Alt und Neu aus meinem Plattenschrank – Meine Empfehlung für Sonntag – Kolumne

Alt und Neu aus meinem Plattenschrank ist eine wiederkehrende Kolumne, in der unsere Redakteure jeweils ein Album zur näheren Besprechung und Vorstellung auswählen. Die perfekte Sonntagslektüre mit dem bestimmt ein oder anderen bisher unbekannten Musiktipp.


Nanowar Of Steel, Stairway To Valhalla, CD

Anlässlich des bevorstehenden Releases von Italian Folk Metal der italienischen Fun Kapelle Nanowar Of Steel ist es nun endlich an der Zeit den längst überfälligen Beitrag über das glorreiche, aus 2018 stammende Vorgängeralbum Stairway To Valhalla zu verfassen, mit dem die Band wohl endgültig den Durchbruch geschafft hat.

Ich weiß noch genau wie ich eines Abends geistlos durch Youtube gesurft bin und mir der Algorithmus dieses Video HIER empfohlen hat. Titel und Bandname klangen recht vielversprechend und Fabio Lione, Rhapsody Of Fire, war auch dabei. Was soll schon schief gehen. Nach wenigen Sekunden war ich schon vom Bandlogo und dem Spielzeugaffen begeistert. Und zusätzlich bin ich hier auf eine Fun Metal Band aufmerksam geworden, die musikalisch wirklich was drauf hat und andere Themen bedienen kann als Bier und Geschlechtsverkehr.

Die Konsequenz daraus war gleich am nächsten Tag das Album vorzubestellen, obwohl es ja nicht unüblich ist, sich einen Weltstar für eine Vorabveröffentlichung zu holen, um ein durchschnittliches Album zu promoten. Mir fällt auf die Schnelle keine Situation ein, in der ich so falsch gelegen habe.

Latein kann auch lustig sein

So startet das Album mit einem episch symphonisch anmutenden Intro, wie es etwa bei Rhapsody Alben öfter der Fall ist. Anstatt eine Einleitung zu einer monumentalen Geschichte zu erzählen, wird allerdings lediglich das lateinische Wort für Rose dekliniert. Hier bereits der erste Geniestreich. Von hier geht es direkt mit dem oben bereits beschriebenen Barbie MILF Princess Of The Twilight los.

The Call Of Cthulhu, gibt’s HIER, entspricht in Sachen Sound den Erwartungen, da es auf jeden Fall den düstersten Song des Albums darstellt; abgesehen vom Outro. Die Interpretation dürfte so aber in jedem Fall bahnbrechend sein. Wenn Cthulhu aus seiner Telefonzentrale anruft passieren schreckliche Dinge. Auch hier kann ich nichts anderes sagen als „Großartig!“. Heavy Metal Kibbles ist mehr oder weniger eine dreieinhalbminütige Cornflakes Werbung im Judas Priest Style. L’opelatole Ecologico als einziger italienischer Song auf dem Album huldigt den Verteidigern des Bürgersteigs – umgangssprachlich auch Straßenkehrer genannt.

Auch Fortbildung im Bereich Songwriting ist wichtig. So gibt die Band mit Images and Swords eine brauchbare Anleitung wie man einen Dream Theater Song schreibt. Alles was man dafür braucht ist eine Manowar CD und ein Schraubenzieher. … And Then I Noticed That She Was a Gargoyle ist eine Hommage an Moonlight Shadow und erzählt im Rahmen einer einwandfrei arrangierten Ballade die Geschichte eines Mannes der sich übers Internet in einen – Überraschung – Gargoyle verliebt.

Viele schlaue und weniger schlaue Sachen

Als gelerntem Wirtschaftswissenschaftler geht mir bei Tooth Fairy jedes Mal wieder das Herz auf. Auf äußerst fundierte Weise, die weit über grundliegende makroökonomische Kenntnisse hinausgeht, wird plausibel erklärt, warum die Zahnfee schuld an der Wirtschaftskrise ist. Die Geschichte, die dagegen hinter Vegan Velociraptor steckt, habe ich bis heute nicht wirklich verstanden, feier sie aber dennoch. HIER gibt’s die zum Anhören und Mitlesen.

Auf diesem bisher einfach perfekten Album schafft es Ironmonger (The Copier oft he Seven Keys) trotzdem noch als absolutes Highlight herauszustechen. Die an die Eisenwarenhändler gerichtete Hymne – in der es absolut nicht um David Hasselhoff geht – überzeugt noch etwas mehr als die restlichen Songs durch überragende Komposition und Witz. Den Beweis dafür gibt es HIER.

Uranus befasst sich mit einem Witz, der in etwa so alt ist wie die Astronomie selbst. The Quest for Carrefour erzählt die epische Geschichte einer Gruppe, die sich auf dem Weg zu Carrefour, die französische Version von Hofer beziehungsweise Aldi, macht um glorreiche BBQ Sauce für ihre Zwiebelringe zu ergattern. Abgeschlossen wird Stairway To Valhalla mit der seitdem inoffiziellen Nationalhymne Liechtensteins die passenderweise den Titel Hail to Liechtenstein trägt.

Alles in allem unterhält mich das Album auch drei Jahre nach Release immer noch wie am ersten Tag. Jeder Song ist schlicht perfekt komponiert, der Gesang wechselt in so viele unterschiedliche Facetten, dass man teilweise denken könnte, hier spielen verschiedene Bands. Die Thematiken sind ebenso abwechslungsreich und äußerst intelligent gewählt. All diese Punkte lassen bei mir nur ein einziges Fazit zu.

Nanowar Of Steel haben mit Stairway To Valhalla eines der besten Alben des vergangenen Jahrzehnts erschaffen. Das einzig Negative, was man gegebenenfalls anmerken könnte ist, dass die Erwartungen für den bald erscheinenden Nachfolger de facto nicht zu erfüllen sind. Dennoch darf man auch auf Italian Folk Metal gespannt sein.


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