Coping Mechanism – Shiak Kasim – Album Review

Coping Mechanism – Shiak Kasim
Herkunft:
Deutschland
Release:
24.07.2020
Label:
Eigenproduktion
Dauer: 30:44
Genre:
Progressive Instrumental Metal


Das Debüt des Instrumentalquartetts Coping Mechanism mit dem klingenden Namen Shiak Kasim sorgt im ersten Moment für Verwirrung. Wer hier Stoner Rock, Folk Rock oder sonstig eventuell sogar indisch angehauchte Klänge vermuten mag, würde sich wundern. 
Die Band aus dem beschaulichen Rauderfehn aus Deutschland widmet sich nämlich der progressiven Seite der Musik und dies in ausschließlich instrumentaler, recht cleaner Weise.

Dass dieser Ansatz der ausschließlich instrumentalen Interpretation manchen Hörer an die Grenzen des Hörgenuss treibt, der ganz schnell in Langeweile umschlagen kann, ist den Jungs um Coping Mechanism bekannt: „Songs ohne Text oder Gesang sind für Hörende unter Umständen erst einmal identitätslos und somit voller Interpretationsspielraum.“ Mit willkürlich wirkenden Songtiteln wird dem Hörer ein Denkanstoss gegeben. 

Bitte wer, bitte was? 

Den Opener des sieben Song Albums bestreitet Gerippen Gegœmmelt. Viele werden sich nun wundern. Bitte was, bitte wer? Ziel der Band erreicht würde ich sagen. Zumindest die Aufmerksamkeit ist dem rund zwei minütigen Intro gewiss, das mich mit Pianoklängen willkommen heißt. 

Es folgt Crusty Croc, das mich nach rund fünf Minuten mit einem Gewitter im Kopf zurück lässt. Beginnt es noch recht zaghaft, entwickelt es sich über progressive Ansätze mit aggressiven Keyboardklängen, Bass salven und hämmernden Breaks zu einem Donnerwetter, Disharmonien inklusive. 

Man kann es einen selbstbewussten Seiltanz nennen, was mit Track drei und Alfons aus meinem Lautsprecher dringt. Dieser Song ist ein klassischer Progrock Song wie aus dem Bilderbuch. Trifft genau meinen Geschmack mit all dem leichten Gefrickel, dem Saxophon und der Orgel, die so gerne die Hauptrolle spielen würde. 

Der folgende, unaussprechliche Song (❍ᴥ❍ʋ), der so ziemlich alle Reviewer, Moderatoren et al, die der Band durchaus dienlich in der Promotion sein könnten, in den Wahnsinn treibt, ist, es sei gedankt, lediglich eine Bridge, die auf Hast du schon alles erledigt? vorbereitet. Dieses wiederum beginnt ebenfalls eher leise, bevor die band regelrecht explodiert und einen Exkurs in das Genre des Speed Metal anbietet. Dieser Song ist es auch, zu dem Coping Mechanism ein Video veröffentlicht hat, das ihr HIER finden könnt. Wunderbar experimentell toben sich die Jungs hier aus und zeigen ihren speziellen Zugang zur Musik. 

Ich kann mir vorstellen, dass es genau diese Nummer ist, die der Band live Anhänger beschert. Live bringen Coping Mechanism laut eigenen Aussagen den Sound durch modernes Equipment und digitale Modeling-Amps quasi verlustfrei aus dem Studio auf die Bühne. 

Mifti bereitet mit einerseits versöhnlicher Post Rock Attitüde, andererseits mit launigen Disharmonien auf den Closer Ciorbâ De Burtã vor, das mit rund fünf Minuten nochmal ein breites musikalisches Repertoire aufwartet.


Fazit
Sperrige Songtitel, die keinerlei Rückschlüsse ziehen lassen, weder auf Stil, Genre noch Inhalt gepaart mit genreübergreifenden Tracks, die nach einem Alleinstellungsmerkmal suchen sind eine gewagte Mischung für das Debüt einer noch jungen Band. Trotzdem vermögen es die Jungs, Strecken des Albums kurzweilig zu gestalten und eine durchaus selbstbewusste Attitüde an den Tag zu legen. Diese Mischung verlangt manchem Hörer bestimmt einiges ab, ist mir jedoch fördernde 7 / 10 wert.  

Line Up
Marcel Rockel
Immo Groeneveld
Leon Rockel
Zadok Speckmann

Tracklist
01.Gerippen Gegœmmelt
02.Crusty Croc
03.Alfons
04.(❍ᴥ❍ʋ)
05.Hast du schon alles erledigt?
06.Mifti
07.Ciorbâ De Burtã

Links
Facebook Coping Mechanism
Bandcamp Coping Mechanism


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