Alt und Neu aus meinem Plattenschrank – Meine Empfehlung für Sonntag – Kolumne
Alt und Neu aus meinem Plattenschrank ist eine wiederkehrende Kolumne, in der unsere Redakteure jeweils ein Album zur näheren Besprechung und Vorstellung auswählen. Die perfekte Sonntagslektüre mit dem bestimmt ein oder anderen bisher unbekannten Musiktipp.
Eine meiner aktuellen Lieblingsbands kündigten ihr neues Album als auch eine Tour für 2022 an, um ihr neues Werk nach Jahren der erzwungenen Abstinenz promoten zu können. Die Rede ist hier von Meshuggah, den Großvätern der gesamten Djent und Math Rock Szene, die mit ihren sperrigen, in Krummtakten gefassten Monolithen die Metalszene zu spalten wussten. Die einen halten sie für nahezu ungenießbar, andere für die Niederkunft des Göttlichen in musikalischer Form. Ich persönlich tendiere zu letzterem, wenn auch nicht in jedem Album zu jeder Zeit.
Welche Platte des umfangreichen Backkatalogs der Schweden stellt man besten vor, um dem Gesamtwerk am respektvollsten zu huldigen? Eher eine Platte aus der mehr Thrash orientierten Frühphase der Band Anfang bis Mitte der 1990er? Mir persönlich sagen die Platten der Mit-2000er Phase am ehesten zu, daher stelle ich heute das Minialbum I vor. Dieses wurde 2004 veröffentlicht, ich besitze jedoch das Reissue von 2019 mit neuem Artwork und in grünem Vinyl.
Ein langer Song
I besteht aus einem über 20 Minuten langen Song, der Meshuggah in voller Pracht und Breite zeigt. In diesem Song ist Ambient Metal zugegen, neben Passagen, die so klingen als hätte der Toningenieur aufgenommen, wie alle Instrumente gleichzeitig von der Bühne fallen. In Sachen effektvoll eingesetzter Dissonanz macht Meshuggah niemand etwas vor.
Viele Bands haben sich Meshuggah zum Vorbild genommen. Manches ist wahnsinnig gut gemacht, vor allem die neueren Alben wie The Violent Sleep Of Reason sind schon harte Brocken, für dich man sich schon gut wappnen muss, um sie am Stück zu konsumieren. Harte Krummtakte fordern den Hörer aufs Äußerste. I ist in dieser Hinsicht recht gnädig. In seinen über 20 Minuten fährt es nicht permanent Vollgas.
Musikalisch wird nicht immer, aber oft Vollgas gegeben
Es gibt auch Passagen, in denen der Hörer Kraft tanken kann für die musikalische Schwerstarbeit, denen sich auch die Musiker hier hergeben. Vor allem die Rhythmusfraktion, allen voran Tomas Haake am Schlagzeug steht auch bei I im Mittelpunkt.
Vinylisten bekommen mit der 12″ von I eine Scheibe geboten, die auch nur von einer Seite bepresst wurde. Fans von Vinyl werden bestätigen können, dass eine Plattenseite schnell zu Ende ist, und I macht keine Ausnahme. Die EP wurde mehrmals neu aufgelegt, das aktuelle Reissue kommt mit neuem Artwork. Das betrifft alle Reissues von Meshuggah. Bei manchen Alben war diese Entscheidung richtig, zum Beispiel bei Contradictions Collapse. Bei I war sie meines Erachtens nach unnötig. Geschmäcker sind jedoch verschieden, und die Musik an sich leidet natürlich auf keinen Fall.
Meine Freude auf den ersten neuen Output seit fünf Jahren ist ungetrübt. Spätestens, seit ich die Kombo live gesehen habe, muss das einfach gut werden. Inklusive der kommenden Konzerte.
Außerdem auf Soundmagnet.eu
Empfehlung der Redaktion – Parabol – Metalcore/Djent aus Estland
Kolumne – Bands aus Exotistan – die wirklich internationalen Bands – Teil 3 Madagaskar
Interview – Heretic, Nachgefragt bei Guilherme Aguiar