Alt und Neu aus meinem Plattenschrank – Meine Empfehlung für Sonntag – Kolumne

Alt und Neu aus meinem Plattenschrank ist eine wiederkehrende Kolumne, in der unsere Redakteure jeweils ein Album zur näheren Besprechung und Vorstellung auswählen. Die perfekte Sonntagslektüre mit dem bestimmt ein oder anderen bisher unbekannten Musiktipp.


Machinae Supremacy, Phantom Shadow, CD im Jewel Case

Eine meiner absoluten Lieblingsbands wird bald ihr neues Album vorstellen, daher konnte ich mir es nicht nehmen lassen, für diese Kolumne ihr bisheriges Meisterwerk vorzustellen.
Die Band: Machinae Supremacy aus Luleå, Schweden.
Das Album: Phantom Shadow von 2014.

Ich weiß noch genau, wie ich diese Band circa 2004 oder 2005 auf Myspace entdeckt habe, und zwar durch ihre obergeile Metal-Coverversion des Soundtracks zum Kult-C64-Jump’n’Run-Spiel The Great Giana Sisters.

Fun Fact am Rande: Jahre später haben sie dann auch den offiziellen Soundtrack zum wirklich gelungen Sequel Giana Sisters Twisted Dreams beigesteuert!

SID-Metal oder lang lebe der C64!

Diese Jungs schaffen es perfekt, melodischen Metal mit markanten Vocals und den kultigen Sounds des C64-Soundchips SID zu vermengen, man könnte ihren Stil daher als SID-Metal bezeichnen.
Textlich behandeln die Schweden auch viele nerdige Themen wie Computerspiele, Anime, Hacker-Kultur und Sci Fi. Ihre ersten Veröffentlichungen haben sie damals auch kostenfrei zum Download ins Internet gestellt, was ich großartig fand, zumal es ja noch kein Youtube und Streaming-Dienste gab. 

Das bisherige Meisterwerk: ein Konzeptalbum

Meiner Meinung nach hat die Band bisher kein schlechtes Album veröffentlicht, aber Phantom Shadow ragt für mich aus allen ihren Veröffentlichungen am meisten heraus. Die Produktion des Albums ist einfach perfekt, ein glasklarer, packender Sound mit ordentlich Wumms. Die Spielzeit von über einer Stunde ist auch nicht von schlechten Eltern, es handelt sich schließlich auch um ein Konzeptalbum. Den Inhalt der spannenden, von der Band selbst konzipierten Welt und Sci-Fi-Story hier wiederzugeben, würde den Rahmen sprengen. Dies ist wirklich ein Album, bei dem es einfach Spaß macht, mit dem Booklet in der Hand in die Musik einzutauchen und in der dystopischen Welt zu versinken.

Musikalisches Talent trifft auf Eingängigkeit und Variabilität

Robert Stjärnström hat einfach eine einzigartige, ungewöhnliche Gesangsstimme mit hohem Wiedererkennungswert, und wer auf anspruchsvolle Twin-Guitar-Melodien und geile Soli steht, wird auch das Talent und die Kreativität der Gitarristen Jonas Rörling und Tomi Luoma lieben.
Andreas Gerdin am Bass und Keyboard und Niklas Karvonen an den Drums sorgen ebenfalls dafür, dass die Songs genug Druck bekommen.

Auf diesem Album wird einfach die ganze Bandbreite von Gefühlen und Atmosphäre aufgefahren, das Ganze hat durch einige spoken word Interludes und Gänsehaut-erzeugende Keyboard- und SID Passagen auch etwas sehr cineastisches … man fühlt sich wie in einem Cyberpunk/Sci-Fi-Filmepos oder einem komplexen dystopischen Computerspiel.

Dystopie, Cyberpunk und cineastische Atmosphäre

Nach dem Gänsehaut-Intro I wasn’t made for the world I left behind wird man ohne Umschweife mit den beiden bärenstarken Openern The Villain Of This Story und Perfect Dark ins Album katapultiert, und befindet sich direkt in der Story um die aus mehrjährigem Kälte-Schlaf erwachte, durch Experimente zur Cyborg-Killermaschine modifizierte Protagonistin Ariana Skye wieder. Die Kompositionen sind extrem vielschichtig und abwechslungsreich, was zur Komplexität der Geschichte passt. Auf Songs wie Europa kommen aber auch sanfte Klänge zum Zuge: Akustikgitarren, Streicher und fragiler weiblicher Gesang, wahnsinnig ergreifend!
Songtitel wie Throne of Games zeigen auch den nerdigen Humor der Truppe, wobei alles aber trotzdem mit der Story verwoben bleibt.

Ein Album mit einem Grande Finale

High Energy Tracks wie Phantom Battle, das stampfende Renegades oder das treibende Beyond Good and Evil sind einfach geile melodische Headbanger, die ohne Wenn und Aber mitreißen. Zu letzterem wurde auch ein cooles Musikvideo veröffentlicht, siehe HIER.
Mit The Second One referenzieren Machinae Supremacy dann noch den Song Indiscriminate Murder is Counter-Productive von ihrem exzellenten 2010er Album A View From The End of The World, beide Songs machen einfach nur Spaß und erzeugen mit ihrer Ohrwurm-Melodie bei mir immer direkt gute Laune.
Wenn das Album schlussendlich mit einem Grande Finale bestehend aus Versus, dem Interlude Skye’s Requiem und Hubnester Rising auf unglaublich unter die Haut gehende epische Art und Weise endet, wundert man sich, wie schnell eine Stunde vorbei sein kann und man möchte es direkt noch einmal hören.

Ich kann diese Band und dieses Meisterwerk nur allen ans Herz legen, die auch nur ansatzweise etwas mit den Melodien der klassischen C64 Computerspiele, Cyberpunk-Sci-Fi, melodischem Metal mit Gitarren auf dem Qualitäts-Niveau von Megadeth oder Iron Maiden und eher metal-untypischem, aber sehr markantem Gesang anfangen können.

Schönen Sonntag und stay magnetic!


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