Arde – Ancestral Cult – Album Review
Arde – Ancestral Cult
Herkunft: Berlin / Deutschland
Release: 28.10.2021
Label: Darkwoods Underground Webstore – CD / Wolves of Hades – LP
Dauer: 36:29
Genre: Atmospheric Black Metal
Die Jungs aus Berlin sind ein gutes Beispiel dafür, was passiert, wenn sich eine Band bei Gründung an einem bestimmten Stil orientiert und hinterher etwas komplett anderes herauskommt.
Um es kurz zu beschreiben, aus Ihrem Vorhaben etwas mit D-Beat/Crust zu machen, kam als Resultat bei Ihrem selbstproduzierten Debüt 2018 ein Biest aus Black Metal mit Hardcore/Crust Elementen heraus. Auf jeden Fall hatte sich das Ergebnis sehr vielversprechend angehört. Nun steht Ihr neuestes Werk Ancestral Cult in den Startlöchern und diesmal legt das Quintett von der Spree noch eine Schippe Atmosphäre drauf.
Veränderung des Ursprungs
Schon der erste Durchlauf des Albums löst bei mir eine Spur von Euphorie aus. Was ich hier höre ist wunderbarer atmosphärischer Black Metal, der vom Sound her locker aus der kaskadischen Region der USA kommen könnte. In den Sinn kommen mir hier sofort Bands wie Wolves in the throne room, Skagos und Ash Borer in den Sinn. Dennoch sind die Berliner noch eine Spur dreckiger als die genannten Bands. Hier kommen klar ihre Hardcore Ursprünge zum Tragen, die die Songs erdiger und brutaler machen.
Frauen an die Macht
Die Band versteht es den Hörer mit ihren sphärischen Riffs und Gitarrensound auf Händen zu tragen. Besonders ist hervorzuheben, dass die Band eigentlich komplett auf Synthiesound verzichtet und somit das Album einfach räudiger klingen lässt. Allein der Opener The Birth Control fegt mich aus den Schuhen und überzeugt mit traumhaft schönen Melodien und lässt darüber hinaus, auf Grund der brutalen Intensität, keine Zeit für eine Verschnaufpause.
Konzeptionell behandelt das Album, die Akzeptanz der Frau in der Gesellschaft und schaut zurück, dass das weibliche Geschöpf in der Geschichte der Menschheit stets einen zentralen Platz eingenommen hat.
Sanfte Töne und grobe Stimmen
Die fünf Tracks fassen den verzweifelten Kampf der Frau mit all seiner Wucht hörbar zusammen. Halls of Ostara kann eigentlich nur eine wunderschöne Black Metal Ode an die Frühlingsgöttin Ostara sein. Sympathisch ist mir auch der Gesang von Kato. Jener ist eindringlich, hardcore-lastig, echt und ohne jegliche Effekte. Als Ruhepol verwendet die Band ein passendes Gegenstück zum harschen Black Metal. Im bezauberndem kurzen Folk-Lied Sile zeigt Gastsängerin Amelia Baker von Cinder Well wie lieblich sie singen kann. Was danach folgt, ist für mich großes Atmospheric Black Metal Theater in zwei Akten.
Den Emotionen freien Lauf…
The Birch erzeugt bei mir eine achteinhalb Minutenlange Gänsehaut. Einfach unglaublich, was die fünf Musiker hier im Studio zelebriert haben. Diesen Song kann man nicht besser hinbekommen, weil es harmonisch bis zum Schluss ist.
Ein tolles Album beendet der überragende finale Track Vesica Piscis, der durch herrliche Gitarren Klangfolgen und seiner dichten, greifbaren Atmosphäre besticht. Ich finde es immer wieder aufregend, wenn Bands, die ich vorher nicht kannte, überraschen und einen kleinen Platz in meinem Herzen einnehmen.
Fazit
Arde haben mich mit Ancestral Cult überwältigt. Der auf dem Album gespielte atmosphärische Black Metal mit leichter direkter Hardcorekante ohne Effekthascherei, hat mich sofort abgeholt. Wer etwas für diese Musikrichtung übrig hat, sollte hier sofort zupacken und kann sich über ein Meisterwerk freuen. Black Metal Referenzwerk für dieses Jahr! 9,5 / 10
Line Up
Haimo – Gitarre
Celia – Bass
Rubén – Gitarre
Kato – Gesang
Lukasz – Schlagzeug
Tracklist
01. The Birth Portal
02. Halls Of Ostara
03. Síle
04. The Birch
05. Vesica Piscis
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Bandcamp Arde
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