Axel Rudi Pell – Sign Of The Times – Zwei Minuten nach Mitternacht – Album Review
Axel Rudi Pell – Sign Of The Times
Herkunft: Deutschland
Release: 08.05.2020
Label: Steamhammer/SPV
Dauer: 54:50
Genre: Hard Rock/Heavy Metal
Der inzwischen fast 60jährige Axel Rudi Pell hat mit Sign Of The Times zwei Jahre nach dem letzten erfolgreichen Album Knights Call und den Feierlichkeiten zum 30jährigen Bandbestehen, die mit dem XXX Anniversary Live Album gewürdigt wurden, gar nicht erst angefangen, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, oder gar daran gedacht, sich auf seine Rente vorzubereiten. Nein, der Bochumer macht auch weiterhin seinem Ruf als „working man“ alle Ehre und arbeitet mit seiner Mannschaft einfach weiter, um auch in den kommenden Jahren seinen Fans weiterhin verlässlich neues Material zu liefern. Diese Beständigkeit zeigt sich auch in der langjährigen Zusammenarbeit mit Steamhammer/SPV, die schon die letzten beiden Steeler Alben (Axels erste Band, die es vor ihrer Auflösung 1989 immerhin auf vier Releases brachte) veröffentlichten.
Im Grunde braucht man eine Axel Rudi Pell Platte gar nicht im einzelnen vorzustellen, denn der Gitarrist greift seit Jahren auf die für ihn gut funktionierenden Komponenten zurück und dreht dabei nur hier und da an ein paar Schrauben zur Feinjustierung. So beginnt auch der neueste Dreher wieder mit einem kurzen atmosphärischen Intro, The Black Serenade betitelt, und reiht sich damit im Aufbau nahtlos in die Reihe der letzten Alben ein. Mit dem eigentlichen Opener Gunfire haut die Band, von einem reinen Soloprojekt möchte ich bei dem beständigen Line-Up nicht wirklich sprechen, aber einen ordentlichen Kracher heraus, auf dem Drum Urgestein Bobby Rondinelli die Felle ordentlich gerbt und Axel seine Fender Stratocaster gleich zum Glühen bringt.
Toller Auftakt, dem mit Bad Reputation eine Hard Rock Nummer folgt, die zwar wenig spektakulär ausfällt, aber trotzdem super funktioniert. Das epische Titelstück Sign Of The Times mahnt aufgrund des heiklen Weltgeschehens, dass die Uhr bereits auf zwei Minuten nach Mitternacht steht, so wie es auch das Coverartwork aufzeigt. Auch The End Of The Line bietet gewohnte Hard Rock Kost aus der Küche des Meisters, auf der er sich mit großen Solo Eskapaden zurücknimmt und dem Song einfach genügend Raum lässt.
Auf den Pell Balladen wie As Blind As A Fool Can Be findet der US Amerikaner Johnny Gioeli mit italienischen Wurzeln die perfekte Plattform, um seine gefühlvolle Stimme in Szene zu setzen. Überhaupt ist auch der Sänger seit dem Wiederbeleben seiner Formation Hardline in der Form seines Lebens. Axels Vorliebe für Richie Blackmore und Deep Purple lässt er auf Wings Of The Storm einfließen, was aber wie immer als tiefe Verbeugung vor seinem Vorbild zu sehen ist. Ein Melodic Rock Schmankerl ist Waiting For Your Call, das mit schönen Gitarrenharmonien aufwartet und natürlich von Gioeli gesangstechnisch veredelt wird.
Ungewohnte Reggae Rhythmen erwarten einen dann auf Living In A Dream, die sich aber perfekt in den Songaufbau integrieren. Im weiteren Verlauf setzt Ferdy Doernberg an der Hammond Orgel weitere Akzente unter den relaxten Rocksong mit 1970s Spirit. Den Abschluss bildet das epische Into The Fire mit schleppenden Riffs und pumpenden Bassläufen, die von Axels Weggefährten Volker Krawczak stammen, der ihn seit den Anfangstagen von Steeler musikalisch begleitet. Garniert wird der Song erneut mit sehr feinen Soli aus der Hand des bodenständigen Saitenhexers.
Fazit:
Auch nach dreißig Jahren im Geschäft bleibt Axel Rudi Pell sich treu und liefert wieder ein gewohnt starkes Album ab, das sich nur in Details von den letzten ebenfalls erstklassigen Veröffentlichungen unterscheidet. Somit wissen Fans, was sie auf Sign Of The Times erwarten dürfen. Ich oute mich ganz klar als Fan, da die Qualität nach wie vor stimmt und ich natürlich seit dem Hardline Debüt Double Eclipse (1992) auch ein großer Verehrer von Gioelis Gesang bin. Meine Anspieltipps sind der furiose Opener Gunfire, das für Pell innovative Living In A Dream mit dem coolen Reggae Part und natürlich der großartige Rausschmeißer Into The Fire. Als Wertung lege ich eine 8,5/10 in die Waagschale für einen der beständigsten deutschen Musiker und seine Band und freue mich schon auf die nächsten Alben des Hexers aus Wattenscheid.
Line Up:
Johnny Gioeli – Gesang
Axel Rudi Pell – Gitarren
Ferdy Doernberg – Keyboards
Volker Krawczak – Bass
Bobby Rondinelli – Drums
Tracklist
01. The Black Serenade (Intro)
02. Gunfire
03. Bad Reputation
04. Sign Of The Times
05. The End Of The Line
06. As Blind As A Fool Can Be
07. Wings Of The Storm
08. Waiting For Your Call
09. Living In A Dream
10. Into The Fire
Links:
Webseite Axel Rudi Pell
Facebook Axel Rudi Pell