Corona und die heimische Musikszene – Kolumne
Corona hält die Welt in Atem. Eine positive Sichtweise auf eine derartige Plage zu haben fällt schwer. Und doch missachten wir einen wichtigen Aspekt des Ganzen.
Der Corona Virus breitet sich rasant aus und die Horrormeldungen der Medien verunsichern die ganze Welt. Nun, beinahe die ganze Welt, denn auf manch anderem Kontinent gibt es zumindest einen Präsidenten, der davon ausgeht, Corona hätte was mit Bier zu tun. Ich gestehe, dieser Seitenhieb war nicht seriös, jedoch ebenso unvermeidbar.
Die europäischen Staaten treffen Vorbereitungen um die Ansteckung durch Corona einzudämmen, um das Gesundheitssystem aufrecht erhalten zu können und keine Versorgungsengpässe zu riskieren. Die Risikogruppen sollen geschützt werden.
Dieser Virus sorgt nicht nur für Spekulationen seine Entwicklung betreffend. Ob wir mit Einsetzen von wärmeren Frühlingstemperaturen damit rechnen können, dass sich die Entwicklung wie mit dem Grippe Peak verhält, steht noch in den Sternen. Auch die Wirtschaft spielt verrückt. Aktienpreise eskalieren, der Ölpreis sinkt, weil sich die Saudis und die Russen nicht einig wurden, ergo werden die Benzinpreise billig. Ein ambivalent zu sehender Vorteil, wenn man bedenkt, dass wir nicht reisen sollen. Die Angst vor Corona irritiert jedoch nicht nur die Börsenpreise, Pessimisten sprechen von dauerhafter Rezession als mögliche Folge von Corona.
Wir müssen gar nicht so weit in die Wirtschaft blicken, um zu verstehen, dass wir einander unterstützen müssen in Zeiten wie diesen. Veranstaltungen werden per Erlass der Bundesregierung ab 100 Personen indoor und ab 500 Personen outdoor untersagt. Zum jetzigen Zeitpunkt werden ab morgen Geschäfte des täglichen Bedarfs sowie Notdienste offen bleiben, alle anderen Geschäfte zumindest für eine Woche geschlossen. Auch beziehungsweise besonders die heimische Musikszene trifft das hart, denn Covid-19 zwingt nicht nur Künstlern, Bands, Veranstaltern, PR Agenturen alles an Flexibilität ab, sondern stellt auch Betreiber von Clubs und anderen Venues zum Teil vor horrende Entscheidungen.
Zumindest in Wien trafen die letzten Bestimmungen die ersten Clubs hart und Entscheidungen mussten gefällt werden. Der legendäre Viper Room macht seine Schotten nicht. Und jetzt kommt das, wofür ich die wirklich harte Underground Szene so sehr liebe und weshalb ich denke, Corona kann unsere Musikszene retten. Menschen sind aufmerksam und zumindest die Denkenden rücken im Geiste näher zusammen und unterstützen sich gegenseitig.
Immer mehr bieten im Netz Hilfe an wenn es um Erledigungen für Menschen aus der Risikogruppe geht. Sammelkörbe werden gebildet und Wege abgenommen. Viele sehen die vermeintliche Plage als Chance zu entschleunigen und achtsam zu sein. Im Fall des Viper Room Vienna werden zum Beispiel erste Spendenaktionen initiiert und unter Absprache mit dem Besitzer des Clubs darf die Kontonummer veröffentlicht werden um zu helfen. Einige mehr schließen sich an und supporten so auch Vereine, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, heimische Künstler nicht im Stich zu lassen.
Auch du kannst den Underground, die heimische Musikszene und deine lokalen Geschäfte unterstützen. Wie? Eine Möglichkeit wäre, bereits erstandene Tickets von abgesagten Konzerten nicht zurückzugeben, den Ticketpreis stattdessen zu spenden. Eine weitere Möglichkeit wäre auch, die Zeit, die wir im Home Office oder mit eLearning verbringen zu Hause zu nutzen über die Webseiten unserer Lieblingsbands zu surfen und Tonträger zu kaufen oder Merch. Noch unbekannten Bands ein Ohr zu schenken und Facebook und Co zu nutzen, Newcomer per Empfehlung bekannt machen. Zumindest unser Vinyl Händler des Vertrauens, das Wiener LP Cafe hat einen Online Shop, der 24/7 offen steht um Bestellungen entgegen zu nehmen.
Als Magazin fällt uns das natürlich leichter, die breite Masse zu erreichen. Doch gerade Musikern aus dem Underground hilft jeder Hörer, jeder gekaufte Song, jedes Like in sozialen Medien.
Also Metalheads, lasst uns die Musikszene hochleben und sie trotz oder gerade wegen Corona retten. Seid optimistisch und lasst uns hoffen, dass sich das Virus wie in China verhält; wir eine Besserung erwarten dürfen, bis zum dritten Quartal des Jahres alles wieder in normale Bahnen gelenkt wird und Italien mit all seinen kürzlichen Katastrophen eine Ausnahme bleibt.
Stay magnetic, bleibt gesund und rettet den Underground!