Billy Talent – Crisis Of Faith – Album Review

Billy Talent – Crisis Of Faith
Herkunft:
Ontario / Kanada
Release:
21.01.2022
Label: Warner Music Group
Dauer:
36:46
Genre:
Alternative / Punk / Rock


Foto Credit: Dustin Rabin

Ein neues Album von Billy Talent kann man nicht einfach unbeachtet an sich vorbeiziehen lassen. Natürlich möchte man wissen, womit einen die Rock Radiosender in den nächsten Wochen beschallen. Doch es geht auch um das Erfolgsphänomen an sich. In Zeiten in denen R’n’B, Rap und künstlich, erzeugte elektronische Tanzmusik die Charts dominieren, gibt es mit Billy Talent eine Rockband, die es schafft Millionen von Hörern zu begeistern. Sie haben bisher drei Millionen Tonträger verkauft und Deutschland gehört mit über einer Million Alben zu den größten Fannationen. Auch ansonsten wurde die Band für ihr Schaffen mit Preisen überhäuft und die Streams für Crisis Of Faith gehen in die Millionen.

Auf der Suche nach dem Rezept

Hört man das Album an, wird schnell klar, dass es nicht das eine große Ding ist, sondern hier mehrere Faktoren zusammenkommen. Ganz weit oben steht natürlich die unverkennbare Stimme von Benjamin Kowalewicz. Egal ob man die Songs bereits kennt oder sie neu aus dem Lautsprecher tönen, er hat einen enorm hohen Wiedererkennungswert und hat damit ein Alleinstellungsmerkmal. Dazu kommt der unverkennbare Sound der Gitarren und die Eingängigkeit der Melodien. Trotz alledem gibt es auf Crisis Of Faith ordentliche Stinkefinger für alle, die Eindimensionales erwarten.

Schon die erste Singleauskopplung Forgiveness I + II hat angezeigt, dass sich die Band einen Scheißdreck, pardon das Wording, um Erwartungen schert. So kommt der Teil I rockig mit exotischer Rhythmik daher. Doch nach zirka vier Minuten kippt der Song und wird ruhig, ja schon fast spacig. Keyboards und Bläsersätze verleihen dem Teil II einen 1970er Jahre Touch. Setzt das Saxophon ein, streift uns ein Hauch Pink Floyd.

Doch der Start sollte die krasseste Abweichung im musikalischen Gesamtkunstwerk bleiben. Schon mit dem folgenden Reckless Paradise kehrt man zum gitarrendominierten Rock zurück. Das folgende I Beg to Differ (This Will Get Better) fällt zwar immer noch unter Rock, ist aber gespickt mit wunderbaren Melodien und gut tanzbar. Ihr könnt es HIER anhören.

Es liegt wohl an der krassen Mischung

Ich glaube bei The Wolf schon das Geheimrezept von Billy Talent durchschaut zu haben: ein gekonnter Stilmix, der in Verbindung mit den typischen Sound und dem Gesang wie aus einem Guss wirkt. Nach der ruhigen und mit Streichern hinterlegten Nummer geht es mit Reactor zurück auf die stampfende, rockige Schiene. Wo die Band herkommt, zeigen sie uns bei Judged. Mit nicht einmal zwei Minuten bricht die punkige Nummer kurz und heftig über den Hörer herein. Die Jungs zeigen ein weiteres mal den Stinkefinger, doch bevor jemand genervt ist, ist der Spuk auch schon vorbei.

Exotische Klänge, gezielte Kooperationen und neue Rekorde

Das folgende Hanging Out With All The Wrong People besticht durch einen Latinotouch und eine deutlich in den Vordergrund gestellte Bassarbeit. Um nichts dem Zufall zu überlassen, wurde beim eingängigen End Of Me Rivers Cuomo von der Band Weezer als Gastsänger mit ins Boot geholt. Das erschließt neue Zielgruppen. Der Plan ging auch auf. Der Song schaffte es auf Platz eins der kanadischen Airplay-Charts und machte sich dort elf Wochen breit, was einen neuen Allzeit-Rekord für die Band darstellte. Wer den Song nicht kennt, der klickt einfach HIER.

Noch einmal rockige Melodien satt und den typischen mehrstimmigen Gesang gibt es bei One Less Problem. Danach gibt es zwar keine Ballade als Rausschmeißer, aber mit For You schalten Billy Talent einen Gang runter und bringen uns mit Gefühl zum Ende des Albums.


Fazit
Das Geheimnis von Billy Talent auf Crisis Of Faith ist die Vielfalt an Ideen und Melodien, welche durch die unverwechselbare Stimme und den typischen Gitarrensound zusammen gehalten werden. Die Leichtigkeit der Stücke wird durch deren Kürze gefördert. Dieses Konzept klingt simpel, doch die Jungs beherrschen es perfekt.
Klasse Scheibe 9 / 10

Line Up
Benjamin Kowalewicz – Gesang
Ian D’Sa – Gitarre, Hintergrundgesang
Jonathan Gallant – Bass, Hintergrundgesang
Jordan Hastings – Schlagzeug

Tracklist
01. Forgiveness I + II
02. Reckless Paradise
03. I Beg To Differ
04. The Wolf
05. Reactor
06. Judged
07. Hanging Out With All The Wrong People
08. End Of Me (feat. Rivers Cuomo)
09. One Less Problem
10. For You

Links
Webseite Billy Talent
Facebook Billy Talent
Instagram Billy Talent


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