Apocalyptica – Cell-O – Die Essenz der Klänge – Album Review
Apocalyptica – Cell-O
Herkunft: Helsinki/Finland
Release: 10.01.2020
Label: Silver Lining Music
Dauer: 53:40
Genre: Cello Rock
Als die jungen finnischen Sibelius Akademie Absolventen 1996 mit dem Album Apocalyptica plays Metallica by four Cellos in der Musik-Szene auftauchten, war nicht abzusehen, dass dieses Projekt auch mehr als 25 Jahre nach Gründung der Band noch von Bedeutung sein wird. Aber Apocalyptica haben sich immer wieder selbst in Frage gestellt, weiterentwickelt und neue Wege beschritten, nachdem sie zuerst weitere Coverversionen von u.a. Slayer, Sepultura oder Rammstein cellosiert hatten, setzten Apocalyptica schnell auf die eigenen Fähigkeiten als Komponisten und öffneten sich zudem unter Hinzunahme namhafter Sänger der nächsten Entwicklungsstufe. So haben Künstler wie Nina Hagen, Till Lindemann, Cory Taylor, Ville Valo oder Adam Gontier etliche Songs mit ihren Beiträgen Apocalyptica für ein breiteres Publikum zugänglich gemacht.
Auch die feste Integration von Mikko Sirén als Schlagzeuger in den Sound erweiterte das Klangbild der Band enorm. Apocalyptica erspielten sich nicht nur in der Metal-Szene einen Namen, auch beim Klassik Publikum stehen sie seit je hoch im Kurs. Ein Höhepunkt in der Karriere der Finnen dürfte somit ihre Beteiligung an den Richard Wagner Festspielen 2013 in Leipzig gewesen sein, wo sie mit dem MDR Sinfonieorchester unter Leitung von Gregor Seyffert und Kristjan Järvi in der Arena zu Leipzig in einer spektakulären Inszenierung auftraten. Der nächste Schritt erfolgte auf dem bisher letzten Studioalbum Shadowmaker. Mit Franky Perez hat ein einzelner Sänger sämliche Stücke eingesungen und bescherte der Band weitere kommerzielle Erfolge.
Anläßlich des 20 jährigen Jubiläums des Debütalbums tourte die Band ab September 2017 dafür ausgiebig und besann sich dabei wieder auf den Ursprung ihrer Entstehung. Die Band beschloss, diese wiedergewonnene Konzentration ihrer wesentlichen Bausteine mit ins nächste Album zu transportieren und ungeachtet potentieller Singleerfolge die Essenz von Apocalyptica herauszufiltern.
Herausgekommen ist dabei ein sehr komplexes Album, das erarbeitet werden möchte. Da es keine Texte gibt, die das persönliche Kopfkino befeuern, müssen es die Instrumente schaffen, die Noten in den Köpfen der Zuhörer in Bilder umzuwandeln, um sie mit auf die Reise zu nehmen. Die neun vielschichtigen Songs, vom düsteren Opener Ashes Of The Modern World zum monumentalen Titelstück Cell-O über stimmungsvolle Stücke wie Rise und Call My Name, zur wütentenden Thrash-Kante En Route To Mayhem, bis hin zu folkoristischen Melodien auf Fire Ice und leidenschaftlichen Klängen bei Catharsis, decken dabei das ganze Spektrum der emotionalen Vielfältigkeit ihrer Instrument ab und lassen den Zuhörer in die musikalische Welt von Apocalyptica eintauchen.
Fazit:
Apocalyptica haben mit Cell-O einen Schritt zurück und doch gleichzeitig nach vorne gemacht. Ich hatte jedenfalls zu Beginn meine Bedenken, ob ein rein instrumentales Album mich vollends fesseln könnte, da mir in der Vergangenheit gerade die Stücke mit gesanglicher Unterstützung besonders gut gefielen. Shadowmaker zählt nicht umsonst zu meinen Lieblingsalben der Finnen. Aber Apocalyptica haben es sich mit ihrem neunten Studioalbum nicht einfach gemacht, es ist eine emotionale, tiefgründige Reise zu den Ursprüngen ihrer Musik geworden, die ihre Liebe und Leidenschaft für dieses wundervolle Instrument ausdrucksstark vertont. Das ist ihnen auf beeindruckende Weise gelungen und wird von mir mit 8,5/10 belohnt.
Line Up:
Eicca Toppinen – Violoncello
Paavo Lötjönen – Violoncello
Perttu Kivilaakso – Violoncello
Mikko Sirén – Schlagzeug
Tracklist:
1. Ashes Of The Modern World
2. Cell-O
3. Rise
4. En Route To Mayhem
5. Call My Name
6. Fire Ice
7. Scream For Silent
8. Catharsis
9. Beyond The Stars
Links:
Webseite Apocalyptica
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