Bells and Ravens – In Our Blood – Album Review
Bells and Ravens – In Our Blood
Herkunft: Deutschland
Release: 26.03.20
Label: Dr. Music Records
Dauer: 40:55
Genre: Symphonic Metal / Power-Metal
Contracrash-Gitarrist und kreativer Songwriter Matt Carviero stellt mit In Our Blood das Debüt-Album seines Soloprojekts Bells and Ravens vor, das in Kürze via Dr. Music Records das Licht der Welt erblickt. Anfänglich als Nebenprojekt geplant, entwickelte sich Bells and Ravens für Carviero schnell zu einer Herzensangelegenheit. Alle Songs wurden dabei von ihm allein komponiert und produziert und schließlich durch den Gesang von We Are Legend Sänger Selin Schönbeck unterstützt. Die Kombination von klassischen und progressiven Metal wird dabei zu einer komplexen Sinfonie und Zeugnis der Schaffenskraft von Matt Carviero.
Diese startet auch sogleich gewaltig in Rise mit orchestralem Hintergrund, Chor und einer mitreißenden Riffwand. Man bekommt, was man sich unter Symphonic Metal vorstellen kann. Dann setzt Selin Schönbecks Gesang ein und ich bin ein wenig verdutzt. Der Gesang ist dabei nicht schlecht, aber im ersten Moment scheint er nicht ganz zum restlichen passen zu wollen. Dies ändert sich allerdings im Verlauf spätestens beim Refrain – oder man hat sich an die hell-sonore Stimme Schönbecks gewöhnt.
Rise ist ein mächtiger Opener, der mit komplexen Soli und schnellem Tempo vernünftig einstimmt und Laune macht. Darauf folgt das etwas progressivere Bridges Ablaze. Den Lyrics entsprechend, die Ziele und Hoffnung infrage stellend, geht es im gesamten Song zunächst langsamer und nachdenklicher zu. Schönbecks Gesang, der mich persönlich im ersten Song noch nicht wirklich überzeugen wollte, passt in diesem umso mehr und ich bekomme leichte Gänsehaut im Refrain. Besonders aber stechen das Solo und der kurze Bruch in der Mitte des Songs hervor. Kreativ und originell.
Deutlich schneller wird es wieder in Now, einer wahren Power-Metal-Orgie mit elektronischen Einflüssen. Ein Song, der aufruft, für alles zu kämpfen, was einem wichtig ist und sich somit inhaltlich komplett dem vorangegangenen Song entgegen stellt. Nun, bei Power-Metal drängt sich mir immer das Bild vom gegen den Sturm ankämpfenden Sänger an den Klippen Schottlands auf und genau dieses Bild wird hier auch bedient.
Im völligen Kontrast steht daher Until I Leave. Stand man eben noch im Sturm, fühlte sich mächtig und möchte Blitze mit bloßen Händen fangen, beginnt der folgende Song mit einem Akustik-Intro, bei dem ich in Versuchung komme Sweet Home Alabama anzustimmen. Nicht falsch verstehen. Der Song ist für sich genommen grandios. Carviero verarbeitet darin seine Gefühle zu seinem verstorbenen Vater und der Song geht, besonders beim kraftvollen Ende, unter die Haut. Für sowas darf auf jedem Album, egal welchen Genres, Platz sein. Klanglich erinnert mich das ein wenig an Stone Sours Rose Red Violent Blue. Allerdings bricht der Song mitten im Album aus dem Konzept und ich hätte ihn eher als Ausklang des Albums verwendet.
Wieder deutlich schwungvoller geht es im eigentlichen Abschluss des Albums mit The Fire Inside zu. Hier greift Carviero erneut die Power-Metal Elemente und kombiniert sie mir melodisch eingängigen Riffs, schnellen Soli und einem markanten Refrain, der noch eine Zeit lang nachhallt. Ich spreche vom eigentlichen Ende des Albums, da darauf noch drei ungewöhnliche Bonustracks folgen.
Mit Metalversionen von bekannten Stücken der Klassik (Beethoven, Tchaikovsky, Bruckner), beweist Bells and Ravens die nahe Verwandtschaft beider Genres. Es ist nichts wirklich neues, da allein auf YouTube unzählige Varianten berühmter Klassikkompositionen im feinsten Metal-Gewand existieren. Doch diese sind durch Carvieros gekonnte Interpretation nochmals ein klein wenig mehr verfeinert.
Fazit
In Our Blood ist ein vielfältiges Symphonic Metal Album, das viele verschiedene Stile in sich vereint. Vorrangig bleibt es jedoch im Bereich des Power-Metal und hält sich dort ziemlich gut. Die Klassikversionen einmal vorweg genommen ist es allerdings in meinen Augen besonders der kurze Stilbruch im Album, der für mich das Gesamtkonstrukt etwas stört. Dennoch sind die Songs für sich genommen einfallsreich komponiert und einprägsam. Ein gutes Album, das sich mit Kamelot, Mystic Prophecy und Savatage in eine Reihe stellen darf. Von mir an dieser Stelle 8/10 mit Tendenz nach oben.
Line Up
Matt Carviero – Komposition
featuring Selin Schönbeck – Gesang
Tracklist
01 – Rise
02 – Bridges Ablaze
03 – Now
04 – Until I Leave
05 – The Fire Inside
06 – 1808 (Beethovens 5. Symphony)
07 – 1877 (Tchaikovskys Schwanensee)
08 – 1896 (Bruckner Metal Medley)
Links:
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