Bässer is das! – Eine Hommage an die Basser der Welt – Kolumne
Vor kurzem starteten wir den Aufruf nach Redakteuren und die Bewerbungen kamen zahlreich. Für die informativsten Beiträge wie den folgenden machen wir gerne als Sonntagsthema Platz.
Dieses Mal macht sich Tobi so seine Sonntagsgedanken.
Tobi, 37 Jahre, aus Köllefornia ist neu hier und steuert das erste Mal einen Artikel bei. Als Bassist bei der Hardrock/Stoner Band Riot in the Attic war das Thema schnell klar. Hier schreibt er mit einem Augenzwinkern über einige bekannte Tieftöner und deren wichtige Tragweite ihrer Musik, denn Bassisten sind die Unscheinbaren in der Band und agieren eher im Hintergrund. Als Bindeglied zwischen Gitarre und Schlagzeug sind sie dennoch unverzichtbar – der Kleber der Band wenn man so will.
Eine Hommage an die Tieftöner
It‘s all about that bass – leider viel zu selten. Denkt man an Rockbands, kommen einem meistens gleich zwei Bilder in den Kopf: die des Sängers und die des Gitarristen. Würde man nach dem „Coolness-Faktor“ gehen, wäre der Bass in einer klassischen Bandformation wohl auf Platz 4 (Sänger – Platz 1; Gitarrist – Platz 2; Schlagzeuger – Platz 3). Das ist jetzt natürlich nur reine Spekulation. Aber mal ehrlich: Wer von euch hat schon mal „Luft-Bass“ auf Parties oder in Clubs zu seinen Lieblingssongs gespielt? Wohl eher lauthals mitgegröhlt und/oder die Windmühle a la Pete Townshend gemacht und bei der Aktion auch gleich die nächste Bierlieferung vom Tablett gehauen. Und ich bin mir sicher, dass jeder Tieftöner Witze wie „Bassisten, dass sind doch die Typen, die immer mit Musikern rumhängen.“ zu genüge über sich ergehen lassen mussten.
Ich will jetzt auch überhaupt nicht die Sänger oder Gitarristen dieser Welt schlecht machen. Nein, ich möchte einfach nur mal etwas den Fokus auf die Bassisten legen, die doch leider oft unterschätzt werden.
Von Lemmy bis Flea
Nicht selten sind sie es, die am Sound und Image einer Band maßgeblich beteiligt sind. Man denke da nur an Flea von den Red Hot Chili Peppers oder an Lemmy von Motorhead. Flea ist vor allem durch seine besonders komplexe Spielweise bekannt, die sich durch seine virtuose Fingerarbeit der rechten Hand auszeichnet. Aber auch seine etwas verrückte Art und Bühnenperformance prägen den Sound und das Bild der Band. Und Lemmy – war einfach Lemmy. Die Art seines Bassspiels könnte man eher mit der eines Rhythmus-Gitarristen vergleichen. Dies untermauert auch sein rauer Basssound, welcher sehr verzerrt und vor allem LAUT war – alle Regler auf 11. Aber gerade das machte die Band aus, laut und auf die Fresse. Seht selbst HIER.
John Paul Jones kann einfach alles spielen
Dann gibt es da noch Led Zeppelin, eine der größten Rockbands aller Zeiten. Deren Bassist John Paul Jones ist ein wahres Genie. Er kann einfach alles spielen, um es mit den Worten von Jack Black bei der Laudatio des Kennedy-Preis im Jahr 2012 zu sagen. Jones spielt neben dem Bass auch noch Mandoline und Keyboards, welche bei Live-Auftritten zum Einsatz kamen. Auch sein mitunter sehr melodischen Bassspiels trugen zum Sound der Band bei.
Ich habe eben die „Windmühle“ von Pete Townshend erwähnt. Townshend ist Gitarrist bei The Who, ebenfalls eine sehr bedeutende und einflussreiche Band der Rockgeschichte. Deren Bassist John Entwistle († 27. Juni 2002) gilt in Musikerkreisen als einer, wenn nicht sogar DER beste Rockbassist. Ein Tribute für ihn gibt es HIER. Seine ebenfalls sehr verzerrte, raue und komplexe Spielweise brauchten ihm die Spitznamen The Ox (Der Ochse) und Thunderfingers (Donnerfinger) ein. Es war auch nicht unüblich, dass er bei Auftritten mehrminütige Basssoli spielte, was man ja jetzt doch eher von Leadgitarristen kennt.
Carol Kaye – Eine Frau setzt Massstäbe
Wenn man über den Bass als wichtiges und beeinflussendes Instrument schreibt, dann darf ein Name nicht fehlen: Carol Kaye. Sie war in den 1960er und Anfang der 1970er Jahre Studiomusikerin und Teil der bekannten Wrecking Crew, einer losen Gemeinschaft von Studiomusikern in Los Angeles, die auf Abruf große Hits von Plattenstars begleiteten. Anfangs noch als Gitarristin, wechselte sie schnell zum Bass, da bei einer Session der Bassist ausfiel. Auch hier benutzte sie zum spielen weiterhin ein Gitarren-Plektrum, welches zur der Zeit unüblich für das Bassspiel war und machte es somit auch für die Bassgitarre salonfähig. In dieser Zeit spielte sie Bass in tausenden Aufnahmesessions, unter anderem auf Hits der Beach Boys wie Help Me Rhonda; Sloop John B, Wouldn’t it be Nice und Good Vibrations. Aber auch auf Nancy Sinatras These Boots Are Made for Walkin’ oder dem Monkeeys Hit I‘m A Believer ist sie zu hören. Diese Frau ist wohl auf mehr Hit-Signles vertreten, wie kaum jemand sonst.
Ich könnte jetzt ewig so weiter machen und fantastische Bassisten aufzählen, die nicht nur den Sound ihrer Band, sondern auch maßgeblich den Sound eines ganzen Musik-Genres mit beeinflusst haben. Und vermutlich sagen jetzt einige von euch, warum wird Bassist X und Bassistin Y nicht erwähnt? Wie gesagt, das würde einfach den Rahmen sprengen und die genannten Beispiele sind auch nur ein klitzekleiner Querschnitt herausragender Vertreter der 4-Saitenharfe. Ich möchte hier einfach nur auf einen Stamm Musiker aufmerksam machen, der weniger Beachtung findet, als er verdient.
Ok, einen Bassisten gilt es dann doch noch zu erwähnen. Er ist zwar nicht der virtuoseste seines Fachs, aber dennoch einer der bedeutendsten Musiker unserer Zeit. Eine lebende Legende und der aktuell reichste Musiker der Welt: Paul McCartney.
Abschließend bleibt zu sagen, das in einer Band JEDER Musiker wichtig ist. Und auch wenn der Bass nicht unbedingt ein Poser-Instrument ist, so wäre doch jeder Song um eine gehörige Portion Eier(Stöcke) ärmer, würde er fehlen. Siehe Metallicas Album …AND JUSTICE FOR ALL. („zwinker“)
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