Avatarium – The Fire I Long For – Freigeschwommen – Album Review
Avatarium – The Fire I Long For
Herkunft: Stockholm/Schweden
Release: 22.11.2019
Label: Nuclear Blast
Dauer: 43:58
Genre: Doom/Psychedelic Rock
Als 2013 das selbstbetitelte Album von Avatarium erschien, dachte wohl ein Jeder, dass dieses ein Jahr zuvor von Leif Edling gegründete Projekt nur eine weitere seiner meist kurzlebigen Spielwiesen neben Candlemass werden würde. Mit Abstrakt Algebra, Krux und The Doomsday Kingdom hat der schwedische Kreativkopf einige hochkarätige Nebenprojekte in der Vergangenheit ins Leben gerufen und wieder im Sande verlaufen lassen. War es Edling, der auf den ersten beiden Alben noch für sämtliche Tracks verantwortlich war, brachten sich Produzent und Gitarrist Marcus Jidell (Evergrey) und Jennie-Ann Smith (Vocals) infolge der Burn-Out-Erkrankung des Masterminds im dritten Album Hurricanes And Halos erstmals ins Songwriting mit ein. Mit The Fire I Long For hat das Ehepaar Jidell/Smith nun das Heft weiter in die Hand genommen und zeichnet sich bis auf drei Songs für die Kompostitionen auf Album Nr.4 verantwortlich.
Mit Voices als Opener gibt es zunächst ziemlich vertraute doomige Klänge mit Edlings unverkennbarer Handschrift auf die Ohren, die Bässe brummen und vibrieren, während Jennie-Ann’s hypnotischer Gesang einen zusammen mit den psychedelischen Keyboardteppichen in den Bann zieht. Auch die erste Single Rubicon schlägt in eine ähnliche Kerbe, der Gesang ist geheimnisvoll und beschwörend, doch mein erstes Highlight findet sich mit der sparsam instrumentierten Nummer Lay Me Down auf dem Album. Leise Töne im Zusammenspiel mit brummenden Basslinien und dem ausdrucksstarken Gesang jagen einem wohlige Schauer über den Rücken. Bedrohliche Doom-Parts wechseln sich mit lockeren Arrangements auf Porcelain Skull ab, während sich die Orgel im Mittelteil herrlich schräg mit der Gitarre duelliert – fett! Regelrecht flott und (fast) tanzbar rockt Shake your Demons aus den Speakern. Die Nummer geht gut nach vorne und zeigt eine völlig neue Seite von Avatarium. Psychedelisch und mit sphärischen Soundlandschaften überzeugt auch Great Beyond aus der Feder von Jidell/Smith, dass Avatarium nicht alleine auf Leif Edling angwiesen ist. Der Titeltrack The Fire I Long For schlägt erstmal wieder leise Töne an und lädt zum Träumen ein, erst gegen Ende nimmt das Stück ein wenig Fahrt auf. Eine typische Edling Doomwalze ist hingegen Epitaph Of Heroes und hätte auch auf einem Candlemass oder Abstrakt Algebra Album eine gute Figur gemacht. Aber auch diesen Song versieht Jennie-Ann Smith mit ihrer ganz eigenen Note. Richtig bewegende Momente beschwört Stars They Move, bei der die Ausnahmesängerin, nur von einem Piano begleitet, dieses abwechslungsreiche Album beschließt.
Mein Fazit:
Nach der Singleauskopplung Rubicon war ich zunächst skeptisch, wohin die Reise bei Avatarium gehen würde, denn so richtig überzeugt hatte mich der Song zuerst nicht. The Fire I Long For als Ganzes ist jedoch eine gelungene Weiterentwicklung des von Leif Edling entwickelten Konzepts. Avatarium haben sich aus dem engen Korsett ihres Mentors freigeschwommen und ihren Sound damit bereichert. Zusammen mit der warmen organischen Produktion von Marcus Jidell ist daraus das bisher beste Album der Schweden entstanden, das von mir 9/10 Punkte einstreichen darf.
Line up:
Jennie-Ann Smith – Gesang
Marcus Jidell – Gitarre
Andreas ‘Habo’ Johansson – Drums
Rickard Nilsson – Orgel
Mats Rydström – Live Bass
Tracklist:
1. Voices 4:51
2. Rubicon 4:38
3. Lay Me Down 4:50
4. Porcelain Skull 5:03
5. Shake That Demon 3:43
6. Great Beyond 5:34
7. The Fire I Long For 5:06
8. Epitaph Of Heroes 6:56
9. Stars They Move 3:17
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