AASH – Embodiment Of Chaos – Empfehlung der Redaktion
AASH
Herkunft: Hamburg / Deutschland
Label: Anger Of Metal Records
Genre: Black / Death Metal
Einflüsse aus: Dissection, Naglfar, 1990er Black Metal
Side Fact: Es ist unbekannt, in welchen Bands Timo Espenhahn vor AASH schon involviert war
Was muss passieren, dass ich mich einem dunklen Geschoss wie Embodiment Of Chaos hingebe? Die Auflösung ist relativ einfach. Man muss die Hingabe hören, spüren und die Musik muss eine (schwarze) Seele besitzen.
Im konkreten Fall setzt diese 34-minütige EP schon verschüttet geglaubte Emotionen aus längst vergangenen musikalisch Zeiten frei. All das passiert in geballter Form auf der ersten EP Embodiment Of Chaos des Blackened Death Metal Projektes AASH.
Mehr als ein erster Eindruck
Doch was heißt hier EP? Diese Bezeichnung suggeriert ein Appetitshäppchen auf etwas kommendes Großes. Das musikalische Ereignis ist aber bereits da. Es scheint im Stillen gereift und klingt mächtig aus den Boxen. Zur Spiellänge kann man nur sagen, dass anderen Bands des Genres bereits ähnliche Spielzeiten reichten, um ihre kurzen Geschosse nicht EP sondern Album zu nennen und trotzdem Kultcharakter zu erreichen.
Anger Of Metal Records scheinen da sofort eine gute Nasen gehabt zu haben und bannen als Erster die reichliche halbe Stunde auf ein hochwertig aufgemachtes Tape. Dabei wurde das etwas zurückhaltend wirkende Originalcover, welches oben im Beitrag abgebildet ist, umgestaltet und mit Silberdruck noch aufgewertet.
Auch wenn die musikalische Idee zu AASH schon ausgereift klingt, hat Timo Espenhahn, der Mann hinter dem Ein-Mann-Projekt, erst vor anderthalb Jahren angefangen Material zu veröffentlichen.
Musikalisch zeichnet er sich durch die Gabe aus, den harten und schnellen schwarzmetallischen Kompositionen durch perfekte Gitarrenharmonien etwas weiches und fließendes zu geben. Dabei greift er hörbar auf Referenzen der 1990er Jahre zurück, was diese wohligen Emotionen und Erinnerungen in einem wachruft.
Kooperation mit einem Vorreiter
Der Anteil an tödlichem Feeling an den sieben Nummern kommt aus einer ganz anderen Richtung. Dem Norddeutschen ist es gelungen für AASH mit Redouane Aouameur einen Vorreiter der extremen Musik aus Algerien ins Boot zu holen. Das ist ein Glücksgriff, denn Redouane Aouameur hat sein Handwerk, beziehungsweise die Stimme, vollumfänglich im Griff.
Daheim ist er ein Pionier des extremen Black- und Death Metal und kann auch bösesten Grind stimmlich aus sich herausholen. Neben seiner aktuellen Tätigkeit als Sänger und Gitarrist bei Lelahell war er stimmlich in unzähligen Alben von Bands mit eingebunden und wirkt in seiner Heimat auch als Gesangslehrer.
So bringt Redouane nicht nur einseitige Extreme mit ein, sondern seine Vocals fliegen kinderleicht zwischen den Genres Death und Black daher. Kehlige Laute und fieses Gekeife gehören genauso dazu wie tödliche Shouts. Seine Anteil am Gesamtergebnis ist nicht zu unterschätzen und so bringen beide Musiker ein Maximum in Embodiment Of Chaos ein.
Kreativ schwarze Energie
Die Kreativität von Timo Espenhahn scheint grenzenlos, denn laut Eigenauskunft entspringen die gesamte Musik, die Texte und alle Instrumente seinem eigenen Kosmos. In der vergleichsweise jungen Bandgeschichte von AASH sind in kurzen Abschnitten bisher immer mehr und perfektere Nummern entstanden.
Wie man schon an den einzelnen Titel lesen kann, beschäftigen sich die Lyrics mit antiken Geschichten und Sagen wie Lethe oder entspringen der Mythologie wie Dunkelwald, welches ihr HIER hören könnt. Standesgemäß gibt es zur schwarz-metallischen Mucke auch Okkultes und blutige Geschichten wie beim hymnischen Viva Vampyria.
Die Highlights sind schwer herauszustellen, denn es gibt nur hundert Prozent und keinen einzigen unberechtigten Song. Natürlich holt einen sofort der Opener mit seinem Klang alter Tage ab. Inquisition und I Spit on Your Grave ballern wie Sau und haben ein Drumming mit der Geschwindigkeit von Omas alter Singer Nähmaschine.
Abschließend ist An Ode To My Darkness mit seinem hymnischen und leicht melancholischen Charakter ein würdiger Abschluss. Insgesamt ist Embodiment Of Chaos ist ein gelungenes Gemisch aus geballter Energie, melodischen Gitarrenlinien und bestechenden Vocals. Nach einer langen Entscheidungsphase gibt es HIER zum Abschluss den Song Lethe, welcher neben Dunkelwald mein Favorit auf der EP ist.
Nach neuesten Meldungen sollen dem schön aufgemachten Tape über Anger Of Metal auch andere Formate folgen. Man muss an AASH dran bleiben, denn der fast monatliche Output an neuen Songs auf seinem Youtube Kanal verspricht weiterhin hörbar großes.
Line Up
Timo Espenhahn – alle Instrumente
Redouane Aouameur – Gesangspart
Links
Bandcamp AASH
Youtube AASH
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