Black Sun – Silent Enemy – EP Review
Black Sun – Silent Enemy
Herkunft: Ecuador
Release: 04.09.2020
Label: Rockshots Records
Dauer: 20:40
Genre: Heavy Metal / Melodic Metal
Dass auch in Südamerika erstklassiger Heavy Metal gespielt, wird ist nicht erst seit Sepultura oder Angra bekannt. Allerdings haben neben Brasilien nur wenig andere südamerikanische Länder Bands hervorgebracht, die international für Aufmerksamkeit sorgen konnten. So habe ich auch jetzt erstmals von Black Sun aus Ecuador Notiz genommen. Dabei gelang der 2002 gegründeten Band in ihrem Heimatland gleich mit ihrem Debütalbum Tyrant From a Foreign Land der Einstieg in die Top 25 der meistverkauften Alben.
Der Nachfolger Dance Of Elders wurde 2007 in Kai Hansens High Gain Records Studio in Hamburg aufgenommen und von Arne Lackenmacher und Dirk Schlächter produziert. Allerdings bremsten gleich mehrere Besetzungswechsel die Band in der Folge aus. 2017 wurde der dritte Dreher The Puppeteer in Helsinki unter anderem mit Timo Tolkki im Produktionsteam aufgenommen.
Während der Produktion zur aktuellen EP Silent Enemy trennten sich die Südamerikaner von ihrem langjährigen Sänger. Danach entstand die Idee, die neue EP ausschließlich mit Gastsängern aufzunehmen, was der Band zudem völlig neue Möglichkeiten bot. So liegt Silent Enemy ein Konzept zugrunde, das ein Kurzfilm, der zusammen mit der EP erscheinen wird, visuell ergänzen soll. Einen Vorgeschmack dazu könnt ihr euch HIER im Trailer holen.
Licht aus und Film ab für Silent Enemy
Diese Vorgeschichte hat mich doch neugierig gemacht und so lasse ich mich von dem Intro Moebius, das wohl mehr als eine atmosphärisch-cineastische Geräuschansammlung zu betrachten ist, in den ersten echten Song Resist fallen. Der überrascht mich gleich mit druckvollem melodischen Aufbau und einer ganz starken Gesangsleistung von Netta Laurenne, die mit ihrer weichen und doch rauchigen Stimme für enorm viel Spannung sorgt. Im Refrain bekommt der Track zunächst einen dicken Nightwish-Bombast-Anstrich, wechselt danach aber wieder in eine straightere, rockige Richtung und entwickelt sich schnell zu einem waschechten Ohrwurm. Ein Video zum Song findest du HIER.
Ein ganz anderes Bild zeichnet Terror Zone, bei dem Henning Basse, ex-Metallium, ex-Firewind, das Mikrofon übernommen und dem Song eine lupenreine Heavy Metal Legierung verpasst hat. Das düstere Riffgewitter erzeugt eine bedrohliche Schwere, die gelegentlich von entfesselt aufspielenden Leadgitarren unterbrochen wird. Mit dem furiosen Instrumental Dark Mirror gehen Black Sun einen Schritt weiter und holen mit leicht progressivem Touch alles aus ihren Instrumenten, als wollten sie beweisen, dass die Band auch ganz ohne Sänger tadellos funktioniert. Welchen Nutzen das kurze Interludium No Return hat, wird vielleicht der Kurzfilm aufklären, denn auf der EP unterbricht es für mich den Fluss zum eigentlichen Herzstück der Scheibe.
Staraufgebot zum Finale furioso
Eine illustre Gästeschar macht Still Alive zu einem Monumentaltrack, den ein Tobias Sammet mit Avantasia oder die brasilianischen Kollegen von SoulSpell nicht grandioser hinbekommen hätten. Ein finnisches All-Star-Ensemble, bestehend aus Tony Kakko, Lordi, Netta Laurenne, Noora Louhimo, Asim Searah, Jukka Pelkonen, Pasi Rantanen und Elias Viljanen, machen aus dem Up-Tempo-Track eine Hymne, die jede Menge positive Power ausstrahlt und sich ebenfalls unauslöschlich in die Hirnrinde einbrennt. Das Lyric Video zum Song findest du HIER. Das symphonische, schlicht Finale betitelte Outro greift die Melodie von Still Alive noch einmal auf und beendet leider viel zu früh diese überraschend starke EP aus Ecuador.
Fazit
Eine Tür schließt sich, weitere neue öffnen sich. So könnte man das neue Kapitel in der Karriere von Black Sun beschreiben. Zwar geben die unter dem Strich nur drei neuen Stücke und der eine instrumentale Song einen kleinen Einblick, wohin die Reise der Südamerikaner gehen könnte, ein, zwei Songs mehr hätte ich mir aber schon gewünscht.
Jeder Track weist durch die verschiedenen Sänger sehr unterschiedliche Stimmungen auf, was einerseits eine gewisse Spannung erzeugt, andererseits auch etwas zerrissen wirkt. Die Songs an sich sind aber bemerkenswert stark ausgefallen, was mir in Hinblick auf den mit der EP erscheinenden Kurzfilm eine 8/10 für Silent Enemy entlocken kann.
Line Up
Christopher Gruenberg – Gitarre
Santiago Salem – Bass
Nicolás Estrada – Schlagzeug
Gastsänger
Netta Laurenne – Smackbound
Tony Kakko – Sonata Arctica
Lordi – Lordi
Noora Louhimo – Battle Beast
Henning Basse – ex-Firewind
Petri Lindros – Ensiferum
Pasi Rantanen – Thunderstone
Elias Viljanen – Sonata Arctica
Jukka Pelkonen – Omnium Gatherum
JF Aguirre – JF Aguirre Projekt
Asim Searah – Wintersun/Damnation
Topias Kupiainen – Arion
Tracklist
01. Moebius
02. Resist
03. Terror Zone
04. Dark Mirror
05. No Return
06. Still Alive
07. Finale
Links
Facebook Black Sun
Webseite Black Sun
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