Pattern Seeking Animals – Nachgefragt bei John Boegehold – Interview
Spock’s Beard gehören schon seit über 25 Jahren zu den Bands im progressiven Rockzirkus. Der langjährige Produzent John Boegehold gründete zusammen mit einigen Spock’s Beard Mitgliedern die Band Pattern-Seeking Animals. Anlässlich der Veröffentlichung des zweiten Longplayers Prehensile Tales ergab sich die Gelegenheit, John Boegehold ein paar Fragen zu stellen.
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Ingo: Hi John, zunächst einmal: Wie geht es dir in diesen verrückten Zeiten? Ich hoffe, dir und deinen lieben geht es gut?
John: Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Ich hoffe euch auch!
Ingo: Gehen wir direkt zur Sache: Ihr habt das neue Pattern-Seeking Animans album „Prehensile Tales“ am 15.Mai veröffentlicht. Wie unterscheidet es sich von eurem letztjährigen Debüt?
John: Wir waren voll mit unserem Debütalbum zufrieden, aber als wir mit der Arbeit an diesem begannen, war es nicht geplant ein Album daraus zu erstellen, oder sogar eine Band dafür zu gründen. Das hat sich im Laufe der Aufnahmen so ergeben, einige Songs gabs es schon vorher oder sind im Rahmen anderer Projekte entstanden. Für Prehensile Tales haben wir das gesamte Material neu und ausschließlich für das Album geschrieben. Außerden haben wir entschieden andere Musikrichtung auszuprobieren und Instrumente wie Violinen, Flöten oder Bläser hinzuzufügen.
Ingo: Ihr habt Here in my autumn als erste Single veröffentlicht. Eine gute Wahl, finde ich. Wie waren die Reaktionen allgemein darauf?
John: Danke! Die Reaktionen waren sehr gut. Ein paar Leute wird der unterschiedliche Ansatz hinsichtlich der Produktion zum ersten Album überrascht haben, besonders bei der kurzen zeitlichen Distanz zum Debüt.
Ingo: Wie war die Arbeit an Prehensile Tales für dich? Gab es bestimmte erwähnenswerte Momente?
John: Der Schreibprozess und die Vorproduktion findet bei mir zuhause in meinem Heimstudio statt. Wenn man sich monatelang jeden Tag viele Stunden unter Kopfhörer und an den Computerschirm vergräbt, verschwimmen die Tage und die Erinnerungen. Der schönste Moment ist immer dann, wenn wir in das The Mouse House Studio gehen und die Schlagzeugparts von Jimmy aufnehmen. Das ist der Moment, in dem die Songs zum Leben erwachen und das Album Form annimmt. Großartig ist es auch, wenn Musiker von außerhalb kommen, um zusätzliche Parts wie Trompete, Flöte usw. einzuspielen.
Ingo: Gibt es einen Song, der besonders schwierig zu erstellen war, oder einer bei dem es besonders Freude gemacht hat und leicht zu erstellen war?
John: Ich würde den Schreibprozess nicht unbedingt als Freude bezeichnen. Es kann schon langweilig oder frustrierend sein, besonders bei Fehlstarts, wenn irgendwie nichts zu passen scheint. Aber wenn ich mit etwas daherkomme, was wirklich gut funktioniert, dann ist es belohnend und befriedigend, und dann ist es auch relativ leicht einen Song zu vervollständigen. Der Song, bei dem dieser Prozess am kürzesten gedauert hat, war „Soon But Not Today“, vermutlich war dieser Song derjenige, der am leichtesten zu erstellen war.
Ingo: Pattern-Seeking Animals besteht ja mehr oder weniger aus den gleichen Mitgliedern wie Spock’s Beard, mit Ausnahme des Keyboarders und des Gitarristen. Du hast ja in der Vergangenheit ebenfalls einige Songs für Spock’s Beard geschrieben. Wo sind für dich die Unterschiede zwischen den beiden Bands?
John: Ich habe für Spock’s Beard schon seit ungefähr 4 Jahren nichts mehr geschrieben. Ein wichtiger Unterschied ist, dass es für Pattern-Seeking Animals keine stilistischen Einschränkungen gibt, so weit ich diese bedienen kann. Bei Spock’s Beard oder für andere Projekte muss ich darauf aufpassen, welche Musik zur Band passt und mit welchen Sounds und Stilen die Mitglieder klar kommen. Zudem habe ich bei Pattern-Seeking Animals die volle Kontrolle und das letzte Wort darüber, welche Songs auf das Album kommen und wie sie produziert werden.
Ingo: Ich finde das Coverartwork sehr interessant. Es erinnert mich daran, dass jeder sein eigener Atlas ist, der die ganze Welt für sich persönlich mit herumträgt. Wer ist für das Konzept verantwortlich, und findett sich das Konzept auch in den Texten wieder?
John: Die Texte waren schon fertig und aufgenommen, bevor wir überhaupt über das Artwork nachdachten. Der Künstler heißt Mirek und kommt aus Polen. Ich hatte mich aus Zeitgründen dafür entschieden, ein bereits bestehendes Artwork für das Album zu nehmen, ich war mir nicht sicher, ob noch genug Zeit vorhanden wäre, etwas von Grund auf zu erstellen. Da bin ich auf Mirek’s Seite bei Instagram gestoßen und fand bei ihm ein Motiv, dass sich als perfekt erwiesen hat. Zum Glück konnten wir es von ihm lizensieren.
Ingo: Wo wir schon von der Welten Last sprechen, Covid-19 wird dich sicher in irgendeiner Art und Weise betreffen. Von den ausbleibenen Touren mal abgesehen, gibt es irgendwelche Einschränkungen, die dich oder die Arbeit der Band einschränken?
John: Glücklicherweise habe ich einen Tagesjob, dem ich zudem auch von Zuhause aus nachgehen kann. Nachdem ich auch das Songwriting und Aufnahmen zuhause erledige, hat mich der Lockdown im Alltag nicht allzusehr eingeschränkt. Prehensile Tales war zum Ausbruch der Pandemie fertig und abgeliefert, da stimmte das Timing glücklicherweise. Mittlerweile arbeite ich auch schon am dritten Album in der gleichen Art und Weise, wie ich es auch schon vorher getan habe. Was Liveauftritte betrifft, so müssen wir die Situation, wie jeder andere, aussitzen und darauf warten, was wann möglich sein wird. Wir wollten auf dem Rosfest ein 90 minütiges Set bringen und haben bereits daran gearbeitet, als dieses wie auch alles andere abgesagt wurde.
Ingo: Werdet ihr mit Spock’s Beard live auftreten, wenn es sich ergeben sollte? Oder wie wäre ein Konzert für die Fans per Videostreaming?
John: Beides wird nicht passieren. Ein Konzert zu streamen klingt für mich nach einem enomern Aufwand und einem Zuschussgeschäft. Da arbeite ich lieber an neuem Material.
Ingo: Danke für deine Zeit, und freuen wir uns auf das dritte Album von Pattern-Seeking Animals!
Links:
Review Prehensive Tales
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