Alt und Neu aus meinem Plattenschrank – Meine Empfehlung für Sonntag – Kolumne
Alt und Neu aus meinem Plattenschrank ist eine wiederkehrende Kolumne, in der unsere Redakteure jeweils ein Album zur näheren Besprechung und Vorstellung auswählen. Die perfekte Sonntagslektüre mit dem bestimmt einen oder anderen bisher unbekannten Musiktipp.
Eine Weile schon habe ich überlegt, mit welchem schönen Album ich mal in die Reihe Alt und Neu einsteigen kann, aber ich glaube, da nun etwas sehr passendes gefunden zu haben.
Wir begeben uns zurück in das Jahr 2005. Der heiße Sommer war gerade vorbei, Schule hatte wieder begonnen und ich habe die Chance bei einer echt heißen Blonden verpasst. Naja, Probleme eines 17-Jährigen. Dabei begleiteten mich immer Bands des Labels Roadrunner Records. Ich wusste, dass ich dort selten was falsch machen konnte, wenn ich blind im Laden zu einer CD des Labels griff. So entdeckte ich unter anderem die dänische Band Illdisposed. Aber um diese soll es nicht gehen. Genauso wenig wie um Stone Sour, Slipknot, Trivium, Murderdolls oder all die anderen Bands, die damals bei Roadrunner unter Vertrag waren. Nun, zumindest nicht wirklich.
Denn… irgendwie geht es wohl doch um diese Bands. 2005 markierte auch das 25. Jubiläum des Labels und unter dem Titel Roadrunner United – The All-Star Sessions veröffentlichten sie zum Anlass nicht etwa ein schnödes Best of der größten Songs ihrer bekanntesten Bands. Roadrunner Records nahm diesen Anlass, um 56 ihrer größten Musiker aus 42 Bands, die gegenwärtig oder in der Vergangenheit dem Label angehörten, zu versammeln und ein Album mit 18 einzigartigen und völlig unterschiedlichen Titeln zu produzieren.
So singt King Diamond im Song In the Fire begleitet von Matthew Heafy (Trivium), Joey Jordison (Ex-Slipknot / Ex-Murderdolls) schlägt zu Chimairas Gitarristen Matt DeVries in Annihilation by the Hands of God oder Legende Paul Gray (Slipknot, † 2010) spielt den Bass neben Dino Cazares (Fear Factory) in Baptized in the Redemption.
Produziert wurde das Album von vier ernannten Teamleadern: Joey Jordison, Matthew Heafy, Dino Cazares und Robert Flynn (Machine Head). Die Teamleader bekamen die Aufgabe jeweils vier Songs in einem selbstgewählten Studio und mit je zwei selbstgewählten Gitarristen, einem Bassisten und einem Schlagzeuger zu schreiben und dies durch einen Sänger mit eigenen Lyrics zu verfeinern. Dadurch brachten alle Musiker ihre individuellen Einflüsse ein, die jeden Song vom anderen abheben. Am deutlichsten sticht für mich hierbei Corey Taylor (Slipknot, Stone Sour) in The Rich Man durch seinen prägnanten Gesang hervor.
Das Album bietet daher auch eine bunte Mischung aller Stilrichtungen des Labels von Beginn seiner Geschichte an. Wir haben kraftvollen Metalcore im Opener The Dagger, tiefes Growling im bereits genannten Annihilation by the Hands of God, aber auch epische Balladen wie The End, gesungen von Matthew Heafy, dass eines meiner All-Time Favourites seit jeher ist. Das Album kann aber auch eingängigen Alternative Rock mit Tired `N Lonely oder schnellen amerikanischen Punkrock in I don’t wanna be (A Superhero). Ganz standesgemäß wird The All-Star Sessions schließlich vom episch anmutenden Enemy of the State beendet.
Auf jeden Song in seiner Einzelheit einzugehen würde vermutlich den Rahmen einer jeden Kolumne sprengen, letztlich sei aber gesagt, das The All-Star Sessions für jeden Geschmack etwas bietet und seit 2005 ein fester Bestandteil meiner Playlist ist. Wenn man nicht weiß, was man gerade hören möchte: diese Scheibe geht einfach immer.
Abschließend ist natürlich das Projekt als solches nochmal zu bewundern. Eine Masse an solch großen Künstlern wird man wohl selten nochmal vereint auf einer Scheibe zu hören bekommen. Das war damals eine wirklich großartige Idee seitens Roadrunner Records.
2020 markiert nun das 40. Jubiläum des Labels. Bisher habe ich von einer ähnlichen Aktion noch nichts gehört, würde mich aber sehr über eine zweite All-Star Session freuen.