Bands aus Exotistan – die wirklich internationalen Bands – Teil 4 Honduras – Kolumne
Metal verbindet Menschen über Ländergrenzen hinaus, weltweit. Während jeder Metalhead jedoch eine Band aus den gängigen, für Rock und Metal typischen Ländern, nennen kann, gestaltet sich das bei manchen Nationen eher schwierig. In dieser Kolumne wollen wir euch exemplarisch Vertreter aus dem sogenannten Exotistan vorstellen.
Honduras ist traurigerweise das Land mit der höchsten Mordrate der Welt und mit einer geschätzten Armutsquote von über 50% scheint Honduras echt nicht der Place To Be zu sein. In der Welt des Metals bietet der Staat aus Mittelamerika viel Black Metal und viel Heavy Metal. Wir haben auch in Honduras erneut sechs spannende Projekte für euch gefunden und dabei einen großen Anteil an Projekten gefunden.
Betheos Abshalom
Los geht es mit einem Soloprojekt, dessen Stil im Bereich des Ambient/Symphonic/Atmospheric Black Metal eingeordnet werden kann. Der Mann hinter dem Projekt ist Celvin Rodriguez, der auch hinter den Ambient Projekten CJRC Corpus Copantl und Carminda E Betheos steckt und in San Pedro Sula in der Region Cortés im Nordwesten des Landes beheimatet ist. Das Projekt ist mit Abzug einer Pause seit 2013 aktiv und hat immerhin neun Alben und zwei EPs veröffentlicht. Die letzte Veröffentlichung war dabei die instrumentale EP Radix Spiritualis vom 30.06.21. Ich muss gestehen, dass ich die Musik von ihm für durchschnittlich halte und die Produktion mit gutem Willen als Underground einstufen würde. Hier dürfte sich die Frage stellen, warum ich dieses Projekt hier eigentlich vorstelle.
Die Antwort findet sich in den Texten wieder. Auch wenn man diese höchstens minimal verstehen kann und auch nicht jeder spanisch sprechen kann, so sind es dennoch Bibel Verse, weswegen das Projekt auch der Bewegung des Unblack Metals zuzuordnen ist. Diese grenzt sich nicht nur vom satanischen Black Metal, wie der cascadian Black Metal mit Bands wie Panopticon ab, sondern greift auf religiöse Texte zurück. So heißt auch das letzte Album mit Gesang Victoria Sobre Satanás. Wer Texte aus dem ältesten Märchenbuches Europas mit Klängen aus Ambient und Black Metal hören möchte, findet Victoria Sobre Satanás HIER.
Delirium
Die zweite Band spielt dagegen klassischen Heavy Metal mit spanischen Lyrics. Die Band wurde bereits 1990, damals noch unter dem Namen Delirium Tremens, gegründet und ist seit 1995 nur noch unter dem Namen Delirium unterwegs. Von Anfang an sind aber nur noch Drummer Tino und Rhythmus Gitarrist Fernando dabei. In der jetzigen Besetzung ist man jetzt immerhin auch schon seit zehn Jahren zusammen als Sänger Elias hinzustoß. Dieser ist übrigens auch noch in der Black Metal Band Mefiboseth am Bass aktiv. In der Zeit ist die Band bei sieben Alben sowie einer Live-Scheibe angekommen. Songs wie Navegar, El Fauna oder La Sangre präsentieren einfach beschwingten und mitreißenden Heavy Metal. Da ist es fast kein Wunder, dass das 2015er Album Errante jetzt auch dieses Jahr auf dem deutschen Markt über Pure Steel Records veröffentlicht wurde. Auf Grund des langjährigen Bestehens kann man der Band einen gewissen Einfluss auf die lokale Szene nicht absprechen und die Band kann sich freuen sich mit Acts wie Paul Di´Anno oder Mägo de Oz die Bühne geteilt zu haben. Ebenso hatte man dadurch den professionellsten Sound von allen Bands, die ich bisher aus Honduras gehört habe. In das in diesem Jahr re-Releasete Album Errante könnt ihr HIER reinhören.
Corpse Forest
In den Anfangsmonaten dieses Magazins haben wir euch unter anderem mit interessanten Pagan Metal Bands versorgt und auch Honduras hat da einen anhörbaren Act im Repertoire. Dieser heißt Corpse Forest. Das Duo besteht aus Juan, welcher auch im finnisch/hondurischen Projekt Acrocosm vertreten ist, und Emerson. Die Folk Einflüsse haben vor allem durch die Akustik Gitarre einen spanischen Einschlag. In der Discografie lässt sich mit Wandering Dead Man immerhin ein Album finden, welches 2014 releast und fünf Jahre später re-releast wurde. In der etwas mehr als halben Stunde reicht man zwischen teils etwas atmosphärischen Klängen, die etwas an Fantasy Film Musik erinnernüber heitere, epische Folk Melodien, bis zu einigen Melo Death Momenten. Wer Pagan Metal mag, sollte der Band eine Chance geben, was ihr HIER tun könnt.
(Anmerkung: Statt eines Bandfotos gibt es das Albumcover)
Meaning Of Life
Als ich vor kurzem bei der Arbeit Musik auf meinem Handy via Zufallswiedergabe hörte, habe ich ihn gefunden: Den Sinn des Lebens. Zumindest lief der für mich recht markante Auftakt von I Need To See You aus dem 2013 erschienenen ersten Album A Crying Into Desolation von Meaning Of Life. Ich hatte also echt schon vorher ein Album aus Honduras besessen ohne es zu wissen. Auf dem Album haben wir noch eher klassischen depressive Black Metal in einer echt trven Produktion und wie in dem Genre nicht unüblich mehr als unverständliche Lyriks. Dennoch hat das Album eine schöne Aura und wie eben geschildert ein eingängiges Riff. Nach dem Album ging das Projekt in eine Pause um stilistisch verändert wiederzukehren. 2018 meldete man sich mit der EP Signs, deren Titeltrack übrigens an die Menschenrechts- und Umweltaktivistin Berta Cáceres gewidmet war, zurück. Zu Beginn erinnerte die Musik vielmehr an Blackgaze und stimmte eher verträumtere Töne an. Ebenfalls nehmen Synthesizer und Samples eine bedeutendere Rolle ein. Des Weiteren ist das Material aus der zweiten Bandphase rein instrumental. Wer nach dem Sinn des Lebens sucht, sollte ruhig mal HIER hören.
Horus
Als nächstes gibt es etwas aus dem Symphonic/Gothic Bereich und natürlich hat auch dieses Beispiel über das Bestehen seit 2003 einen ansehnlichen Sängerinnenverschleiß und auch sonst war das Besetzungskarussel echt aktiv: Wenn man Metal Archives Glauben schenken mag, hat die Band effektiv 30 ehemalige Mitglieder, wovon vier sogar zwei Mal dabei waren. Gut, deswegen ist die Band natürlich hier nicht vertreten, sondern weil ich mit der Zeit immer mehr Gefallen an der Musik von Horus finde. Der Wechsel auf der Inferno Scheibe aus den beinahe Melo Death Parts im Growl im Kontrast zu den Symphonic Metal Klängen in den cleanen, etwas operalen Gesangsparts ist wahrlich interessant. Wobei es in einigen Songs beinahe wie getrennt und als Mix aus zwei Songs wirkt. Dabei setzt man, zumindest auf den beiden Alben Contradictions und Inferno, auf ein weibliches Gesangsduo. Rosa überzeugt mich auf der Inferno und den cleanen Vocals etwas mehr, was auch eventuell an der Nähe zu Theatre Of Tragedy liegen kann. Wer sowohl auf melodischen Death Metal, als auch auf symphonische Klänge steht, wird mit Horus einen guten Vertreter finden. Also hört doch mal HIER.
Obertura Astral
Den sechsten und letzten Slot aus Honduras möchte ich einfach mal für eine jener Bands nutzen, die vielversprechend und motiviert gestartet sind, und dann im tiefen Nichts verschwunden sind. In dem Fall stehen immerhin acht Facebookposts und eine Single zu gute. Die Single heißt En el sueño de la muerte und erschien bereits 2013.
Der etwas chorale Refrain hat durchaus was Eingängliches und auch der Instrumentalpart hat mir gefallen. Der Gesang ist ebenso passend. Ein Song, der sich vor seiner Konkurrenz in der Welt des Power Metal definitiv nicht verstecken brauchte und Genrefans HIER zufrieden stellen dürfte.
Außerdem auf Soundmagnet.eu:
Kolumne – Bands aus Exotistan – die wirklich internatonalen Bands – Teil 1 Aserbaidschan
Kolumne – Bands aus Exotistan – die wirklich internationalen Bands – Teil 2 Indien
Kolumne – Bands aus Exotistan – die wirklich internationalen Bands – Teil 3 Madagaskar