Alizarin – The Last Semblance – Mehr als nur Schein – Album Review
Alizarin – The Last Semblance
Herkunft: Los Angeles / USA
Release: 10.07.20
Label: Eigenverlag
Dauer: 58:46
Genre: Progressive Metal
Die Bezeichnung „Progressive“ haben die Amerikaner um Frontmann Josh Kay stehts von sich gewiesen. Nachdem die seit 2017 existierende Combo ihren auf dem Debut Cast Zenith noch rein instrumentalen Metal nun auf ihrem neuen Album The Last Semblance um einen von Josh Kay vorgetragenenen Gesang erweitert haben, lässt sich der Progressive Metal nicht mehr verleugnen, zumal man selbst Vorbilder wie The Enid, Rush und die späten Opeth angibt.
In acht prachtvoll ausgeschmückten und abwechslungsreichen Songs, die meisten jenseits der sechs Minuten Grenze, zeigen Alizarin, wie abwechslungsreicher Prog Metal im fein ausdifferenziertem Sound mit schöner Gitarre und angenehmen Keyboard Flächen geht. Und das in jedem Titel!
Schon der Opener Elegy Simulacra überzeugt mit hervorragender Instrumentalarbeit. Angenehm ist auch das Zusammenspiel zwischen Gitarre und Keyboard, beide harmonieren sehr gut zusammen. So auch in Fathom, wo das im Endteil zu beobachten ist. Stimmungsvoll gemacht und sehr hymnisch.
A Wreath of Temperance beeindruckt mit tollen Keyboard-Harmonien und akustischen Gitarren, im Mittelteil ist wieder ein grandioses Zusammenspiel von Gitarre und Keyboard zu bestaunen, mit einem wunderbaren jazzigen Mittelteil. Und leider auch die große Schwäche des Albums, der im Gesang liegt. Obwohl es technisch und hinsichtlich der intelligenten Texte nichts zu beanstanden gibt, wirkt Mr. Kay oft schwach auf der Brust und die Grenzen seiner Stimme sind sehr gut zu vernehmen. Hier wird leider sehr viel Potential vergeben. Mehrstimmig wird er leider auch nicht besser, wie im folgenden Velvet Margin zu hören ist, musikalisch wird hier Erstklassiges geboten.
Keyboardstreicher und Klavier passen sehr gut zu diesem halbbaladeskem Stück. Das flotte Heirloom weiß für mich durch seine fast schon jazzig-rockige Lockerheit zu überzeugen und es wird mit Unterstützung des Keyboards angenehm gefrickelt, gerade in der zweiten Hälfte des Stückes. Metallisch wird in Zero Sum gefrickelt, hier gefällt mir besonders das Zusammenspiel aller Akteure. Und leider verfehlt der Gesang hier mal wieder seine Wirkung, für diese Art der Musik ist die Stimmlage hier einfach zu monoton und variationsarm. Sehr schade, mit dem frickelig-vertrackten Schlussteil ist dieses Stück einer der Highlights auf diesem Album.
Der Longtrack Attenuation ist hymnisch in seiner Anlage, sehr abwechlungsreich im Gesamtsound. Der Gesang kommt hier etwas getragener aus den Boxen und gibt halbwegs gelungene Gesangslinien zum besten. Hier klingen Alizarin wie Dream Theater in weniger frickeligen Momenten. Auch im fantastischen Zusammenspiel von Gitarre und Keyboards glaubt man, dass da jemand Jordan Ruddess genau auf die Finger geschaut hat. Der symphonische Refrain wechselt sich mit Instrumentalpassagen ab, die auch gut zu Haken passen würden. Klasse Song. Im abschliessenden The Ivory Silo standen Haken offenbar auch Pate, elektronische Keyboardsound paaren sich mit ausdrucksstarkem, elegischem E-Gitarrenspiel. Ein würdiger Abschluss des von The Last Semblance.
Fazit:
Bei mir hinterlässt The Last Semblance einen zwiegespaltenen Eindruck. Musikalisch ist der frickelige, teils jazzige Prog Metal mit cineastischen Keyboardfahren und ausdruckstarker Rhythmusfraktion genau mein Ding, und ich bewerte es absolut positiv, wie gut es Alizarin gelingt, gesangstaugliche und trotzdem komplexe Stücke im rockigen, aber transparenten Sound darzubieten. Beim Gesang ist allerdings noch sehr viel Potential vorhanden, was Variablität und Ausdrucksstärke betrifft. In manchen Momenten verleidet er richtig den Genuss dieser wunderbaren Musik. Daher muss ich ein paar Punkte abziehen und vergebe 8/10 für diesen Prog Metal Diamanten mit mehr oder weniger deutlichen Einschlüssen.
Line Up
Josh Kay – Gitarren und Gesang
Jon Damon – Schlagzeug
Terran Fernandez – Bassgitarre, Hintergrundgesang
Avelino Ramirez – Keyboards
Tracklist
01. Elegy Simulacra
02. Fathom
03. A Wreath Of Temperance
04. Velvet Margin
05. Heirloom
06. Zero Sum
07. Attenuation
08. The Ivory Silo
Links
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Bandcamp Alizarin