Accept – Too Mean To Die – Album Review

Accept – Too Mean To Die
Herkunft:
Deutschland
Release:
29.01.2021
Label: Nuclear Blast
Dauer:
52:11
Genre:
Heavy Metal


Foto Credit: Scott Duissa

Die Arbeiten am 16. Studioalbum von Deutschlands Heavy Metal Aushängeschild Nr. 1 Accept fanden von Anfang an unter erschwerten Bedingungen statt. Kaum war der für die Fans überraschende Ausstieg von Langzeit Basser Peter Baltes mit Martin Motnik kompensiert und Philip Shouse als dritter Gitarrist in den Sound integriert, musste die Band die Aufnahmen im März 2020 nach nur zwei Wochen jäh unterbrechen, denn Covid-19 mit dem anschließenden Lockdown machte auch vor der Solinger Stahlschmiede nicht halt.

Stammproduzent Andy Sneap reiste wieder in seine Heimat England zurück, von wo aus er als Remote-Producer fungierte, als der Aufnahmeprozess im Juli in Nashville in die nächste und entscheidende Runde ging.

Besondere Umstände führen oft zu ganz besonderen Alben. Das gilt ganz gewiss für Too Mean To Die, das natürlich auch auf die Corona-Zeit anspielt, wenn auch anders als vielleicht zunächst vermutet. Hoffmann dazu: „Es ist damit zu rechnen, dass sich viele Musiker in ihren Songs mit der Corona-Thematik beschäftigen. Es wird sicherlich Parolen für Zusammenhalt geben, mit denen positive Vibes verbreitet werden sollen, was auch gut ist. Aber wir haben uns entschlossen, das genaue Gegenteil zu machen, und uns nicht davon beeinflussen zu lassen. Die Fans bekommen ein hartes, direktes und kompromissloses Metalalbum und wir sagen, natürlich mit einem Augenzwinkern und nicht ganz ernst gemeint: We are too mean to die! Unkraut vergeht nicht! Accept lassen sich nicht unterkriegen!“

Treibend, knallhart, voll auf die Zwölf!  

Der Opener Zombie Apocalypse ist ein typischer Accept-Rocker der Tornillo Ära mit einer klassischen Leadgitarre von Wolf Hoffmann, die sich durch den Track zieht und zu einem unverwechselbaren Trademark der Band geworden ist. Der augenzwinkernde Song über die Handygeneration wurde kürzlich als zweite Single ausgekoppelt und ist HIER im Video zu sehen.

Im ruppigen Titeltrack Too Mean To Die geht es ebenfalls im gestreckten Galopp zur Sache. Hier kommt die volle Axepower zum Einsatz, die dank der druckvollen, transparenten Produktion ihre Wirkung voll entfalten kann. Overnight Sensation ist dagegen ein gediegener Riff-Rocker, der seinen Höhepunkt im starken Gitarrensol0 von Wolf Hoffmann findet, ansonsten aber eher Accept Stangenware ist.

Wolfs herausragendes klassisches Gitarrenspiel in Kombination mit Mark Tornillos phänomenaler Gesangsleistung prägen auch No One’s Master und macht aus dem Song einen echtes Highlight auf dem Album. Das spannend arrangierte The Undertaker ist ein gutes Beispiel dafür, dass es nur einer Feinjustierung im Songwriting bedarf, um aus den bekannten Komponenten, wie den typischen Mitsing-Ohoho-Chören und der unverkennbaren Melodieführung, einen weiteren Accept-Klassiker zu schmieden. Mark Tornillo liefert auch hier eine immens starke Performance ab, die mit seinem Vorgänger meiner Meinung nach so nicht möglich gewesen wäre. Das Video zum Song ist schon seit einigen Wochen online und HIER für euch nochmal verlinkt.

Ode an die Freude mit der vollen Axepower

Der rifflastige Banger Sucks To Be You zeigt den ausgestrecktem Mittelfinger und ist mit einem satten Groove ausgestattet. Als Leckerbissen hat er ebenfalls ein fantastisch ausgearbeitetes Gitarrensolo im Gepäck. Wolfs Vorliebe für klassische Melodien durchzieht auch das treibende Symphony Of Pain. In seinem Soloanteil zitiert er darin Beethovens Ode an die Freude aus dessen 9. Sinfonie. Bei einer kraftvollen Ballade wie The Best Is Yet To Come kam in den frühen Tagen immer Peter Baltes zum Einsatz. Mit Mark Tornillo ist das natürlich ohnehin überflüssig, denn der New Yorker besitzt neben seiner Reibeisenstimme eine ebenso beeindruckende Singstimme.

How Do We Sleep gefällt mir mit dem dynamischen Songaufbau richtig gut. Die Accept-typischen Ohoho-Chöre und die feine Gitarrenarbeit runden den Song noch ab. Das gallige Not My Problem hat in seinem bissigen Refrain durchaus seine Momente, ansonsten gehört er für mich aber zu den eher verzichtbaren Accept-Songs. Mit dem Instrumental Samson And Delilah verabschieden sich Wolf Hoffmann und seine neu formierte Mannschaft mit einer Nummer, die auch auf seiner Soloscheibe Headbangers Symphony hätte stehen können.


Fazit
Auch nach 45 Jahren Bandgeschichte und 16 Studioalben erfinden sich Accept zwar nicht neu, reihen die Songs von Too Mean To Die jedoch in die Klassiker des nicht gerade armen Backkatalog ein. Elf perfekt produzierte Songs, die zwar etwas mutiger sein dürften, jedoch unverwechselbar sind, bekommen von mir 8,5 / 10.

Line Up
Wolf Hoffmann – Gitarre
Mark Tornillo – Gesang
Uwe Lulis – Gitarre
Philip Shouse – Gitarre
Martin Motnik – Bass
Christopher Williams – Schlagzeug

Tracklist
01. Zombie Apocalypse
02. Too Mean To Die
03. Overnight Sensation
04. No One’s Master
05. The Undertaker
06. Sucks To Be You
07. Symphony Of Pain
08. The Best Is Yet To Come
09. How Do We Sleep
10. Not My Problem
11. Samson And Delilah

Links
Facebook Accept
Webseite Accept


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