Alt und Neu aus meinem Plattenschrank – Meine Empfehlung für Sonntag – Kolumne

Alt und Neu aus meinem Plattenschrank ist eine wiederkehrende Kolumne, in der unsere Redakteure jeweils ein Album zur näheren Besprechung und Vorstellung auswählen. Die perfekte Sonntagslektüre mit dem bestimmt einen oder anderen bisher unbekannten Musiktipp.


Heute gibt es nicht mehr allzu viele von diesen ganz besonderen Momenten, wenn man schon lange intensiv Musik hört, wie ich das tue. Ich spreche von den speziellen Augenblicken, in denen die Zeit stillzustehen scheint, wenn man zum ersten Mal einen bestimmten Song hört oder ein besonderes Album auflegt.

Ein solch besonderer Moment war, als ich irgendwann 1983 mit meinem älteren Bruder und unserer Clique an einem Sonntag im Auto unterwegs war. Ich war mit 16 Jahren der Jüngste in der Runde und musste auf dem Rücksitz Platz nehmen. Wir alle hörten gerne Rock Musik und mochten AC/DC, die Scorpions, Iron Maiden, Saxon, Motörhead  und all die „harten“ Bands, von denen man damals nur in der Bravo lesen konnte. Im Radio lief sonntags Hard ’n‘ Heavy auf HR3. Da gab es immer mal neue Bands, von denen ich bisher noch nie etwas gehört hatte. So auch an diesem Tag, als Metal Daze von Manowar durch die riesigen selbstgebauten Lautsprecher im Kofferraum meines Kumpels schepperte. Einen derartig intensiven Groove, ausgehend vom dominanten Spiel des Bassisten Joey DeMaio und dem überidischen Gesang von Eric Adams hatte ich vorher noch nicht gehört.

Ich stand sofort völlig unter Strom und versuchte händeringend, mehr Informationen zur Band und dem zum Song gehörenden Album zu bekommen. Fündig wurde ich bei meinem damaligen Mailorder Lieferanten Govi (das ging noch per postalischem Bestellformular und Banküberweisung…ungefähr zwei bis drei Wochen später war das Päckchen dann da…).

Das Album hatte alles, was Heavy Metal für mich damals bedeutete. Auf Battle Hymns befinden sich ausschließlich (naja gut, das Basssolo William’s Tale vernachlässige ich jetzt einfach mal…) unsterbliche Klassiker wie die Bandhymne Manowar von denen aber Dark Avenger noch einmal alles überstrahlt. Ein perfekter monumentaler Song, mit einem unglaublichen Spannungsbogen und der Spoken Word Passage des legendären Orson Welles, die einen vor Ehrfurcht erstarren lässt. Die Band hatte sich gleich mit ihrem Debütalbum ein Denkmal gesetzt, mit dem True Metal ein neues Genre geschaffen und auch den Epic Metal revolutioniert.

Über die Klasse der ersten Manowar Alben bis Triumph Of Steel, braucht man wohl auch nicht wirklich zu diskutieren. Battle Hymn gehört auch heute noch zu meinen Top 20 Alltime Favorite Alben und sollte im Regal einer jeden ernst zu nehmenden Plattensammlung stehen. Leider hat die Band in den letzten Jahren fast nichts unversucht gelassen, diesen verdienten Legendenstatus niederzureißen.

Das „Ich sterbe für den Metal“-Gequatsche von Joey DeMajo, halbgare Veröffentlichungen, Ticketpreise jenseits von Gut und Böse, persönliche Fehltritte wie der Kinderpornografie-Skandal um Karl Logan und die Last Battle Farce sind da nur ein kleiner Auszug. Auch über die Motivation der Neueinspielungen von Battle Hymns MMXI und Kings Of Metal MMXIV darf man ebenfalls streiten.

Gekauft habe ich sie trotzdem. Meine Schwester hatte damals sogar per Zufall Kontakt zum Bass zupfenden Meister der Fellhosen hergestellt und mir ein Poster mit einer persönlichen Widmung vom damals aktuellen Battle Hymns MMXI Album für mich ergattert.

Übrigens befand sich in dem Päckchen 1983 noch ein anderes Debütalbum einer amerikanischen Band, die mir ebenfalls einen dieser besonderen Momente schenkte. Die Rede ist von Metallica’s Kill ‚em All…aber das ist eine andere Geschichte.


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