Morse, Portnoy & George – Cov3r to Cov3r – Album Review
Morse, Portnoy & George – Cov3r to Cov3r
Herkunft: USA
Release: 24.07.2020
Label: InsideOut / Sony Music
Dauer: 50:10
Genre: Progressive Rock / Rock
Die drei in Progressive Rock Kreisen wohl nicht mehr weg zu denkenden Musiker Neal Morse, Mike Portnoy und Randy George spielen seit 2003 zusammen.
Die ersteren beiden sogar schon seit den 1990ern, und haben 2006 ihr erstes Album voller Cover-Versionen alter Rock, Bluesrock und Pop Klassiker veröffentlicht.
Von diesem gab es 2012 den ersten Nachfolger mit Cover-Versionen von Musikern und Bands wie Elvis Costello, The Police oder Steely Dan. Im Zuge der Veröffentlichung des dritten Teils dieser Reihe, Cov3r To Cov3r, wurden nun auch die ersten beide Teile remastered und können zusammen mit dem dritten Teil als Cover To Cover Anthology Vol. 1 – 3 erworben werden, wobei es Cov3r To Cov3r auch separat auf Vinyl und CD zu kaufen gibt.
Zunächst überrascht die Bandbreite der gecoverten Acts, den Anfang macht mit No Opportunity Necessary, No Experience Needed der Opener vom zweiten Yes-Album Time And A Word. Hier vermisse ich einen Jon Anderson und die Erdigkeit und Patina des 50 Jahre alten Stückes. Instrumental überzeugend dargebracht ist es aber allemal.
Hymn 43 vom Aqualung Album von Jethro Tull macht Spaß und klingt auch erfreulich nach den Früh-70ern Jethro Tull, als sie just den Bluesrock aus ihrem Sound zu entfernen versuchten. Neal Morse gibt einen passablen Gitarristen, Portnoy ist auf ganzer Linie am Schlagzeug stark, was auch für Randy George am Bass klingt, der in diesem Genre ja zuhause ist.
Weiter gehts mit einem Song gleichen Alters, Life On Mars von David Bowies 71er Hunky Dory Album ist instrumental sehr gut gemacht, allerdings ist Neal Morse nun mal kein Bowie. Da muss dieser Song gesanglich gegenüber dem Original abfallen. Gleiches gilt für das allseits bekannte Baker Street, HIER das Video, von Gerry Rafferty, erschienen auf seinem City To City Album, und Anfang der 1990er schon erfolgreich und sehr prominent von Underground gecovert. Hier fehlt mir das Gefühl des Originals, Neal Morse schafft es für mich nicht die Emotionalität völlig überzeugend darzubieten.
Einem Vorbild gerade von Mike Portnoy wird als nächstes gehuldigt, It Don’t Come Easy von Ringo Starr und seinem selbstbetiteltem Soloalbum unterfordert einen Weltklasseschlagzeuger wie Mike Portnoy immens, aber ich finde es beeindruckend, wie gut er Ringos markantes Schlagzeugspiel imitieren kann. Auch ist es in diesem Kontext mal ein erfrischender Song, den man noch nicht so oft gehört hat. Für mich ein klarer Pluspunkt.
Baby Blue von Badfingers 71er Straight Up Album ist ein straighter Rocksong, der von allen drei überzeugend dargeboten wird, aber auch keine besondere Herausforderung für Musiker dieses Kalibers darstellen sollte. Unterhaltsam ist er aber. Jene Herausforderung kommt dann mit One More Red Nightmare von King Crimson von deren 1974er Red Album. Hier wird viel Potential verschenkt, Neal Morse überzeugt mich am Mikro nicht, und auch sonst fehlt dem Song die Spannung und Finesse des Originals.
Mit Black Coffee in Bed, der erste der beiden Squeeze-Songs auf diesem Album, wagen die Akteure den Sprung in die 1980er. Interessante Wahl für einen Coversong, für den die Stimme von Neal Morse mittlerweile zu rauh ist und nicht zum wavig-souligen Song passt, der an sich nicht schlecht ist und von den Instrumentalisten sehr gut gespielt wird.
Der zweite Song von Squeeze, Tempted vom 1981er East Side Story Album und im Original vom jungen Paul Carrack gesungen, passt vom Gesang her besser. Carrack und Morse haben eine ähnliche Stimmlage und insgesamt ist der Soulrock des Originals sehr gut transportiert. Für mich ein weiteres Highlight.
Für Mr. Tom Petty und sein Runnin‘ Down A Dream wird wieder das Jahrzehnt gewechselt und das Tempo wieder angezogen, und kommt als Cover dem Original sehr nahe, gerade auch vom Gesang her. Den Abschluss macht das starke Let Love Rule von Lenny Kravitz und seinem 1989er Debütalbum. Die Coolness in Rhythmus und Gitarrensound wird hier sehr gut transportiert und bereitet dem Album einen würdigen Abschluss.
Fazit
Die drei Akteure beweisen bei der Wahl der zu huldigen Songs insgesamt ein glückliches Händchen und bieten ein angenehme Bandbreite zwischen End-1960er Bluesrock über New Wave bis zum 1990er Rock. Instrumental gibt es nicht viel zu kritisieren, vor allem bei dem Gesang müssen hörbar Abstriche gemacht werden, was angesichts der markanten Stimme von Neal Morse sehr schade ist. Sicherlich stand der Spaß an der Sache für die Musiker im Vordergrund, und die Spielfreude ist an allen Ecken und Enden zu vernehmen. Da Musiker vom Schlage von Morse, Portnoy & George keine schlechte Musik machen können und hier auch textlich die Grenzen gesteckt sind, haben wir ein sehr unterhaltsames Cov3r Album vor uns liegen. 7.5/10.
Line Up
Neal Morse – Gesang, Keyboards
Mike Portnoy – Schlagzeug, Gesang
Randy George – Bass, Keyboards
Tracklist
01. No Opportunity Necessary, No Experience Needed
02. Hymn 43
03. Life On Mars
04. Baker Street
05. It Don’t Come Easy
06. Baby Blue
07. One More Red Nightmare
08. Black Coffee In Bed
09. Tempted
10. Runnin’ Down A Dream
11. Let Love Rule
Links
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