Amorphis – Halo – Album Review

Amorphis – Halo
Herkunft:
Finnland
Release:
11.02.2022
Label: Atomic Fire Records
Dauer:
55:42
Genre:
Melodic Metal / Dark Metal / Progressive Metal


Amorphis-BandEs gibt kaum einen Metal-Fan, der nicht zumindest einen Song von Amorphis kennt. Dadurch ist die finnische Band mit demselben Fluch belegt wie viele andere Combos: Wenn die Band sich wiederholt, passt’s etlichen Metalheads nicht. Wenn sie stattdessen neue Wege geht, passt es genauso wenig. Und früher war sowieso alles besser.

Das neue Album Halo ist jedenfalls der Abschluss einer Trilogie, die 2015 startete und die Kalevala, das finnische Nationalepos, behandelt. Der Kalevala-Experte Pekka Kainulainen hat auch diesmal die Texte verfasst und meint dazu: „Das Album folgt einem losen Konzept von abenteuerlichen Geschichten, die sich vor tausenden von Jahren im mythischen Norden zugetragen haben.“

Sänger Tomi Joutsen wiederum fasst das neue Werk so zusammen: „Für mich klingt Halo im Vergleich zu den letzten beiden Platten ein wenig reduzierter. Aber nicht falsch verstehen: Wenn ein Song groß klingen muss, dann tut er das auch. Und wie!“ Reduzierte Größe also. Eine sehr kryptische Beschreibung, aber damit passt sie zum mythischen Thema von Halo.

Nordeuropäische Tiefsinnigkeit

Auf dem neuen Album sind elf Songs zu hören, die Spielzeit ist mit einer knappen Stunde recht großzügig ausgefallen. Amorphis stellen sich damit einer echten Herkules-Aufgabe, denn ein starkes Vorgängeralbum zu toppen ist bereits sehr schwierig. Die Finnen müssen es jetzt aber schaffen, einen würdigen Nachfolger für gleich zwei wahnsinnig starke Scheiben zu finden. Nämlich für Under The Red Cloud und Queen of Time.

Die Band setzt für dieses Vorhaben auf einen reduzierteren Zugang, zumindest im Vergleich zum direkten Vorgänger. Halo ist nämlich ruhiger und Sound-technisch simpler, aber deswegen nicht weniger dynamisch ausgefallen. Die Songs sprechen den Hörer auf einer anderen emotionalen Ebene an und präsentieren uns somit eine neue Form der nordeuropäischen Tiefsinnigkeit, für welche die Band ja seit Jahren bekannt und berühmt ist.

Eine Überdosis Gefühl

Das Band-typische Wechselspiel zwischen Death Metal Growls und emotionalem Klargesang sowie flotten Stakkato-Passagen und langsamen Klanglandschaften zieht sich auch durch Halo wie ein roter Faden. On The Dark Waters verbindet beispielsweise melodischen Death Metal mit Folk-Elementen und einem ausladenden Refrain. Insgesamt versprüht das Lied dabei einen sehr rockigen Vibe und Amorphis gelingt wiederum das Kunststück, auch in härteren Passagen nicht aggressiv, sondern emotional zu klingen. Das Video zur Nummer findest du HIER.

The Moon präsentiert die Band hingegen von ihrer hymnischen Seite. Der mitsingbare Refrain und die eingängige Hookline dürften dem Song einen Platz in der zukünftigen Live-Setlist sichern, wovon du dich HIER überzeugen kannst. Der Titelsong Halo schlägt in eine ähnliche Kerbe, allerdings wirkt das Lied etwas flotter und Tomi Joutsen fährt seine Growls deutlich zurück.

Stille Wasser und tosende Wellen

Ein Album von Amorphis zu bewerten ist eine undankbare Aufgabe. Warum? Weil diese Band stets unterschiedliche Elemente zu einem organischen Ganzen kombiniert, dessen Erfassung ganz einfach Zeit und viele Hördurchläufe benötigt. Nehmen wir beispielsweise die drei Songs Windmane, Seven Roads Come Together und My Name Is Night. Allein in diesen Liedern steckt mehr Abwechslung und musikalischer sowie textlicher Tiefgang drin als bei vielen anderen Bands in drei kompletten Vollzeitalben.

Zusammenfassend lässt sich aber zumindest festhalten, das Halo ein weiteres, gelungenes Werk aus dem Hause Amorphis ist. Im direkten Vergleich zu den Vorgängern mag es vielleicht nicht besonders bahnbrechend wirken, allerdings bekommen Fans genau das geliefert, was sie von dieser Band erwarten dürfen. Und eine ganze Menge zu entdecken gibt es bei den Finnen sowieso immer, wenn man sich die nötige Zeit dafür nimmt.


Fazit
Amorphis spielen nicht in ihrer eigenen Liga – sie sind eine eigene Liga. Auch auf Halo klingen die Finnen wie die Großmeister eines komplexen und melodisch-progressives Genres, das zu spielen nur allein sie selbst beherrschen. Das Spektrum dieser Band reicht von „Grandios“ bis schlechtestens „Gut“, alles unter dieser Messlatte kennen die Finnen ganz einfach nicht. 8,5 / 10

Line Up
Tomi Joutsen – Gesang
Esa Holopainen – Gitarre
Tomi Koivusaari – Gitarre
Santeri Kallio – Keyboards
Olli-Pekka Laine – Bass
Jan Rechberger – Schlagzeug

Tracklist
01. Northwards
02. On The Dark Waters
03. The Moon
04. Windmane
05. A New Land
06. When The Gods Came
07. Seven Roads Come Together
08. War
09. Halo
10. The Wolf
11. My Name Is Night

Links
Facebook Amorphis
Instagram Amorphis


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