death Metal bezeichnet werden kann.

Der Tragödie Anfang

Gleich einer Ouvertüre führt uns Tragoedia ins Thema ein. Längere Zeit spielen die Instrumente bevor sich Growls und schwarz-metallische Stimmen ins Spiel einmischen. Um das Drama zu unterstreichen sind auch symphonische Keyboardklänge zu vernehmen. Was Blighted Eye uns musikalisch anbieten ist eigentlich nichts weltveränderndes. Die Mischung aus Death und Black Metal und auch die stimmliche Mischung aus Growls und keifender Stimme sind schon immer im Genre verwurzelt. Und trotzdem klingt Agony’s Bespoke durchweg erfrischend. Es ist die Dynamik in den Songs und die sich von Track zu Track weiter entwickelnden Songs, die Abwechslung bringen.

Es ist vor allem der erste Teil des Albums, der thematisch hart einsteigt. Mit dem Opener nimmt das Drama seinen Lauf. Die Songs kommen vordergründig todesmetallisch rüber und werden durch melancholisches Gitarrenspiel getoppt und aufgelockert. Im Verlauf klingt das Album geradezu perfekt umgesetzt. Die Tracks The Wounding, In Enmity und Howls From Beyond The Mist besitzen Größe und zeichnen nachvollziehbare cineastische Bilder im Kopf. Als Hörbeispiel möchte ich HIER Howls From Beyond The Mist anbieten, dass von herkömmlichen Metal bis Black Metal alle Genre abdeckt.

Brachial, garstig und komplex

Danach verliert das Album zwar nicht, aber der Spannungsbogen ist nicht mehr so groß wie im ersten Albumteil. A Feast For Worms glänzt mit doomigen Passagen, bei Pallid spielen Black Metal Vocals mit der melancholischen Gitarre. Das Instrumental Nightingale stimmt uns leise auf A Reverent Stillness ein. Anfangs schleppend nimmt der Song Dynamik auf und stampft brachial und garstig durch unseren Kopf. Der Titelsong Agony’s Bespoke beschließt das Album. Über zehn Minuten packen die vier Amis alles Können und viele Ideen und Breaks in den Song. Das ist aufgrund der Komplexität nicht einfach zu verarbeiten, macht aber nach mehrmaligem Anhören immer mehr Genuss.


Fazit
Blighted Eye greifen auf Bewährtes zurück und bieten uns trotzdem ein fast perfektes Ergebnis. Agony’s Bespoke enthält klasse produzierten Blackend Death Metal, welcher mit melancholische Gitarre und doomigen Passagen aufgelockert ist. Es entsteht ein einstündiges Werk mit Atmosphäre und dramatischer Story. 9 / 10

Line Up
Kyle Chapman – Gesang, Gitarre
Christopher Jones – Gitarre
Ben Gassman – Bass
John Devos – Schlagzeug

Tracklist
01. Tragoedia
02. The Wounding
03. In Enmity
04. Howls from Beyond the Mist
05. A Feast for Worms
06. Pallid
07. Nightingale
08. A Reverent Stillness
09. Agony’s Bespoke

Links
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