Bells And Ravens – What Death Cannot End – Album Review
Bells And Ravens – What Death Cannot End
Herkunft: Deutschland
Release: 22.07.2022
Label: Eigenrelease
Dauer: 01:08:00
Genre: Symphonic Metal / Epic Power Metal
Bells And Ravens sind das metallische Projekt von Matt Carviero. Der im Schwarzwald beheimatete Meister der Gitarre legt uns mit What Death Cannot End sein zweites Album nach dem Erstling In Our Blood von 2020 vor. Doch nicht nur die Gitarre beherrscht der Bandleader. So stammen auch Keyboards, die orchestrale Programmierung und einige Bassparts von ihm. Weiterhin hat er das Album selber produziert, gemixt und gemastert.
Die einzigen Bereiche, welche er anderen Musikern übertragen hat, sind der Gesang und das Schlagzeugspiel. Bei den Sängern bekommt der Hörer auf dem aktuellen Album die volle Breitseite geboten. Auf sieben verschiedene Goldkelchen kommt man beim Durchzählen. Bei Martyrs Illusionists (Victory) Pt.1 ist auch wieder Selin Schönbeck mit an Board, der auf dem Debüt noch alleine für alle Gesangsparts zuständig war.
Am Schlagzeug erleben wird noch den 2021 verstorbenen Claudio Sisto. Mit ihm war Matt Carviero durch die gemeinsame Zeit bei Contracrash verbunden. Auf acht Songs des Albums hat Roberto Palacios, aktiv bei Goblins Blade und My Darkest Hate, die Bassarbeit übernommen. Diese Vielfalt an Musikern geht weit über das übliche Maß hinaus und lässt Abwechslung für das aktuelle Album vermuten.
Die Richtung ist symphonisch episch, voller Kraft und mit dunkler Fantasie
Stilistisch hat sich an der Gangart von Bells And Ravens nicht viel geändert. Es gibt modern produzierten, symphonischen von Keyboardteppichen und schnellen Gitarren dominierten Power Metal. Inhaltlich gibt es dunkle, fantastische Geschichten, die dem Bandnamen gerecht werden. Dieser entstand in Anlehnung an zwei Gedichte von Edgar Allen Poe namens The Bell und The Raven. Auch die äußere Form der Präsentation, wie die Fotos von Matt Carviero und das Artwork, entsprechen dem inhaltlichen Stil und sind dem dunklen Unheimlichen zugetan.
Bevor wir uns komplett der neuen Musik zuwenden, blicken wir noch einmal auf das Debüt von vor zwei Jahren zurück. Nicht nur die große Anzahl der Gesangsinterpreten unterscheidet What Death Cannot End von seinem Vorgänger. Auch ist die Struktur des Albums eine andere. Auf In Our Blood gab es noch eine strengere Trennung zwischen dem symphonischen Power Metal Bereich und den Klassikadaptionen, die hinten angestellt wurden.
Dieses Mal ist sind die Klassikteile nicht mehr so zahlreich und wirken nicht separiert. So wurde zum Beispiel die Ouvertüre von Richard Wagners Der Fliegende Holländer in den Beginn von Scourge Of The Seven Seas integriert und verschmilzt auf wunderbare Art und Weise mit dem Song. Auch Zak Stevens, bekannt von Savatage und Circle II Circle, trägt einen Großteil dazu bei, dass dieser Song sich in unsere Herzen spielt. So singt er nicht nur, sondern erzählt, flüstert und lebt die Lyriks. Trotzdem traditionell ein Album immer mit einem Power Song anfangs präsentiert wird, möchte ich aufgrund der Qualität diese wunderbare Nummer HIER an den Anfang stellen.
Wer die Wahl hat, der hat auch die Qual?
Kommen wir zur Frage, die das Album auch entscheidend prägt. Hat die große Anzahl und die Auswahl der Sänger einen positiven Effekt auf das Album? In Sachen Besetzung am Mikro schöpft Bells And Ravens aus dem Vollen. Das ist Segen und Fluch zugleich. Ein Segen, weil eine hochwertige Vielfalt angeboten wird, aber es zeigt auch deutlich unterschiedliche Gesangsstile und Stimmen, was die Interpretationen sehr unterschiedlich ausfallen lässt.
Der Opener Your Last Sacrifice ist ein knackiger Power Metal Song. Keyboardmelodien und Riffs gibt es ohne Ende und Chinchilla Sänger Tommy Laasch macht einen tollen Job. Matt Carviero teilt sich mit Julian Scott in die Gitarrensoli und der Kopf des Hörers fängt beim Hören automatisch zu nicken an.
Etwas zwiespältiger kommt das sich anschließende schnelle und harte The Headless Horseman mit Tim Ripper Owens daher. Trotz der stimmgewaltigen Darbietung passt mir der Gesang nicht hundertprozentig zum Song. Ganz anders verhält es sich beim zweiten vom Ripper gesungenen Titel namens Master Of My Fate. Dieser Song ist eine stampfende schwere Nummer und integriert den Gesang perfekt ins Gesamtbild.
Ich will nicht jeden Track einzeln durchhecheln, denn jeder Sänger macht seine Sache gut. Trotzdem wäre weniger Auswahl vielleicht mehr gewesen. Ich bin da mit mir selbst bis zuletzt uneinig, denn wer kann schon diesem Aufgebot widerstehen? Kein Frontmann schwächelt und trotzdem heben sich Zak Stevens,Tommy Laasch und Tobias Hübner hervor.
Ganz großes Kino ist das Duett zwischen Tobias Hübner und Andreas Mozer von der Band Traitor, die bei Beyond Redemption die Stimmen kreuzen. Der eine singt, der andere faucht und shoutet! Dazu kommt, dass dieser Song episch, schnell und extra hart daher kommt. Es gibt aufeinander folgende Gitarrensoli zum Niederknien. Ich habe noch einmal sicherheitshalber nachgeschaut, ob ich nicht irgendwo Yngwie Malmsteen an der Gitarre unter den Gästen überlesen habe. HIER kann man anhören, wie sich abwechselnd Matt Carviero und Thomas Schmeer beim Saitenhexen überbieten.
Klassischer Abschluss mit Gefühl
Ganz konnte Matt Carviero seiner Liebe zu Adaptionen von klassischem Liedgut nicht widerstehen. Mit 1773, dem ersten Satz der fünfundzwanzigsten Symphonie von W. A. Mozart, gibt es noch einmal Gitarre meets Klassik. Doch wen stört das, wenn es so hochwertig umgesetzt ist?
Den Rausschmeißer gibt es mit Martyrs Illusionists (Home) Part 2. Sehr zart startet diese von Tobias Hübner gesungene Ballade. Inhaltlich beschäftigt sich der Text mit den Schwierigkeiten eines Soldaten, nach Kriegsende im heimatlichen Alltag zu bestehen. Ein Problem, das auch viele deutsche Soldaten nach heiklen Auslandseinsätzen kennen und leider auch viele Kämpfer auf dem Territorium der Ukraine noch erfahren werden. Ein ruhiger, besinnlicher und würdiger Abschluss für das Album.
Für alle Liebhaber von wunderbaren Covern, Booklets und Tonträgern kommt leider noch eine kleine Enttäuschung. What Death Cannot End wird nur digital auf allen bekannten Kanälen zu hören sein.
Da bleibt zu hoffen, dass das treffliche Cover Artwork von Pär Olofsson wenigstens als Merchandise den Weg zu uns findet.
Fazit
What Death Cannot End ist ein bombastisches, symphonisches Album mit exzellenten Musikern. Vielleicht wäre die Euphorie bei nur zwei bis drei Sängern noch etwas größer ausgefallen, weil das Material dann noch kompakter gewirkt hätte. Doch so hat jeder Hörer die Möglichkeit sich einen anders schmeckendes Stück Kuchen aus der opulenten Torte zu nehmen. Leckere 8 / 10
Line Up
Matt Carviero – Haupt-, Rhythmus und Akustikgitarre, Tasteninstrumente, orchestrale Programmierung, Bass
Roberto Palacios – Bass
Claudio Sisto (R.I.P.) – Schlagzeug
Gastmusiker
Tommy Laasch
Tim „Ripper“ Owens
Zak Stevens
Selin Schönbeck
Jürgen Volk
Tobias Hübner
Andreas Mozer
Julian Scott
Thomas Schmeer
Tracklist
01. Your Last Sacrifice
02. The Headless Horseman
03. Scourge Of The Seven Seas
04. Martyrs Illusionists (Victory) Pt.1
05. Zone Of Pain
06. Beyond Redemption
07. Dishonoured
08. Master Of My Fate
09. 1773 (Symphony No. 25 in G-Minor, KV 183 -I, Allegro Con Brio)
10. Martyrs Illusionists (Home) Pt. 2
Links
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